
Endlich kommt richtig Bewegung in die Causa! Ob an einem Transfergerücht wirklich etwas dran ist, merkt man nicht daran, wie viele Real-Fans darüber diskutieren, sondern erst, wenn Fans anderer Vereine sich echauffieren. 160 Millionen Euro für einen Spieler? Falsch: 160 Millionen Euro für den hellsten Stern der kommenden zehn Jahre am Fußballhimmel! Kylian Mbappé ist der neue Cristiano Ronaldo. Aber schon die 94 Millionen für den Portugiesen versetzte die Welt 2009 in helle Aufregung. Und dann kam die Erkenntnis: er ist und war es wert. So wie der Franzose.
Endlich scheint Real Madrid den nächsten Schritt zu gehen, um PSG zu testen. Wie finanziell unabhängig sind die von Qatar gesponserten Franzosen wirklich? Zwar haben sie das Financial Fairplay außer Kraft gesetzt, konnten ihr Gehaltsniveau so deutlich überlasten, aber es stellt sich die Frage: Kann PSG es sich wirklich leisten, einen Spieler, der nicht mal in dieser Luxus-Karosse mitfahren geschweige denn verlängern will, im nächsten Sommer gratis zum Schlachtschiff des Weltfußballs wechseln zu lassen? Es geht natürlich nicht nur um Geld: Es geht um Prestige, Macht und um die Frage, wie nachhaltig das Projekt PSG mit seinen ü30-Spielern Ramos, Messi, Di María und Co. wirklich ist.
Real testet – sofern die Medienberichte stimmen – die Franzosen mit einem Angebot, das der „All In“ gegangene Nasser Al-Khelaifi nur schwer ablehnen kann. Aber er könnte! Und zwar mit dem Druck, dass es 2021/22 klappen muss mit seinem großen Ziel. Mbappé wird gehen, 2021 oder 2022, aber ohne Mbappé bliebe der Traum vom Henkelpokal wohl ausgeträumt. Seit 2011 betreibt die Qatar Sports Investments ihr „Sportswashing“ in Paris. Seitdem wurden fast 1,4 Milliarden Euro für neue Spieler ausgegeben, und für ein verlorenes Champions-League-Finale. Abzüglich verkaufter Spieler bleibt eine Bilanz von -939 Millionen Euro. Nur zum Vergleich: Real Madrid gab im gleichen Zeitraum zwar auch knapp über eine Milliarde aus, nahm aber auch 900 Millionen ein, sodass am Ende „nur“ ein Minus von -165 Millionen die Transferbilanz leicht rot färbt.
Da sind wir schon bei der nächsten Frage: Woher haben die Königlichen das Geld? Wenn ein geringes Transferminus von 165 Millionen Euro aus den letzten elf Jahren schon keine Aussagekraft besitzt, dann vielleicht, dass die Blancos seit Sommer 2019 keinen Euro für Ablösesummen ausgegeben haben. Keinen! Stattdessen wurden Spieler verkauft in Höhe von 179 Millionen Euro. Ja, auch Real Madrid fehlen durch die Corona-Pandemie Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich, wie anderen Top-Klubs auch aufgrund ausbleibender Erlöse durch Tickets, Fanshop und Stadiontour. Und trotzdem sind Florentino Pérez und Co. vergleichsweise ruhig durch die Pandemie geschippert und vermeldeten dank diverser Sparmaßnahmen sogar in beiden Jahren leichte Gewinne: 300.000 2019, 800.000 2020. Im vergangenen Geschäftsbericht wurde noch mehr mitgeteilt: Ein Kassenbestand in Höhe von 122 Millionen Euro beispielsweise – on top kamen noch die Verkäufe von Raphaël Varane und Martin Ødegaard – sowie eine Reduzierung der Netto-Verschuldung: von 240 auf nur noch 46 Millionen Euro. Während Barcelona sein marodes Camp Nou mit neuen Stahlträgern stützen muss und seinen Superstar aus finanziellen Gründen nicht halten konnte, kann Real Madrid bald im umgebauten Bernabéu mit Mbappé auflaufen. Das sind nichts anderes als zwei Wettbewerbsvorteile!
Wird es denn wirklich 2021 schon passieren? Ich bleibe vorsichtig und wiederhole: Es kann diesen Sommer soweit sein, oder im nächsten. Aber es wird passieren, ist Bestimmung. Mbappé hatte in seinem Zimmer längst keinen Platz mehr für ein weiteres Real-Madrid-Poster gefunden, als er 2012 mit 14 Jahren erstmals von den Königlichen eingeladen wurde. 2017 waren die Blancos dann sogar bereit, 214 Millionen Euro für den Franzosen auszugeben. Monaco sagte „oui“, aber Mbappé wollte es langsam angehen und erstmal in seiner Heimat Paris zum Weltstar reifen. Nachvollziehbar. Der Plan ging auf, jetzt ist er bereit für den nächsten Schritt. Denn in Paris wird man kein Weltfußballer, das musste schon Neymar erfahren. In Madrid spielten dagegen vier der letzten fünf Preisträger (Cannavaro, Kaká, CR7, Modrić). Al-Khelaifi wollte die neuen „Galacticós“ schaffen, aber ohne Mbappé hat er höchstens ein neues Milan. Damit das Ziel des katarischen Geschäftsmanns erfüllt wird, muss er Mbappé eigentlich halten. Und auch das mögliche nächste Angebot der Blancos ausschlagen.
Und genau da wäre meine Schmerzgrenze. 150 Millionen Euro wären eigentlich „mein“ Limit, 160 okay, 170 dann wirklich das berühmte letzte Angebot. Denn wir sind hier nicht bei „Bares für Rares“: Der künftige Weltfußballer würde sich trotzdem 2022 rar machen in Paris. So würde ich bei höheren Summen sagen: „Wir“ warten und „leiden“ lieber noch ein Jahr und nutzen die gesparten 180+, um im nächsten Sommer neben dem ablösefreien Mbappé noch einen à la Koundé oder Haaland zu holen. Kein Zweifel: Mbappé würde eine neue Ära einläuten, könnte das aber auch nächstes Jahr noch mit dann erst 23 Jahren tun. Bei noch einem offenen Vertragsjahr droht nicht das gleiche Risiko wie bei Eden Hazard, der die 100 Millionen Euro nicht mal ansatzweise in Torbeteiligungen (bisher 14) ummünzen konnte, aber wenn PSG es wirklich darauf anlegt, dann sollen sie das letzte Jahr mit dem wertvollsten Spieler der Welt genießen. Immer mit dem Beigeschmack, ihn in wenigen Monaten ablösefrei gehen lassen zu müssen. Die Zeit läuft. Tic Tac.
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