Kommentar

Wort zum Spieltag: Warum nicht öfters mal die Jungen?

Real Madrid tut sich gegen ein unangenehmes Osasuna lange schwer und kann die Partie erst spät für sich entscheiden. Einer der Hauptprotagonisten in der Endphase: Castilla-Stürmer Álvaro Rodríguez. Für REAL TOTAL-Redakteur Yannick Frei stellt sich mit Blick auf die weiterhin angespannte Personalsituation deshalb die Frage: Wieso nicht mal öfters die Jungen ranlassen? Das Wort zum Spieltag.

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Álvaro Rodríguez (l.) legte Marco Asensio das 2:0 auf – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

Rodríguez mit Traumdebüt

88. Minute im Spiel CA Osasuna gegen Real Madrid: Castilla-Stürmer Álvaro Rodríguez wird für den diesmal eher blassen Rodrygo Goes eingewechselt, der Uruguayer feiert sein Debüt in LaLiga. 89. Minute: Mit seiner zweiten Ballaktion legt der 18-Jährige mit einem klugen Querpass auf Vinícius Júnior das vermeintliche 2:0 auf, welches vom VAR aufgrund einer knappen Abseitsstellung aber noch einkassiert wird. 90. Minute + 2: Wieder ein kluger Querpass – diesmal auf Marco Asensio –, wieder ist der Ball drin, diesmal zählt der Treffer. Die Königlichen sichern sich somit einen eminent wichtigen Auswärtserfolg in Pamplona, um weiterhin im Meisterrennen dabei zu bleiben. Und Rodríguez darf sich über ein Traumdebüt freuen, wie man es sich wohl besser kaum vorstellen kann.

Auch wenn der 1,93 Meter große Mittelstürmer inklusive Nachspielzeit nur rund zehn Minuten auf dem Feld stand, deutete er mehr als an, dass er über wertvolle Qualitäten verfügt. Rodríguez ist trotz seiner Größe technisch sehr versiert, weiß Bälle festzumachen, bewegt sich intelligent in den Räumen und bringt selbstredend auch ein entsprechende physische Komponente mit. Genau aus diesem Grund wurde er von Carlo Ancelotti in Abwesenheit des geschonten Karim Benzema auch in den Kader berufen, wie der Italiener nach Spielende erklärte: „Er ist ein Spieler mit viel Qualität, er kann gut mit dem Ball umgehen, ist fokussiert. Er ist ein Stürmer, der uns helfen kann, so wie er es heute getan hat. Es ist nicht einfach für so einen jungen Spieler, ins Spiel zu kommen und so fokussiert zu sein. Er hat innerhalb von zehn Minuten den Unterschied ausgemacht. Er hat zwei Vorlagen gegeben, die erste für Vinícius, die zweite für Asensio, obwohl er gerade erst hineinkam. Er wird uns in dieser Saison sicherlich noch helfen.“

Weicht Ancelotti von seinem Stigma ab?

Vor allem der letzte Satz ist interessant. Die große Frage ist, ob „Carletto“ diesen Worten auch wirklich Taten folgen lässt. Versprechungen und Lobpreisungen für junge Spieler bei den Blancos gab es in der Vergangenheit zuhauf, zu sehen bekam man sie aber nur selten. Natürlich darf und sollte man einen (erfolgreichen) Kurzeinsatz nicht überbewerten und einen gerade einmal volljährigen Nachwuchsakteur zum neuen Hoffnungsträger hochstilisieren. Dennoch ist es schwer zu verneinen, dass man in dieser Spielzeit einen besonders talentierten Castilla-Jahrgang zur Verfügung hat, mit dem einen oder anderen hochtalentierten Spieler, der für die erste Mannschaft durchaus interessant ist. Neben Rodríguez sind hier vor allem Sergio Arribas zu nennen, perspektivisch könnte auch Nico Paz, der zuletzt eine tolle U20-Südamerika-Meisterschaft spielte, interessant werden.

