
„Wenn Real anruft, musst du diesem Ruf folgen“
MADRID/LONDON. Ein möglicher Wechsel von Tottenham-Stürmer Harry Kane in die spanische Hauptstadt war in den vergangenen Transferfenstern einer der Dauerbrenner in der Gerüchteküche. Der angebliche Flirt zwischen dem Weltklasse-Torjäger und den Blancos hat sich zuletzt aufgrund der Sparmaßnahmen im Zuge der Corona-Krise und anhaltender Gerüchte um Kylian Mbappé und Erling Haaland aber deutlich abgekühlt.
Jonathan Woodgate, der von 2004 bis 2006 selbst das weiße Trikot trug, aufgrund von Verletzungen aber nur auf 14 Einsätze (ein Tor) kam, rät seinem Landsmann nun öffentlich zu einem Wechsel und heizt die Transfergerüchte somit wieder an: „Wenn Real Madrid anruft, musst du diesem Ruf folgen. Wenn du auf einem Niveau wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo spielen möchtest, musst du Tottenham verlassen“, sagte Woodgate gegenüber Astro SuperSport.
Geringe Titelchancen bei den Spurs
In den Augen des ehemaligen Real-Verteidigers, der bis zum 23. Juni 2020 als Trainer des englischen Zweitligisten FC Middlesbrough arbeitete, hängt der weitere Verlauf von Kanes Karriere maßgeblich davon ab, ob dieser sich für einen Wechsel entscheidet oder den Spurs die Treue hält. „Ich sehe nicht, dass er mit Tottenham die Liga gewinnt. Weder in dieser noch in der nächsten Saison“, so Woodgate weiter. Denn obwohl das Team von José Mourinho derzeit mit 29 Zählern nur vier Punkte hinter Spitzenreiter und Vorjahresmeister FC Liverpool liegt und dabei sogar noch ein Spiel in der Hinterhand hat, sieht Woodgate die Spurs im Zweikampf mit der absoluten Premier-League-Spitze schlichtweg nicht auf Augenhöhe. „Wenn die Spurs auf das Niveau von Liverpool und City kommen wollen, haben sie noch eine Menge Arbeit vor sich“, befand der Engländer.
Für den noch titellosen Kane dürfte sich in den kommenden Transferperioden entscheiden, ob er den Weg einschlägt, als Tottenham-Legende in die Geschichtsbücher einzugehen oder doch noch einmal die großen Vereinstitel ins Visier zu nehmen. „Wenn Kane, wie er selbst sagt, die Champions League gewinnen will, hat er dazu bei Real Madrid definitiv große Chancen“, so Woodgate weiter.
Torjäger mit Killerinstinkt
Dass Kane, der in 226 Premier-League-Einsätzen auf 153 Tore und 35 Assists kommt,, unterstreicht die Extraklasse des Engländers im Torabschluss. Bis auf einige individuelle Auszeichnungen – darunter zwei Torjägerkanonen in der Premier League (2015/16 und 2016/17) – hat der inzwischen 27-Jährige noch keine Titel auf der Habenseite. Besonders bitter in Kanes bisherigem Karriereverlauf war sicherlich das Champions-League-Finale 2019, in dem er und die Spurs mit 0:2 den Kürzeren gegen den FC Liverpool zogen.
Wie gut der Mittelstürmer vor dem gegnerischen Tor ist, unterstreichen zudem die Zahlen der bisherigen Premier-League-Saison: In 16 Partien erzielte Kane zehn Tore und legte zudem sage und schreibe elf (!) Assists auf. Kein Wunder also, dass er gemeinsam mit Nebenmann Heung-Min Son (zwölf Tore) das beste Sturmduo im englischen Oberhaus bildet. Vor dem Hintergrund der Konstanz der vergangenen Jahre scheint sich der 27-Jährige nah an seinem Leistungszenit zu befinden – kein schlechter Zeitpunkt für einen Wechsel in die spanische Hauptstadt.
Lange Vertragslaufzeit, hohe Ablöse und königliche Prioritäten
Problematisch dürften jedoch die der langen Restlaufzeit von Kanes derzeitigem Vertragspapier (bis 2024) und dem hohen Marktwert (120 Millionen Euro) geschuldete, tendenziell hohe Ablösesumme darstellen. Zudem bezeichnete Spurs-Coach José Mourinho den Angreifer zuletzt gegenüber dem vereinseigenen TV-Sender SPURSTV als „Gewinnertyp, der mit dieser Aura zu uns gekommen ist und nun auch hier Titel holen will“ – ein klare Anzeichen dafür, dass der Portugiese nicht gewillt sein wird, seinem vielleicht wichtigsten Spieler in die spanische Hauptstadt ziehen zu lassen.
Abgesehen davon bemühen sich die Merengues eher um PSG-Star Kylian Mbappé sowie BVB-Torjäger und „Golden Boy“ Erling Haaland. Während der lang umworbene Mbappé als Wunschspieler der Klubführung und legitimer Ronaldo-Nachfolger gilt, tauchte auch der Name Haaland zuletzt immer häufiger im Zusammenhang mit den Blancos auf. Unter dem Strich also jede Menge Indizien, die einen Real-Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich erscheinen lassen. Die Causa Kane dürfte damit aber keineswegs endgültig geschlossen sein.
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