Interview

Arbeloa sentimental: „Ich lasse das Beste in meinem Leben hinter mir“

Álvaro Arbeloas Tage bei Real Madrid sind gezählt. Bei dem Verein, der für ihn weitaus mehr als nur ein Arbeitgeber ist. In fußballerischer Hinsicht ist er sein Leben. Vor dem Abschied im Estadio Santiago Bernabéu sprach der 33-Jährige ausführlich mit der Sportzeitung MARCA und wurde dabei ziemlich wehmütig.

959
Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images
Arbeloa bestritt bislang 237 Pflichtspiele für Real – Foto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images

Am Sonntag: Letztes Mal Bernabéu

MADRID. In der Kabine würden ihm alle sagen, dass er doch bleiben möge, doch es ist bereits besiegelt, das Ende des Álvaro Arbeloa bei Real Madrid, dem Klub seines Lebens. „Ich habe ein gutes Gewissen und würde alles wieder so machen“, konstatiert der 33-Jährige, der in den letzten sieben Spielzeiten nicht mit überragenden Leistungen auf dem Rasen auffiel, doch sehr wohl mit seiner großen Leidenschaft für den Verein.

In Arbeloas Adern fließt weißes Blut. Dementsprechend kann er auch nicht ausschließen, dass er die eine oder andere Träne verdrückt, wenn er gerade zum allerletzten Mal in seinem Leben in einem Pflichtspiel für das weiße Ballett im Estadio Santiago Bernabéu auflief. Am Sonntag ist es schon so weit: der FC Valencia gastiert im Fußballtempel an der Concha Espina (17 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker). Emotional und wehmütig wird der aus der Jugend der Blancos stammende Routinier, wenn er daran denkt.

ÁLVARO ARBELOA über…

…seinen Abschied von Real Madrid: „Wenn ich ehrlich bin, wollte ich daran nicht denken, auch wenn es wahr ist, dass ich gestern beim Aufstehen weich wurde und Gänsehaut bekam, als ich in der MARCA eine Reportage über meinen Abschied vom Bernabéu und all die Nachrichten in den sozialen Netzwerken sah. Du siehst, dass dieser so besondere Tag kommt. Ich habe versucht, nicht daran zu denken und werde nun etwas nervöser sein.“

…die Gefühle vor dem nahenden Ende: „Es ist Traurigkeit und Melancholie, da du weißt, dass du das Beste deines Lebens hinter dich lässt. Du weißt, dass du dort, wo du hingehst, keine größere Glückseligkeit finden wirst, die ich hier hatte. Aber es ist auch ein Tag, der kommen musste. Ich gehe mit der Freude, mich von den Fans und dem Klub verabschieden zu können. Das ist das Besten von allem.“

…seine letzte Partie im Estadio Santiago Bernabéu: „Zunächst einmal möchte ich die Partie gewinnen, um weiterhin um die Meisterschaft zu kämpfen. Und dann, wenn das Spiel vorbei ist, in die Mitte des Spielfelds gehen, um mich von den Fans zu verabschieden, um ihnen für die große Zuneigung zu danken. Damit wäre ich glücklich.“

…die Frage, ob er bereit sei, Tränen zu vergießen: „Ich bin darauf nicht vorbereitet und hoffe, es nicht zu tun. Aber wenn ich weine, dann aus Freude. Das ist klar. Ich bin ein Mensch, der seine Emotionen immer sehr verborgen hält und wir werden sehen, ob ich das diesmal schaffe. Es wird ein Moment, in dem viele Emotionen zusammenkommen. Ich hoffe aber, dass alles natürlich abläuft.“

…die Frage, ob der Abschied einer seiner schwierigsten Momente im sportlichen Leben sei: „Man freut sich darüber, sieben Jahre bei diesem Klub zu sein und sicherlich dachte ich mal an einem Tag, dass ich hier niemals so lange sein würde. Ich blicke zurück und kann dabei nur Stolz verspüren. Es ist für mich ein trauriger Moment, denn Madrid zu verlassen, ist nie einfach. Ich spüre aber Zufriedenheit und Stolz, wenn ich zurückschaue. Es war eine sehr glückliche Zeit. Das Beste meines Lebens erlebte ich hier.“

…die Frage, ob er sich privilegiert fühle, derart lange bei den Königlichen gewesen zu sein: „Natürlich. Bei Real Madrid zu spielen, ist bereits ein Privileg, wahrscheinlich das Größte, was einem Fußballer passieren kann. Für mich war es das Größte, bei Madrid zu spielen, jeden Tag in Valdebebas zu trainieren. Tagtäglich dieses Trikot zu tragen, war eine Freude und dann hatte ich auch noch das große Glück, Titel zu gewinnen. Zudem hatte ich die Unterstützung aller Trainer. Von (Manuel) Pellegrini, meinen bewunderten und geliebten ‚Mou‘, Carlo (Ancelotti), Rafa (Benítez) und von demjenigen, der mein Idol war: (Zinédine) Zidane. Und natürlich das Privileg, täglich mit den Besten der Welt zu trainieren. Ich habe viel gewonnen, aber es gibt nichts anderes als die Freude darüber, dich jeden Tag als Spieler von Real Madrid zu fühlen.“