Natürlich ist es bei einem Verein wie Real Madrid unheimlich schwierig, jungen, aufstrebenden Talenten Spielzeit zu geben, in Anbetracht der hohen Qualität im Kader und des vorherrschenden Erfolgsdrucks, der Fehler, die jungen Spielern unweigerlich passieren, kaum verzeiht. Blickt man jedoch auf die derzeit angespannt Personalsituation bei den Königlichen und die große Anzahl an vermeintlichen „Kaderleichen“, würde man es sich schon wünschen – auch aus perspektivischer Sicht –, dass zu gegebener Zeit öfters auch mal die jungen Wilden rangelassen werden. Klar, Fußball ist keine Mathematik, wie Karl-Heinz Rummenigge einst mal sagte, und einfach mal drei bis vier Talente reinwerfen und hoffen, dass diese gegen gestandene Profis bestehen, funktioniert nicht auf Knopfdruck. Aber diesen immer mal wieder, umgeben von einem stabilen Gerüst, Spielzeit zu geben und den Etablierten so die eine oder andere Verschnaufpause zu gönnen, sollte nicht gänzlich unmöglich sein.

Die Erfahrung der Vergangenheit hat zwar gezeigt, dass Ancelotti dahingehend kein großer Freund von Eperimenten ist und bezüglich der Förderung junger Spieler nicht zwangsläufig den besten Ruf besitzt. Dennoch sollte man sich diesen enorm talentierten Castilla-Jahrgang zu Nutze machen und Spielern wie Arribas, die zweifelsohne mehr Perspektive in diesem Verein besitzen als beispielsweise ein Mariano Díaz oder Eden Hazard, mehr Spielzeit geben. Vor allem wenn Partien gegen Ende bereits entschieden sind. Dass man auf der anderen Seite einen dieses Jahr durchaus realistischen Aufstieg der Castilla nicht gefährden möchte, ist aus Vereinssicht allerdings ebenso verständlich. Dennoch: Dass ihre Energie und ihr Erfolgshunger durchaus auch ein belebender Faktor sein können, bewiesen nun sowohl Rodríguez als auch zuletzt Arribas (erzielte einen Treffer bei der Klub-WM). Und dass der Mannschaft in den bevorstehenden englischen Wochen mit Liga, Champions League und Copa inklusive zahlreicher Kracher-Spiele ein bisschen frisches Blut gut zu Gesicht stehen würde, steht wohl außer Frage. Also Carlo, warum nicht öfters mal die Jungen?

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Carlo sollte nur nach Leistung aufstellen und es sollte egal sein, ob ein Mariano/Odri/Hazard etc. dickere Verträge haben, weil sie diese ohne jeglichen Gegenwert sowieso nur aussitzen. Wir haben es jetzt mehrmals gesehen, dass die Nachwuchsspieler eine tolle Bereicherung auf dem Platz darstellen. Wenn sie nichts drauf haben würden, wären sie nicht in der Real Madrid Akademie gelandet. Alle sind hochmotiviert, wollen sich zeigen und der Mannschaft helfen. Sie brennen für das weiße Trikot und bringen frischen Wind rein. Da sind mir die vielen satten, nutzlosen und demotivierten Vertragsaussitzer im Kader ziemlich egal, wenn sie von einem Jungspund verdrängt werden. Carlo, tu es! Greif öfters auf den Nachwuchs zurück!
 
Schon zu Beginn der Saison fragwürdig und nach der WM und der Wintertransferperiode nun ein Skandal!
Spieler auf die Bank zu setzen, mit denen ich weder in dieser noch in der nächsten Saison plane und immer wieder Spieler vorzuziehen, die mit Herzblut auf solche Momente warten, ist einfach ein Skandal.
Niemand fordert eine Revolution, sondern eine gesunde Integration und auch eine Bewertung nach Leistung und nicht nach Gehalt und Namen. Carlo möchte doch auch seinen Arsch retten, Mut wird ihm wahrscheinlich mehr helfen, als sich dauernd hinter seinen Routiniers zu verstecken.

