Interview

„Wir werden noch einen unglaublichen Bale sehen“

Zählt man die Jahre in der Jugend dazu, durfte sich Legende Guti als Fußballspieler ganze 26 Jahre lang als Teil der großen „Real-Madrid-Familie“ zählen. Der 37-Jährige, der Ende August den Posten als U11-Trainer bei den Königlichen übernahm, kennt den Weltverein mindestens so gut wie seinen liebsten Tattookünstler und weiß dementsprechend stets einiges über den spanischen Rekordmeister zu berichten und zu beurteilen. Im Interview mit der MARCA analysierte der ehemalige Vizekapitän die Systemumstellung von Carlo Ancelotti, die Situation vor der Verleihung des Ballon d’Or und die Zukunft eines früheren Mitspielers und guten Freundes.

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Guti
Guti trainiert aktuell die U11-Mannschaft von Real Madrid

„Ewige 14“ prophezeit Illarramendi vielversprechende Zukunft

MADRID. Erfolg: Das ist nichts, was aus heiterem Himmel fällt. Erfolg muss man sich hart erarbeiten, Erfolg ist ein Prozess. Was erfolgreich werden soll, muss nicht selten hohe Hürden überwinden – und über die eine oder andere kann man schon mal stolpern. Carlo Ancelotti hat sich das Ziel gesteckt, am Ende der Saison lachen, jubeln, feiern zu können, musste bis dato wegen Pleiten oder schwacher Auftritte seiner Mannschaft aber schon so manche Kritik einstecken. Real-Madrid-Legende Guti (1984 bis 2010; inklusive Jugend) gegenüber der Sportzeitung MARCA: „Ancelotti hat nicht besonders gut angefangen, aber die Mannschaft lernt jetzt, was er will. Die drei zentralen Mittelfeldspieler waren ein Geschenk, weil ich in der Defensive die Probleme gesehen habe. Um die Champions League zu gewinnen, musst du einfach besser verteidigen. Nun hat man ein System gefunden, mit dem sich der Trainer und die Spieler wohlfühlen.“ 

So langsam ins Rollen kommt der königliche Express aber sicher nicht ausschließlich aufgrund der Umstellung auf ein 4-3-3-System. Ein weiterer Grund ist für nicht wenige auch die Rückkehr einer ganz wichtigen Schaltzentrale: Routinier Xabi Alonso„Natürlich hat man auch die Rückkehr von Alonso bemerkt“, lobte der Ex-Mittelfeldmann die Leistung, die der Spanier beiträgt. Doch sieht er auch die Zukunft des jungen Asier Illarramendi mehr als positiv: „Es ist eindeutig, dass Illarramendi eine große Zukunft vor sich haben wird, denn er ist sehr gut und gefällt mir sehr. Deshalb wird er in der Zukunft noch viel erreichen. Doch ist es noch zu früh. Madrid braucht die perfekte Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive und diese ist Xabi. Er beherrscht das perfekt.“

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„Isco hat die Systemänderung nicht gut getan“

Einen ähnlich schweren Stand im Team wie „Illarra“ hat mit Isco ein zweiter Neuzugang. Obwohl der spanische U21-Europameister in den ersten Spielen der Saison loslegte, als gäbe es kein morgen mehr, sank seine Leistungskurve auch genauso schnell wieder. Wenig Einsatzzeiten, wenig Spielpraxis und keine Tore – woran liegt’s? „Isco hatte einen spektakulären Start und er hat gespielt, weil er es sich auf dem Platz verdient hat. Ich glaube aber, dass ihm die Systemänderung nicht sehr gut getan hat, denn nun ist er etwas verlorener. Ancelotti ist aber schlau und weiß genau, dass er ihn noch brauchen wird – gerade jetzt durch die lange Verletzung Khediras. Ich bin sicher, dass er nun Spielzeit bekommen wird“, so der aktuelle Übungsleiter von Reals Alevín A, der U11-Mannschaft.

