
„Manchester fehlt bei solchen Themen die Erfahrung“
MADRID. Florentino Pérez gilt wahrlich nicht als Präsident, der ein Transfer-Tauziehen als Verlierer beendet. Das 68 Jahre alte Oberhaupt des spanischen Rekordmeisters bekommt in der Regel auch den Superstar, den er unbedingt in seinem Dream-Team sehen möchte. „Franck Ribéry und Patrick Vieira waren Ausnahmen. Man kann nicht immer seine Absichten verwirklichen, auch nicht als Präsident des größten und besten Vereins der Welt“, weiß der Schöpfer der „Galácticos“.
Ich sagte schon am Nachmittag zu unseren Leuten: ‚Das wird nichts‘
Die Causa David de Gea kann der Verhandlungsexperte mittlerweile ebenso als Niederlage bewerten. Allerdings macht er sich für das unglaubliche Transfer-Fiasko am „Deadline Day“ keinerlei Vorwürfe: „De Gea war seit dem Mittag des 31. August praktisch schon ein Spieler von uns. Nachdem wir gegen 13:30 Uhr eine Einigung mit Manchester United erzielt und die Verträge verschickt hatten, bereiteten wir seine Präsentation vor. Es war alles geplant, aber am Ende lief uns die Zeit davon.“
Warum platzte der sicher geglaubte Wechsel, obwohl die Blancos die Verträge bereits am Mittag nach Großbritannien gesandt hatten? Eine Frage, die Pérez noch lange beschäftigen wird. „Ich bin nicht hier, um jemandem die Schuld zuzuschieben, aber ich verstehe nicht, dass acht Stunden benötigt werden, um ein paar Papiere zu lesen. Die Verträge wurden von uns binnen 30 Minuten fertiggestellt. Manchester meldete sich erst spät abends wieder, weil sie scheinbar viel um die Ohren hatten. Am Nachmittag meinte ich schon zu unseren Leuten: ‚Das wird nichts.‘ Ich vertraute nicht auf die Zuverlässigkeit von Manchester“, kritisierte der Klubchef des zehnmaligen Champions-League-Sieger die sportliche Leitung um Ed Woodward, „manche von ihnen sind neu im Geschäft. Bei solchen Themen fehlt ihnen offenbar die Erfahrung. Etwas ähnliches geschah bereits mit (Fábio) Coentrão im letzten Jahr und auch mit (Ander) Herrera. Bei Coentrão gab es natürlich diesen Aufschrei nicht, aber ihnen fehlt wirklich die Erfahrung bei diesen Operationen.“

„Wir müssen uns nicht bei Navas entschuldigen“
Nichtsdestotrotz muss sich Pérez den Vorwurf gefallen lassen, das Hin und Her um De Gea eher hätte lösen zu können. Der Sommer war schließlich länger als ein Tag. „Die Wahrheit ist, dass uns bis zum Schluss die Hände gebunden waren. Manchester weigerte sich bis zum Montag, mit uns Gespräche zu führen. Sie wollten De Gea nicht verkaufen und wir hatten mit dem Thema bereits abgeschlossen, bis sie dann doch via (Jorge) Mendes kommunizierten, verhandeln zu wollen. Wir konnten De Gea nicht im Regen stehen lassen, da er einen hohen Aufwand betrieb, um zu uns zu kommen. Er wollte zu uns“, erklärte der Bauunternehmer das verzwickte Transfer-Theater, das die spanische Presse monatelang auf Trab hielt.
Die Entscheidung der Merengues, De Gea unter Vertrag zu nehmen, fiel zu Ungunsten von Keylor Navas aus. Der Schlussmann aus Costa Rica sollte ein Teil des Deals werden und im Gegenzug zu den „Red Devils“ wechseln. „Er wusste bis zu diesem Tag nichts davon, weil wir bis zu diesem Tag selbst nichts davon wussten“, räumte Pérez ein, Navas überrumpelt zu haben. Gleichzeitig versicherte er jedoch, keine Schuldgefühle gegenüber der jetzigen Nummer eins zu verspüren: „Dieser Deal wäre zweifellos für alle eine gute Lösung gewesen. Keylor hat nach wie vor unser Vertrauen. Wir müssen uns nicht bei ihm entschuldigen. Genauso wenig stimmt es, dass er nach dem geplatzten Wechsel ein höheres Gehalt verlangte. Wir waren und sind sehr zufrieden mit ihm, doch wir hatten eine Übereinkunft mit De Gea. Schon vor über einem Jahr reifte in uns der Gedanke, De Gea als natürlichen Nachfolger von (Iker) Casillas zu verpflichten. Daraus wurde aber nichts und wir holten Keylor. Ich kann nur wiederholen, dass wir sehr zufrieden mit seinen Leistungen sind. Die, die mich kennen, wissen, dass ich nicht mit Personen spiele. Genauso wenig mit Keylor.“
„De Gea war sehr betroffen“
Wie geht es nun weiter? Ist im Fall De Gea das letzte Wort gesprochen oder kann sich Navas auf eine Rolle als „Übergangstorhüter“ einstellen? „Wie man mir sagte, war De Gea am Dienstag sehr betroffen, weil er sich sehr darauf freute, zu uns zu kommen. Ich kann nicht sagen, was die Zukunft bringt. Wir müssen die Sache durchdenken“, kündigte Pérez interne Konversationen an.

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