Analyse

Zwischen Erfolg und Rückschlag: Königlichen finden keine Konstanz

Real Madrid weiß seine Chancen nicht zu nutzen und lässt gegen Betis Sevilla (0:0) wichtige Punkte liegen. Gleichzeitig verpasst man damit die Chance, sich die Tabellenführung in LaLiga zurückzuerobern. Doch allen voran haben die Königlichen in dieser Saison Probleme, die Konstanz zu finden und eine Siegesserie aufzubauen. REAL TOTAL geht den Ursachen auf den Grund.

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Aus der Erfolgsspur kommen die Königlichen in dieser Saison immer wieder raus – Fotos: Denis Doyle/Getty Images, Oscar del Pozo/AFP via Getty Images

Real verschafft sich aus Patzer der Konkurrenz keinen Vorteil

MADRID. Die Freude beim Madrisimo war groß, als am frühen Samstagabend die Anzeigetafeln des Estadio Ciudad de Valencia nach 90 Minuten einen 3:1-Überraschungssieg von UD Levante über den FC Barcelona anzeigten. Noch trennten die Königlichen vor dem 11. Spieltag ein Zähler von den Katalanen. Mit einem Heimsieg über Betis Sevilla hätte sich die Truppe von Zinédine Zidane die Tabellenführung in LaLiga zurückerobern können. Doch die Chance wurde trotz zahlreicher vielversprechender Gelegenheiten gegen die Andalusier nicht genutzt.

Zidane fordert unlängst eine Siegesserie, machte auch nach dem 0:0 gegen Betis klar: “Wir wissen, dass die laufende Liga eine sehr schwere werden wird. Bis zum Schluss. Aber so ist das.” Drei Siege hintereinander? Das gab es in LaLiga letztmals im März! Einen gar besseren Lauf? Derzeit undenkbar. Die Blancos bewegen sich zwischen Erfolg und Rückschlag – finden in dieser Spielzeit bis dato keine Konstanz. So folgte auf den 5:0-Sieg unter Woche gegen Leganés eine ernüchternde Nullnummer gegen Betis.

Wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen“

Nach der Niederlage von Barça ist es eine verpasste Chance. Wir haben gut gespielt und hätten uns mehr verdient gehabt. Wir hatten mehr Chancen als Betis, aber wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen”, hadert Torhüter Thibaut Courtois nach dem trostlosen Remis mit der verpassten Chance. Zwar konnte der Belgier zuletzt wettbewerbsübergreifend dreimal zu Null spielen, vorne jedoch macht sich wenig Effektivität breit. So hätte wohl auch schon das 5:0-Schützenfest gegen Leganés höher ausfallen können.

Gegen Betis hatten die Merengues sieben zu drei Torschüsse, keiner davon wurde genutzt. Nicht zuletzt auch gab es außerordentliche Diskussionen um einen verwehrten Elfmeter, doch das sei mal dahingestellt. Mit 21 Toren aus 11 LaLiga-Spielen stellt die Offensive der Blancos nach Barça (29) zwar den zweitbesten Angriff der Liga, hat damit auch eine bessere Ausbeute als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison (14), um wieder eine ernsthafte Rolle in Sachen Silberware spielen zu können, muss Reals Angriffsreihe dennoch gefährlicher im Abschluss werden.

Individuelle Klasse statt kollektivem Zusammenspiel

Unermüdlich liefen die Königlichen gegen Betis Sevilla an. 90 Minuten viel Offensivpower, doch letztlich gab es keine Ernte. Eine Lücke in der andalusischen Abwehr zu finden, stellte die Männern von Zidane vor ziemliche Probleme. So waren es eher individuelle Aktionen von Eden Hazard, dessen Treffer nach schönem Aussteigen des Gegners leider zurückgepfiffen wurde, aber auch Ferland Mendy hatte eine Großchance zur Führung, setzte das Spielgerät ans Außennetz. Ebenso versuchten sich die zwei Brasilianer um Vinícius Júnior und Rodrygo Goes über Einzelaktionen – ohne Ertrag.

Reals Offensiv-Lebensversicherung Karim Benzema konnte die Hoffnungen im Sturmzentrum diesmal nicht erfüllen. Allein der Franzose hatte fünf Torversuche, wovon zwei für Betis-Keeper Joel Robles leichter Fang waren und drei sogar über das Tor gingen. Der in der 83. Spielminute eingewechselte Luka Jović tat sich hingegen noch schwerer – beendete die Partie ohne Beteiligung.

Hazards Treffer wurde aufgrund Abseitsstellung zurückgepfiffen – Foto: Oscar del Pozo/AFP via Getty Images

Nicht nur Real strauchelt

Dass das “weiße Ballett” nach 11 gespielten Partien in LaLiga so gut dasteht, hat zugegebenermaßen auch damit zu tun, dass die sonst so starke Konkurrenz um den FC Barcelona und Atlético Madrid ebenso Federn lässt und strauchelt. Die Blaugrana und die Madrilenen nach dem 12. Spieltag (Clasíco steht noch aus) beide bei 22 Punkten? So wenig Punkte hatten die beiden spanischen Großmächte zuletzt 2005 auf dem Konto.

