Reportage

Bist du wieder da, Mesut?

Die Formkurve von Real-Spielmacher Mesut Özil steigt nach monatelangen müden Auftritten kontinuierlich Richtung Spitze. Nach seinem gestrigen Doppelpack in Valladolid schwärmten nicht nur Co-Trainer Aitor Karanka und die Fans, sondern die sonst auch so kritische Sportpresse. Bist du wieder da, Mesut?

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Real-Spielmacher Mesut Özil freut sich, dass es aufwärts geht

Zuletzt ein viel gescholtener Spielmacher…

VALLADOLID/MADRID. Die Fans und Sympathisanten von Mesut Özil möchten sich gar nicht daran zurückerinnern, wie viele Negativ-Schlagzeilen die Nummer 10 der Madrilenen in den vergangen Wochen und Monaten produzierte – und schon gar nicht der 24-Jährige selbst. Von einem antriebslosen und uninspirierten Özil ohne jegliches Benzin im Tank war die Rede, nach Niederlagen oder einigen schlechteren Auftritten der Mannschaft hatte insbesondere die spanische Sportpresse im deutschen Nationalspieler recht zügig den Sündenbock gefunden. In der laufenden Spielzeit verlor er seinen Stammplatz auf der Zehner-Position sogar zeitweilig an Kaká oder die Sommer-Verpflichtung Luka Modric. Zwar konnte der Linksfuß seine Zahlen aus der Saison 2010/11 (10 Tore und 28 Vorlagen in 53 Spielen machen 38 Scorerpunkte) in 2011/12 nahezu beibehalten (sieben Tore und 29 Vorlagen in 52 Spielen machen 36 Scorerpunkte), jedoch finden nicht wenige, dass Mesut Özil im Real-Trikot so richtig nur im ersten Jahr überzeugte, habe er dem Spiel da noch viel mehr positive und vor allem für den Gegner unerwartete Akzente setzen können.

…und jetzt: „Das ist der Özil, den wir alle sehen wollen“

Möglich, dass Madrid diesen Özil wieder zu Gesicht bekommt. Möglich? Es scheint bereits in vollem Gange! Im Vergleich zu der Sorte der maueren Vorstellungen waren die zurückliegenden wieder überzeugend. Nachdem der Ex-Bremer das weiße Ballett Anfang November erst mit seinem schönen Freistoßtor zum 2:2 vor einer Heim-Niederlage gegen Borussia Dortmund bewahrte und folglich sowohl gegen Athletic Bilbao als auch im „Derbi Madrileño“ gegen Atlético einnetzen konnte, erwischte er beim gestrigen Spiel in Valladolid einen echten Sahnetag. Auf sein Tor zum 2:2 nach einer traumhaften Kombination mit Karim Benzema folgte ein noch schönerer Treffer per Freistoß aus zirka 20 Metern zum 3:2-Sieg. Assitenztrainer Aitor Karanka schwärmte: „Seine Leistung war für diesen Erfolg fundamental. Das ist der Özil, denn wir alle kennen und  alle sehen wollen.“

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Mesut Özil, „un geniö“

Mit Lobeshymnen wird der Kreativspieler auch von der schreibenden Zunft. Die MARCA nennt Özil „un geniö“ (genio, deutsch: das Genie) und schreibt: „Wunderschöne Sinfonie von Özil! Es geht um einen sensationellen Fußballer, der die Demagogie missachtet. Valladolid verfehlte sein Ziel, weil es Özil nicht aufhalten konnte. Es gibt immer noch Leute, die wollen, dass Özil das ganze Spiel läuft, als wäre es das Olympia-Finale über 10.000 Meter. Aber das ist nicht Özils Aufgabe. Seine ist es, Kunst zu erzeugen. Sein erstes Tor soll ins Real-Museum kommen und beim 3:2 hätte man ihn auf Schultern aus dem Stadion tragen müssen.“

Und was sagt der Real-Star selbst zu seiner ansteigenden Formkurve und solchen Pressestimmen? Der Mittelfeldmann bleibt auf dem Boden, denn er wusste schon als er stark in die Kritik genommen wurde: „Die spanische Presse ist manchmal irgendwie beleidigend. Und das gefällt mir nicht. Zum Glück hinterlässt das aber keinen Affekt bei mir. Ich liebe das, was ich tue und blicke immer nach vorne. Manchmal habe ich bessere Tage, manchmal schlechtere. Ich spiele beim größten Klub der Welt, dort erwartet man maximale Leistungen.“ Nach dem gestrigen Abpfiff meinte er: „Ich fühle mich physisch sehr gut und bin sehr zufrieden über die Antwort, die das Team auf dem Platz gegeben hat. Ich freue mich sehr über meine Tore und vor allem über den Erfolg, den wir in einem schwierigen Spiel erreichen konnten.“ Bleibt noch eine Frage an das Genie, die sich in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich noch besser beantworten lässt: Bist du endlich wieder da, wo du zu Beginn deiner Real-Zeit warst, Mesut?

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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