…die Frage, ob eine Vertragsverlängerung ausgeschlossen sei oder noch Hoffnung bestehe: „Es ist schwer, weil ich mich nützlich fühlen möchte und es gab in dieser Saison Momente, in denen man auf dem Platz als Protagonist fühlen möchte und es nicht sein konnte. Man will nicht aufgrund der Vergangenheit bei Real Madrid sein, sondern wegen dem, was man in der Zukunft beitragen kann. Es ist der Moment, um tschüss zu sagen und ich denke, dass ich das zum richtigen Zeitpunkt sage.“

…andere Spieler, die den Madridismo so leben wie er: „Es gibt großartige Wächter des Madridismo wie (Sergio) Ramos, (Carlos) Casemiro, (Daniel) Carvajal, Nacho (Fernández)… Auch Leute wie (Luka) Modrić sind große Madridistas. Er hat diesen Klub vom ersten Tag an geliebt und verteidigt. Ich hoffe, sie verteidigen Madrid so, wie ich es tat. Auf dem Platz bin ich mehr als glücklich mit dem, was ich geleistet habe und dass ich in vielen und großen Spielen wichtig war. Neben dem Platz habe ich das getan, was jeder Spieler von Real Madrid tun müsste.“

…die Madridistas: „Ich möchte ihnen nur für die Jahre der Zuneigung gegenüber mir und meiner Familie danken. Ich bin ihnen für immer etwas schuldig. Und dass sie dieses Wappen über allem anderen verteidigen und denen im weißen Trikot, die zu uns gehören, immer applaudieren. Ich kam vor vielen Jahren als Fan hierher, sah die Partien vom vierten Rang aus und hatte das Glück, den Platz zu betreten und Real Madrid dort zu verteidigen. Ich bin einer von ihnen.“

[advert]

…die verpasste Gelegenheit, Reals Kapitän gewesen zu sein: „Es hätte mich stolz gemacht, aber es gibt viele Mitspieler, die sich diese Kapitänsbinde verdienen.“

…die Tatsache, Seite an Seite mit Weltklasse-Spielern agiert zu haben: „Es war ein Traum, mit Raúl, Zidane, Ronaldo, Roberto Carlos, (Luís) Figo zu spielen. Ich war 20 Jahre alt und sah sie im Fernsehen. Dann, bei der zweiten Etappe von Florentino (Pérez), kamen Cristiano (Ronaldo), Karim (Benzema), Kaká… Die besten Spieler der Welt. Es war ein Privileg und eine Herausforderung, mit den Besten zu trainieren. Für mich war das auch ein Titel. Du siehst sie und sagst: ‚Wie kann man nur so gut Fußball spielen?‘ Sie hinterlassen bei dir offene Münder.“

…den möglichen Gewinn der UEFA Champions League: „Es wäre der Traum-Abschied. ‚La Undécima‘ gegen Atlético zu gewinnen, wäre… man könnte nicht mehr fordern – und auch kein besseres Finale. Aber es ist wahr, dass die Herausforderung, die vor uns liegt, gigantisch ist. Wir sprechen von einem Gegner, der sich in seinem besten Moment befindet, der momentan vielleicht die stärkste Mannschaft in Europa hat. Wir müssen nicht nur ein perfektes Spiel machen, sondern das Spiel unseres Lebens, wenn wir Atlético schlagen wollen.“

…seine Zukunft: „Ich will weiterspielen, das ist klar. Ich mag es, zu trainieren und zu spielen und will das so lange tun, wie mein Körper es aushält. Ich wollte mit dem Kopf bis zum Schluss bei Real Madrid sein und das habe ich geschafft. Ich weiß nichts. Ich weiß nicht, wo ich nächste Saison spielen werde.“

DAS Real-Buch: »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN« – JETZT BESTELLEN!

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Da werde sogar ich wehmütig bei solchen Worten...

Ist menschlich definitiv ein ganz Großer und wohl derjenige der wie kein anderer aktueller Spieler RM im Herzen trägt. Diese Liebe zum Verein ist echt. Mourinhos offener Brief verdeutlicht dies und findet die richtigen Worte.

Durch und durch ein wahrer Madridista. Danke für alles Álvaro.
 
Zuletzt bearbeitet:
:/ ... Einer der Größten geht .. hoffen wir auf einen würdigen Abschied !
 
Grande Arbeloa, menschlich und teilweise auch sportlich bei weitem besser als so mancher Galactico. Danke für alles mein Freund, wir werden dich vermissen :(
 

Verwandte Artikel

Noch einmal Real-Trainer? Was Ancelotti dazu sagt

Wird Carlo Ancelotti noch mal Trainer von Real Madrid? Brasiliens Nationalcoach bezeichnet...

„Bayern kam zu mir“: Mbappé gibt Bundesliga-Interessenten preis

Kylian Mbappé verliert positive Worte zu den ersten Monaten unter Neu-Trainer Xabi...

„Es ist nie zu spät!“ Pochettino weiß dank Mbappé: Träume werden Real

In seiner jüngsten Gastrolle bei El Chiringuito gewährte Mauricio Pochettino, ehemals Trainer...

Sergio Ramos bot sich Real Madrid an: „Tür immer aufgemacht“

Sergio Ramos habe Real Madrid nach eigener Aussage eine Rückkehr angeboten –...