
Real verschafft sich aus Patzer der Konkurrenz keinen Vorteil
MADRID. Die Freude beim Madrisimo war groß, als am frühen Samstagabend die Anzeigetafeln des Estadio Ciudad de Valencia nach 90 Minuten einen 3:1-Überraschungssieg von UD Levante über den FC Barcelona anzeigten. Noch trennten die Königlichen vor dem 11. Spieltag ein Zähler von den Katalanen. Mit einem Heimsieg über Betis Sevilla hätte sich die Truppe von Zinédine Zidane die Tabellenführung in LaLiga zurückerobern können. Doch die Chance wurde trotz zahlreicher vielversprechender Gelegenheiten gegen die Andalusier nicht genutzt.
Zidane fordert unlängst eine Siegesserie, machte auch nach dem 0:0 gegen Betis klar: “Wir wissen, dass die laufende Liga eine sehr schwere werden wird. Bis zum Schluss. Aber so ist das.” Drei Siege hintereinander? Das gab es in LaLiga letztmals im März! Einen gar besseren Lauf? Derzeit undenkbar. Die Blancos bewegen sich zwischen Erfolg und Rückschlag – finden in dieser Spielzeit bis dato keine Konstanz. So folgte auf den 5:0-Sieg unter Woche gegen Leganés eine ernüchternde Nullnummer gegen Betis.
„Wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen“
“Nach der Niederlage von Barça ist es eine verpasste Chance. Wir haben gut gespielt und hätten uns mehr verdient gehabt. Wir hatten mehr Chancen als Betis, aber wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen”, hadert Torhüter Thibaut Courtois nach dem trostlosen Remis mit der verpassten Chance. Zwar konnte der Belgier zuletzt wettbewerbsübergreifend dreimal zu Null spielen, vorne jedoch macht sich wenig Effektivität breit. So hätte wohl auch schon das 5:0-Schützenfest gegen Leganés höher ausfallen können.
Gegen Betis hatten die Merengues sieben zu drei Torschüsse, keiner davon wurde genutzt. Nicht zuletzt auch gab es außerordentliche Diskussionen um einen verwehrten Elfmeter, doch das sei mal dahingestellt. Mit 21 Toren aus 11 LaLiga-Spielen stellt die Offensive der Blancos nach Barça (29) zwar den zweitbesten Angriff der Liga, hat damit auch eine bessere Ausbeute als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison (14), um wieder eine ernsthafte Rolle in Sachen Silberware spielen zu können, muss Reals Angriffsreihe dennoch gefährlicher im Abschluss werden.
Individuelle Klasse statt kollektivem Zusammenspiel
Unermüdlich liefen die Königlichen gegen Betis Sevilla an. 90 Minuten viel Offensivpower, doch letztlich gab es keine Ernte. Eine Lücke in der andalusischen Abwehr zu finden, stellte die Männern von Zidane vor ziemliche Probleme. So waren es eher individuelle Aktionen von Eden Hazard, dessen Treffer nach schönem Aussteigen des Gegners leider zurückgepfiffen wurde, aber auch Ferland Mendy hatte eine Großchance zur Führung, setzte das Spielgerät ans Außennetz. Ebenso versuchten sich die zwei Brasilianer um Vinícius Júnior und Rodrygo Goes über Einzelaktionen – ohne Ertrag.
Reals Offensiv-Lebensversicherung Karim Benzema konnte die Hoffnungen im Sturmzentrum diesmal nicht erfüllen. Allein der Franzose hatte fünf Torversuche, wovon zwei für Betis-Keeper Joel Robles leichter Fang waren und drei sogar über das Tor gingen. Der in der 83. Spielminute eingewechselte Luka Jović tat sich hingegen noch schwerer – beendete die Partie ohne Beteiligung.

Nicht nur Real strauchelt
Dass das “weiße Ballett” nach 11 gespielten Partien in LaLiga so gut dasteht, hat zugegebenermaßen auch damit zu tun, dass die sonst so starke Konkurrenz um den FC Barcelona und Atlético Madrid ebenso Federn lässt und strauchelt. Die Blaugrana und die Madrilenen nach dem 12. Spieltag (Clasíco steht noch aus) beide bei 22 Punkten? So wenig Punkte hatten die beiden spanischen Großmächte zuletzt 2005 auf dem Konto.
Doch nicht nur die drei Top-Klubs aus Spanien haben mit dem bisherigen Saisonverlauf Probleme. Auch in anderen Top-Ligen haben die großen Teams ihre Schwierigkeiten, in Höchstform zu kommen. Während in der Bundesliga der FC Bayern spätestens nach der 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt eine Krise durchlebt, hat in England der amtierende Meister Manchester City bereits drei Siege verspielt und dem FC Liverpool einen Vorsprung verschafft. Zwar führt in der französischen Ligue 1 Paris Saint-Germain die Spitze unangefochten an, aber auch Reals Champions-League-Gruppengegner hat bereits drei Niederlagen hinnehmen müssen.
Es gilt, die Balance zu finden
Bleibt dabei festzuhalten: Auf der weißen Weste von Courtois lässt sich aufbauen. Seit seiner Ankunft im Sommer 2018 tat sich der 1,99 Meter Mann schwer, aufeinanderfolgende Partien ohne Gegentor zu beenden. Dies gelingt dem 27-Jährigen nun bereits das zweite Mal in dieser Saison. Vor dem Tor des Gegners müssen die Königlichen aber wieder effektiver werden. Insgesamt gilt es, die Balance zu finden. Darin müssen sich die Blancos beweisen, um die Spielzeit 2019/20 mit dem bestmöglichen Ertrag abzuschließen.
Und als nächstes? Am Mittwoch (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) wartet in der Champions League Galatasaray Istanbul im Bernabéu. Ein Sieg gegen die Türken ist Pflicht, um sich keine Sorgen um das Weiterkommen in der Königsklasse zu machen. Anschließend geht es zum Auswärtsspiel in LaLiga nach Éibar. Noch ist alles möglich und offen in dieser Saison. Doch ganz klar: Deren Chancen muss Real noch besser zu nutzen wissen.
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