Historie

Heute vor zehn Jahren endete die erste Pérez-Ära bei Real Madrid

Florentino Pérez ist ein umstrittener Mann. Was heute vor genau zehn Jahren geschah, fordern dieser Tage nicht wenige Madridistas von ihrem Präsidenten: den Rücktritt. Dabei gibt es um den 68-Jährigen auch Positives zu berichten – REAL TOTAL fasst zusammen.

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Florentino Pérez trat 2006 als Präsident von Real Madrid zurück
Nach sportlichen Misserfolgen trat Pérez am 27. Februar 2006 von seinem Amt zurück

MADRID. Normalerweise rufen historische Tage mit Jubiläen wie der heutige positive Erinnerungen hervor. Am 27. Februar 2016 weiß man allerdings nicht so recht, wohin mit seinen Gefühlen. Denn heute vor zehn Jahren endete die erste Amtszeit von Florentino Pérez als Präsident Real Madrids. Ein Rückblick von REAL TOTAL.

14 Titel in fast 15 Jahren

Zehn Jahre ist es her, als der 68-Jährige seinen Rücktritt erklärte. Und fast sieben, als er wieder zurückkehrte. Heute ist der umstrittene Unternehmer der zweiterfolgreichste Präsident in der fast 114-jährigen Historie der Merengues: 14 Titel wurden in Pérez’ insgesamt fast 15-jährigen Amtszeit errungen (plus zwölf mit der derzeit überaus erfolgreichen Basketballabteilung) – sieben in Ära eins. Ramón Mendoza folgt mit 13, doch bis zu den 23 Titeln der absoluten Real-Ikone „Don“ Santiago Bernabéu Yeste ist es noch ein weiter Weg. Bernabéus Status wird der Spanier sicher nie, die Titelanzahl vermutlich ebenso wenig erreichen – im Jahre 2017 erwartet der Madridismo neue Präsidentschaftswahlen, wozu „Floren“ bereits vor zwei Jahren andeutete, statt zur Wahl eher den Ruhestand anzutreten (MEHR).

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Sanierungen, Grundsteinlegungen und „Galácticos“

Diese Wahlen – zu deren Zulassung es über 50 Millionen Euro Eigenkapital bedarf – entschied der CEO des Bauunternehmens ACS mehrfach für sich. 1994 unterlag er noch knapp Mendoza, der in der Folge durch Lorenzo Sanz ersetzt wurde, doch im Juli 2000 kandidierte der Madrilene erneut und setzte sich klar gegen Sanz durch, der zwar die 32 Jahre lang herbei ersehnte „la Séptima“ (den siebten Europapokal), aber nicht unbedingt die Herzen der Buchhaltung gewann. Von 2000 bis 2006 erstmals im Amt, begann Pérez verheißungsvoll. Sanierte Klub wie Stadion, legte den Grundstein für die Real Madrid-Stadt in Valdebebas, läutete die Ära der „Galácticos“ ein und war damit bis 2003 auch äußert erfolgreich, woraufhin man Pérez im Jahre 2004 wiederwählte. Doch sportlich ging es bergab, sodass sich der vier-fache Vater am 27. Februar 2006 gezwungen sah, seinen Hut zu nehmen.

Rücktritt, 327 Mio. Schulden – Rückkehr, Schuldenabbau

Ramón Calderón übernahm nach der kurzfristig einberufenen Wahl, doch nach diversen Stimmmanipulationen und der Anhäufung eines Schuldenbergs auf 327 Millionen Euro gab Calderón im Januar 2009 sein Amt auf. Vizepräsident Vicente Boluda übernahm interimsmäßig und Pérez kehrte im Mai 2009 zurück. Fast sieben Jahre später steht die Nettoverschuldung nur noch bei 71,5 Millionen Euro (MEHR) und Real Madrid ist mit 577 Millionen Euro Einnahmen seit elf Jahren nicht nur der reichste, sondern laut Wirtschaftsmagazin Forbes mit 3,26 Milliarden Dollar auch der wertvollste Verein der Welt – unabhängig der Sportart. Und das seit 2013! Mit dem Hinweis, dass der Verein Real Madrid weder Aktionären noch sonstigen Oligarchen, sondern einstig und allein seinen rund 97.000 Socios (Mitgliedern) gehört, fallen diese Fakten umso beachtlicher aus.

In einer Zeit, in der die „Florentino dimisión“-Rufe und -Zeichen als Forderung seines erneuten Rücktritts seit Monaten nicht mehr zu ignorieren sind, bleibt eines festzuhalten: Man mag Madrids Präsidenten sportlich und auch aus weiterer personeller Sicht (neben Spielern wie Hierro oder Makélélé waren Del Bosque und Ancelotti zwei von acht Trainern, die Pérez schon absägte) vorwerfen was man mag, doch rein wirtschaftlich betrachtet, gibt es für den besten Verein des 21. Jahrhunderts kaum ein besseres Oberhaupt, als den Self-Made-Milliardär aus Spaniens Hauptstadt. Denn ohne den 68-Jährigen wäre Madrid tatsächlich noch der inzwischen zu unrecht betitelte „Schuldenverein“.

Ob sich der seit 2012 verwitwete Mann nun im nächsten Jahr zurückzieht und nur noch der vereinseigenen Stiftung Realmadrid Fundación widmet, bleibt abzuwarten – das Trainingsgelände in Valdebebas wächst weiter, weitere Einnahmequellen werden erschlossen und im auf Eis gelegten Umbau des Santiago Bernabéu dürfte Pérez ein ehrgeiziges Erbe zurücklassen.

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von
Nils Kern

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