Spielbericht

Würdevolles Abschiedsspiel für Legende Raúl – 5:0 gegen Al-Sadd

Madrid hat einen wundervollen Abend erlebt, Raúl womöglich einen der schönsten in seinem Leben! Beim 35. Spiel um die Trofeo Santiago Bernabéu zu Ehren Madrids ehemaligen Präsidenten stand nur ein Mann im Fokus: Vereinslegende Raúl González Blanco, dessen letzten Minuten im Trikot SEINES Vereins sich Fans und der gesamte Madridismo so lange herbei ersehnten. Heute war es soweit: Raúls Abschiedsspiel, er sollte beim 5:0-Triumph entscheidenden Anteil haben.

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Raúl feiert sein letztes Tor im Trikot von Real Madrid
Freude pur: Raúl bejubelt sein letztes Tor im Trikot von Real Madrid

Ehre wem Ehre gebührt: Raúl wird gefeiert und trifft

MADRID. Flutlicht an, der Rasen grün, das Bernabéu voll – der König ist zurück! Für ein paar Stunden, vielleicht sogar ein paar Tage, drehte sich die Madrider Welt nur um einen einzigen Menschen: Raúl González Blanco! Kein Gareth Bale, kein Versuch eines Spaßvogels, der im Onlineshop Real Madrids für ein paar Sekunden das Bale-Trikot mit der Nummer 11 erscheinen ließ, keine Torwartstreitereien, Alonso-Hiobsbotschaften oder sonstige Themen. Dieser Abend gehörte Madrids Legende, diesen Abend hatte sich der Rekordspieler und Rekordtorschütze mehr als verdient, dieser Abend war mehr als fällig und wurde seinen turmhohen Erwartungen gerecht! Es sollte eine der emotionalsten Nächte in der Historie des großartigsten Vereins der Welt werden!

Schon die Momente vor dem Anpfiff – denkwürdig! Die neun Europapokale sorgfältig auf dem saftigen Grün aufbereitet, einige Canteranos standen Spalier, das Bernabéu mit zwei Raúl-Choreographien hat vermutlich noch nie so viele Raúl-Trikots gesehen, wie an diesem Abend. Iker Casillas führte neun weitere Madrilenen als Kapitän aufs Spielfeld. Bühne frei für den Mann des Abends: Raúl ist zurück! Sein Gesicht verriet ihn, er konnte nicht glücklicher sein, als in diesem Moment. Einige Applausbegleitete und genussvolle Schritte auf das Spielfeld SEINES Stadions, ein paar Fotos mit der frisch polierten Silberware – dann schon begrüßte der Gastgeber seine größten Gäste: die spanische Königsfamilie auf den Tribünen. Selbst Felix Magath, der „el Siete“ einst zum FC Schalke lotste, wurde begrüßt. Nach einigen stolzen Fotos sollte der Emotionstank auf dem Platz dann überlaufen – natürlich übergab Iker Casillas die Kapitänsbinde seinem Vorgänger vor den Augen von 80.000 entzückten Zuschauern. Das Spiel war noch lange nicht angepfiffen – doch würdevoller, mitreißender und bewegender konnte es eh kaum noch werden.

Wurde es aber! Die erste Halbzeit war, so wie die Formation und Spielweise der Königlichen, auf den „Engel von Madrid“ zugeschnitten, der die ersten 45 Minuten überraschend und entgegen aller Erwartungen im Trikot seines alten Arbeitgebers auflief. Madrid agierte im 4-2-3-Raúl, im was? Genau! Gegen die heutige und „ewige“ Nummer 7 der Königlichen (Cristiano Ronaldo verzichtete auf seine Rückennummer, lief stattdessen mit der freien 11 auf und bekam dafür nach dem Pausenpfiff Raúls Shirt mit der 7 geschenkt – großartige Geste) waren alle anderen irgendwie nur Ziffern. Der 36-jährige wurde in jeder Offensivsituation gesucht, er dirigierte seine Mannschaft und die anderen zehn hörten auf die Legende. Schon in der 3. Minute hätte es soweit sein können – doch nach Kakás feinem Zuspiel zeigte sich, dass besonders einer etwas gegen eine Torparade des Spaniers hatte: Saad Al Sheeb, Torhüter beim katarischen Meister. Er schmiss sich in so einige Schüsse und Zuspiele und sollte seinem eigentlichen Teamkollegen das Leben sehr schwer machen. Al-Sadd war eigentlich heillos unterlegen, die ersten 35 Minuten fanden nur in der Hälfte der Gäste statt – doch der katarische Rekordmeister glänze als Kollektiv und mit seinem Einsatz. Ein toller Schuss von Di María sollte ebenfalls in höchster Not pariert werden, beim fälligen Nachschuss verhinderte ein Raúl-Bewacher das erlösende 1:0 des Kapitäns. Es blieb eine Frage der Zeit, und in Minute 22 war diese abgelaufen. Der Madridismo atmete, stand und schrie auf – die Legende hat zugeschlagen und zwar auf die Art und Weise, mit der sie zur Legende wurde. Schneller Antritt, gefühlvolle Ballmitnahme, eiskalter und tödlicher Abschluss – beides mit links. Sein letztes Tor im Trikot der Merengues bewies mal wieder: durch die Venen des Raúl González fließt blaues Blut – adlig-königliches Blut. Der Torjägerinstinkt? Mit der Muttermilch aufgenommen! Er hat sein Ziel erreicht – der tollen, direkten Vorarbeit durch Cristiano per Kopf und Di María athletisch in der Luft sei Dank! Das Bernabéu hatte sich gerade wieder gesetzt, da hätte es fast erneut geklingelt – man mag sich genüsslich die Finger ablecken nach dem Pfosten-Schlenzer des dreifachen Champions-League-Siegers! Er hatte sein Tor und seine zehn Assistenten ließen es noch etwas ruhiger angehen, als ohnehin schon – und Al-Sadd kam ins Spiel. Den ersten Schuss von Marcelos Position ließ der leicht überraschte Casillas noch abklatschen, beim nächsten Weitschuss von Leandro, der den Kasten knapp verfehlte, wär er wohl nicht mehr ran gekommen.