Auf den außen haben wir: ViTo
Innen: Marvel
Mittelfeld: Arribas/ Nico/ Mario
Angriff: Alvaro / Arribas

Unsere Säulen brauchen in den nächsten Tagen und Wochen, Pausen.... es ist jetzt schon extrem schwierig und es wird nicht leichter..... Also habe Mut Carlo und tue allen eingefallen....
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Artikel steht das ja schön beschrieben. Wenn man so einen Youngster bringt, muss man sich auch 100%ig sicher sein, dass der auch abliefert. Entsprechend müsste der schon im Training bessere Leistungen bringen, als die ansonsten vorhandene Wechseloption. Wenn Ancelotti einen gestanden Profi wie Asensio oder Mariano draußen lässt, um einen Nachwuchsspieler zu bringen, muss das zwingend funktionieren, da sich sonst jeder fragt, weshalb man einen unerfahrenen Spieler einem gestandenen Profi vorzieht. Welche Auswirkungen das darüber hinaus bspw. auch auf Mariano und Asensio hätte, muss man - glaub ich - niemandem erklären. Wenn man sich mal in deren Lage versetzt und sieht, dass einem ein 18 Jähriger aus der zweiten Mannschaft vorgezogen wird, ist das schon ein heftiger Schlag ins Gesicht, wenn nicht sogar eine Demütigung.

Klar, wir wünschen uns alle, dass unsere Jungen öfter mal zum Zug kommen, aber in der Praxis ist das halt oft nicht möglich und sollte auch eigentlich nicht erforderlich sein, da man bei Real Madrid davon ausgehen können muss, dass die Ersatzspieler besser als die Talente der zweiten Mannschaft sind.

Aus Ancelottis Sicht kann ich das also absolut nachvollziehen. Und wenn man sieht, dass Hazard gar keine Minuten mehr bekommt, kann sich Alvaro extrem glücklich schätzen, dass er so eine Chance bekommen hat. Und noch glücklicher kann er sich schätzen, dass er seine Chance so super genutzt hat, denn nur so hat er überhaupt erst eine Chance, nicht gleich wieder abgeschoben zu werden.
 
Wenn man sich mal in deren Lage versetzt und sieht, dass einem ein 18 Jähriger aus der zweiten Mannschaft vorgezogen wird, ist das schon ein heftiger Schlag ins Gesicht, wenn nicht sogar eine Demütigung.

Das spricht aber nicht gerade für die über-bezahlten Über-Profis, wenn mittlerweile Jungspunde mehr auf dem Platz zeigen als sie. Wir reden hier immer noch vom Leistungssport und für den Erfolg braucht es Spieler, die diese Leistung bringen. Das tun die Jungen. Möchte Carlo diese Saison erfolgreich abschließen, muss er alles dafür tun und alle Mittel ausschöpfen. Ich glaube kaum, dass das Mannschaftsklima von einigen Jugendspielern, die es teilweise besser als so mancher Profi machen, gestört wird. Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man doch so schön.
 
Das ist ein ganz kompliziertes Thema ich kann Carlo verstehen das typische Tagesgeschäft im Fußball aber er muss auch uns verstehen dass wir viel mehr Spieler aus der zweiten in der ersten Truppe sehen möchten wenn natürlich die Leistung stimmt aber ich habe so langsam das Gefühl dass da wirklich sehr gute Talente warten und sollte wirklich manche tausendmal besser sein als ein gestandener Profis da kann auch einen Trainer nicht mehr drumherum kommen die Leistung zählt am Ende.
Für mich persönlich ist der hauptschuldige der Herr Perez der wenig dafür tut das viel mehr aus der zweiten Mannschaft hochgezogen werden.
Das muss ich auf jeden Fall ändern in der nahen Zukunft.
Hala Madrid
 
Wäre schön wenn öfters auf die jungen gesetzt wird. Aber Ancelotti sagt immer einiges was er danach nicht einhaltet habe ich gemerkt. Sowie viel Rotieren (sagte er anfangs Saison), dass Hazard wichtig sein wird in der zweiten Saisonhälfte und jetzt das. Ausser bei denn Tranfers, dass keiner geholt wird, hat bis jetzt gestimmt. ;)
 
Wenn man sich mal in deren Lage versetzt und sieht, dass einem ein 18 Jähriger aus der zweiten Mannschaft vorgezogen wird, ist das schon ein heftiger Schlag ins Gesicht, wenn nicht sogar eine Demütigung.