Isco
Auch Ex-Real-Kapitän und -Legende Hierro sagt: „Isco wird einer der wichtigsten Spieler sein“

Wer bekommt den Ballon d’Or? „Schwierige Frage…“

Es sind aber nicht nur die Neuen, die erst in die Saison finden mussten, sondern auch das neue Trainerteam um Chef Carlo Ancelotti und Assistent Zinédine Zidane. „Es ist schön, Zidane an der Seite von Ancelotti zu sehen. Sie beide wissen genau, dass die Protagonisten die Spieler auf dem Platz sind. Zidane hat aber gerade erst angefangen und wir werden sehen, wie er sich nach einem Jahr bei Real Madrid fühlt. Es ist nicht das gleiche, nun jeden Mittwoch und Sonntag mit der Mannschaft zu reisen. Es wird von ihm abhängen, jedoch sieht ihn jeder als künftigen Trainer, wenn man die Fans fragt“, spekulierte er über eine potentielle Trainerkarriere des Franzosen, der von 2001 bis 2006 mit Guti zusammenspielte.

Binnen dieser fünf Jahre war „Zizou“ die Galionsfigur der Königlichen. Das ist anno 2013 mittlerweile Cristiano Ronaldo, der den Fokus der Fußballmassen dieser Tage mit Gala-Auftritten auf sich zieht – und mit der Suche nach einem neuen Weltfußballer. CR7 gilt als heißer Kandidat, für viele als Top-Favorit. Auch für den Mann, der in Madrids Historie dank 542 Einsätzen auf dem zehnten Platz steht: „Das ist ein bisschen schwierig. Wenn sie danach gehen, wer am meisten gewonnen hat, weiß ich nicht, warum man ihn Messi und nicht Iniesta gibt, der bereits mehr gewonnen hat. Wenn sie ihn dem Besten geben wollen, dann steht Ronaldo über allen – und zwar nicht nur eine, sondern zwei oder drei Stufen. Nicht nur im Vergleich zu Messi, sondern bei allem Respekt auch zu Ribéry.“ 

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Kürzlich meinte „Carletto“, es könne mit Gareth Bale in Bälde einen zweiten Cristiano Ronaldo geben. Der 24-Jährige aus Wales kommt immer besser in Form, was so sicherlich nicht zu erwarten war. Der Offensiv-Allrounder kam schließlich ohne absolvierte Saisonvorbereitung an die Concha Espina, plagte sich zu allem Überfluss nach seiner Ankunft mit einigen Verletzungen herum. „Ich bin etwas überrascht. Er ist mit vielen Verletzungen gekommen, hat aber schon gezeigt, wer er ist“, lobte der 37-Jährige die Nummer 11. „Madrid hat nun 100 Millionen bezahlt, aber man hätte auch 150 Millionen bezahlt. Er wird noch sehr stark werden. Er hat sich gut mit den anderen beiden (Benzema und Ronaldo; d. Red.) eingespielt. Wir werden noch einen unglaublichen Bale sehen.“

„Casillas wird nicht gehen, nur weil er zu wenig spielt“

Geht es also nach der „ewigen Nummer 14“, erwarte Bale ebenso wie Illarramendi eine rosige Zukunft! Die großen Jahre des Iker Casillas dagegen scheinen schon zurück zu liegen. Als Stammspieler kann sich die Legende bei den Blancos mittlerweile nicht mehr bezeichnen, „San Iker“ darf nur noch in Pokal und Champions League ran und muss dafür Diego López in der Meisterschaft den Vortritt lassen. „Casillas hat fünf oder sechs Monate nicht unter Mourinho gespielt und dann kam ein anderer Trainer, der einen unglaublichen Keeper erlebt hat und auch die weitere Saison nun sehr starke Leistungen bringt. Es fehlen einfach die Argumente, um einen Wechsel zu vollziehen. Aus professioneller Sicht durchlebt Casillas deshalb aktuell einen sehr schweren Moment“ Wir sehen aktuell aber den besten Iker aller Zeiten und so hat Carlo gleich zwei großartige Keeper zur Verfügung“, so nicht nur der Eindruck Gutis. Doch würde der einstige Vizekapitän, der selbst 2010 die „Flucht“ nach Istanbul ergriff, dem degradierten Ersatzkeeper zu einem Wechsel raten? „Wenn er den Verein wechseln sollte, dann nicht, weil er nicht spielt, sondern weil er etwas Anderes sucht: Ein anderes Land, eine andere Mannschaft oder einfach eine andere Herausforderung. Er wird das tun, was für ihn und seine Familie das Beste ist.“

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von
Marcel Hildmann

Sportjournalismus-Student, der seit dem CL-Sieg 2002 im Bann der Königlichen steht und seit vielen Jahren im World Wide Web sein redaktionelles Unwesen treibt. Aus Leidenschaft wird nun Beruf – REALTOTAL ist dafür die perfekte Plattform.

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