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Real hat neues Kopfballungeheuer, Morata bejubelt, Jesé brilliert

Wie abgesprochen wurde in der Halbzeit kräftig gewechselt – der wichtigste: Raúl wechselte von weiß zu schwarz, stürmte nun für den katarischen Meister. Bei Madrid ersetzten López, Carvajal, Mateos, Pepe, Jesé, Isco, Özil, Benzema und Morata die zuvor eingesetzten Casillas, Arbeloa, Ramos, Marcelo, Modric, Di María, Kaká und Ronaldo (Nacho und Casemiro durften durch spielen). Der Mann des Abends nun in schwarz, aber das Spiel diktierte und dominierte weiterhin Weiß. Nachwuchshoffnung Jesé gleich mit einer ersten aussichtsreichen Chance nach feinem Benzema-Zuspiel, Morata vergeigte die nächste Großchance – wurde aber ohnehin abseitsbedingt zurück gepfiffen. Die überforderten Gäste trauten sich, angetrieben von ihrem spanischen Feldherr, hin und wieder aus ihrer eigenen Hälfte raus, Diego López musste in zwei, drei Szenen eingreifen. Doch zu dem Zeitpunkt hatte Madrids neues Kopfballungeheuer bereits für klarere Verhältnisse gesorgt: wie beim 2:1-Siegtreffer am Sonntag gegen Betis Sevilla, schraubte sich Isco Alarcón in eine Flanke (dieses Mal von Carvajal) und nickte diese zum 2:0 ein. Chapeau an den 1,76 Meter-Mann. Und nachdem Benzema die nächste Chance nach Jesé-Zuspiel ebenfalls ausließ, schnappte er sich nach einem Foul von Carvajal im Strafraum (Tendenz: Fehlentscheidung) trotz Morata-Sprechchöre das Spielgerät und brachte dieses wuchtig im Kasten des staunenden Gäste-Keepers unter.

Das Spiel natürlich längst entschieden, das Bernabéu feierte sich und seinen Helden – da gab ihnen ein junger Mann einen weiteren Grund zum Jubeln: Jesé erhöhte in den Minuten 82 und 88 auf 4 und 5:0. Der 20-Jährige betrieb mit vielen guten Aktionen definitiv Eigenwerbung! Auch wenn es heute gegen absolute Underdogs ging, denen irgendwann Kraft und Mut entfleuchten und man diese 90 Minuten entsprechend nicht überbewerten darf – das Spiel machte Spaß, einige konnten sich hervor tun, doch letzten Endes ging es nur um einen: Raúl, Ehre wem Ehre gebührt. Selbst das Trikot war mit einem Hinweis auf das Abschiedsspiel des 323-Tore-Manns gebrandmarkt – nicht mit dem eigentlichen Grund dieser internationalen Begegnung: dem Spiel um die Trofeo Santiago Bernabéu!

Diese haben die Merengues in ihrer 35. Ausgabe zum nun schon 28. Mal gewonnen, das achte Mal in Folge! Doch worüber sich eine der anderen absoluten Klublegenden, dem dieses vereinsinterne Turnier gewidmet ist, im Himmel freuen wird, ist nicht das 5:0 als Ergebnis – sondern die würdigen 90 Minuten, die ein Fußballverein seinem womöglich größten Spieler in der Historie bescherte. Madrid sagt „Gracias, Raúl“ – REAL TOTAL ist noch verzückt! Raúl ein letztes Mal im Trikot Real Madrids zu sehen? Ein Traum!

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zu Raúls Abschiedsspiel in der Trofeo Santiago Bernabéu
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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