Das spricht aber nicht gerade für die über-bezahlten Über-Profis, wenn mittlerweile Jungspunde mehr auf dem Platz zeigen als sie. Wir reden hier immer noch vom Leistungssport und für den Erfolg braucht es Spieler, die diese Leistung bringen. Das tun die Jungen. Möchte Carlo diese Saison erfolgreich abschließen, muss er alles dafür tun und alle Mittel ausschöpfen. Ich glaube kaum, dass das Mannschaftsklima von einigen Jugendspielern, die es teilweise besser als so mancher Profi machen, gestört wird. Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man doch so schön.

Das verstehe ich alles und da hast du auch recht. Aber nehmen wir an, ein Spieler aus der Castilla spielt dann komplett beschissen und man verliert ein Spiel, dann hat Ancelotti auf einen Schlag ganz viele Probleme, statt nur das verlorene Spiel.

Bei den Spielern, die bereits in den Kader integriert sind, also mit denen für die Saison geplant wird und die auch keine Spiele mehr in der Castilla machen, wäre das einfacher, da das ja keine Castilla-Spieler mehr sind.

Von „einfach mal reinwerfen“ halte ich nichts, da, wie du geschrieben hast, das Leistungsprinzip gelten muss. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Ancelotti zu vielen Spielern aus der Castilla gar kein eigenes Meinungsbild hat, da er sie vermutlich nur gelegentlich oder gar nicht spielen sieht. Das soll jetzt auch keine Kritik sein, da er sich schließlich um die erste Mannschaft kümmern muss und dieses Jahr nach neun englischen Wochen am Stück wohl auch viel zu wenig Zeit dafür hat. Und das er sich auf sein persönliches Werturteil verlassen will und nicht darauf, was bspw. Raúl sagt, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Aber wie gesagt, das ist jetzt alles nur Spekulation meinerseits.

Ich gehe davon aus, dass Álvaro diese Saison keine Minute mehr erhält, wenn Mariano nicht verletzt ist.
 
Es ist schon bedenklich, wenn man bedenkt, dass Nacho, Carvajal und Vazquez die letzten Spieler aus La Fabrica sind, welche es ins Kader tatsächlich geschafft haben. Das ist gefühlt schon ewig her. Seit dem hat man (ich zähl jetzt extra die Liste nicht auf) so viele Talente abgegeben und nicht auf sie vertraut. Klar waren teilweise auch die Umstände oder tatsächlich das Können dafür verantwortlich, aber es isch schon schade, dass man aus der eigenen Talentschmiede nicht öfters Spieler hochzieht. Da spielt das Wort „Vertrauen“ natürlich auch eine grosse Rolle.
 
Es ist schon bedenklich, wenn man bedenkt, dass Nacho, Carvajal und Vazquez die letzten Spieler aus La Fabrica sind, welche es ins Kader tatsächlich geschafft haben. Das ist gefühlt schon ewig her. Seit dem hat man (ich zähl jetzt extra die Liste nicht auf) so viele Talente abgegeben und nicht auf sie vertraut. Klar waren teilweise auch die Umstände oder tatsächlich das Können dafür verantwortlich, aber es isch schon schade, dass man aus der eigenen Talentschmiede nicht öfters Spieler hochzieht. Da spielt das Wort „Vertrauen“ natürlich auch eine grosse Rolle.

Nacho ist der Einzige, der es ohne Umwege zu den Profis geschafft hat und immer noch hier ist. Damals ließ ihn ein gewisser Mourinho starten (übrigens als LAV) und der Rest ist Geschichte. Wer weiß, wer alles noch so ein Madrid-Urgestein werden wird? Dafür muss man die Jungs aber einsetzen und ihnen - wie du schon sagst - Vertrauen schenken.
 

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