Doch nicht nur die drei Top-Klubs aus Spanien haben mit dem bisherigen Saisonverlauf Probleme. Auch in anderen Top-Ligen haben die großen Teams ihre Schwierigkeiten, in Höchstform zu kommen. Während in der Bundesliga der FC Bayern spätestens nach der 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt eine Krise durchlebt, hat in England der amtierende Meister Manchester City bereits drei Siege verspielt und dem FC Liverpool einen Vorsprung verschafft. Zwar führt in der französischen Ligue 1 Paris Saint-Germain die Spitze unangefochten an, aber auch Reals Champions-League-Gruppengegner hat bereits drei Niederlagen hinnehmen müssen.

Es gilt, die Balance zu finden

Bleibt dabei festzuhalten: Auf der weißen Weste von Courtois lässt sich aufbauen. Seit seiner Ankunft im Sommer 2018 tat sich der 1,99 Meter Mann schwer, aufeinanderfolgende Partien ohne Gegentor zu beenden. Dies gelingt dem 27-Jährigen nun bereits das zweite Mal in dieser Saison. Vor dem Tor des Gegners müssen die Königlichen aber wieder effektiver werden. Insgesamt gilt es, die Balance zu finden. Darin müssen sich die Blancos beweisen, um die Spielzeit 2019/20 mit dem bestmöglichen Ertrag abzuschließen.

Und als nächstes? Am Mittwoch (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) wartet in der Champions League Galatasaray Istanbul im Bernabéu. Ein Sieg gegen die Türken ist Pflicht, um sich keine Sorgen um das Weiterkommen in der Königsklasse zu machen. Anschließend geht es zum Auswärtsspiel in LaLiga nach Éibar. Noch ist alles möglich und offen in dieser Saison. Doch ganz klar: Deren Chancen muss Real noch besser zu nutzen wissen.

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Kommentare
"Wenn du nicht triffst, kannst Du nicht gewinnen." No shit Sherlock, habe ich tatsächlich nicht gewusst. Sorry ich bin einfach noch verärgert wegen gestern.
 
Ich würde am Mittwoch so spielen

Carvajal- Varane-Ramos-Marcelo

Casemiro- Kroos

James Isco Hazard

Benzema

Einwechseln würde ich dann Valverde für Kroos oder Case und Jovic für Benz
 
Lustig, wie man vor Beginn und am Anfang der Saison an den Pranger gestellt wurde, wenn man irgendwas gegen Real gesagt hat. Man musste kein Experte sein um vorhersehen zu können, dass es genau so laufen wird.
 
Am Anfang konnte man es ja noch auf die 1000 Verletzten schieben. Aber mittlerweileist klar, dass man nach der Saison wiedermal sagen kann: Klubführung, Trainer und Mannschaft haben komplett versagt.
 
Was mich am meisten stört ist: Die Spieler sagen immer wie viel Lust sie doch haben, dass wir aufjedenfall erfolgreich sein werden und der Trainer ruft die Meisterschaft als Ziel #1 aus. Aber wir spielen keineswegs wie ein Team das Meister werden will, im Gegenteil, wir spielen wie ein Team das damit zufrieden ist 2. oder 3. zu werden. Wir sind ein "wir haben zwar versagt, aber alles gegeben, deswegen ist es okay"-Verein geworden. Das ist bei Real nicht tragbar. Alles zu geben (was ich auch ehrlich gesagt nicht sehen kann) reicht bei Real Madrid nicht. Titel müssen gewonnen werden, jedes Spiel muss man auf Sieg spielen oder man hat versagt und Köpfe müssen Rollen.
 
Der Kader ist einfach nicht stark genug, um konstant auf drei Hochzeiten erfolgreich zu sein. Wenn Bale und Jamez dem Kader nicht zur Verfügung stehen, fehlt Madrid Qualität. Zu viele upsets und zu viele junge Spieler die dafür Verantwortlich sind, daß nun Punkte liegen gelassen werden, weil sie als Rotationsspieler nicht die erforderliche Qualität haben, um für die Entlastung der Leistungsträger zu sorgen. Dazu kommt seitens der Vereinsführung die Inkompetenz auf Basis einer sinnvollen Transferstrategie, Erwartungshaltung und Selbstverständnis in Einklang zu bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe das Problem nicht so extrem. Um erstmal das Gute herauszuheben: Wir fangen uns wenig Gegentore und Courtois ist auf dem steigenden Ast. Trotzdem wirkt mir die Abwehr noch nicht komplett sattelfest.

Und nun zum eigentlichen Punkt der fehlenden Tore:
Wir haben nicht schlecht gespielt und bei manchen Kommentaren der fehlenden Kompetenz von Klubführung und Trainerstab kann ich nur den Kopf schütteln. Was können der Präsident und Trainer dafür, dass Mendy das Gerät freistehen nicht ins Netz befördert, Vinicius genau dasselbe. Die Chancen sind defintiv da. Für mich ist das die fehlende Lockerheit durch den Druck, der von außen kommt.
Und auch wenn es viele nicht mehr hören können: es fehlen mit James, Bale und v.a. Asensio nun mal drei Offensivakteure verletzt, die in solchen Spielen andere Spielsituationen kreieren und den Unterschied ausmachen können.
 

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