Interview

„Zidane muss sich jetzt selbst korrigieren“

Was sind die Gründe für Real Madrids aktuelle Krise in der Liga? Ex-Merengue Jorge Valdano legt den Finger tief in die Wunde und stellt bei den Königlichen für den Moment akute taktische Mängel fest. Über Zinédine Zidane sagt der Argentinier: „Damals musste er Rafa Benítez korrigieren, jetzt muss er sich selbst korrigieren.“

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Zinédine Zidane Real Madrid
Zidane steht vor seiner größten Herausforderung in Madrid – Foto: Curto de la Torre/AFP/Getty Images

„Die Krise hat jeden erreicht“

MADRID. In 2018 hätte alles anders werden sollen, doch statt zur großen Aufholjagd in der Liga zu blasen, ließ Real Madrid am 18. Spieltag beim 2:2 gegen Celta Vigo erneut Punkte liegen. Bei aktuell 16 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer aus Barcelona (mit einem Nachholspiel in der Hinterhand) können die ohnehin nur noch zarten Meisterschaftsträume nun endgültig begraben werden. Was jedoch weitaus schwerer wog als der erneute Punktverlust im Estadio Balaídos, war der einmal mehr lust- wie inspirationslose der Blancos, der im Lager der Madrilenen für große Fragezeichen und noch mehr Enttäuschung sorgte.

Für Jorge Valdano ist der jüngste Auftritt in Galizien das Ergebnis eines schleichenden Prozesses, der sich in den letzten Monaten seinen Weg gebahnt hat. „Es ist sehr schwierig, genau zu sagen, was mit Madrid seit dem Sommer passiert ist. Eine Mannschaft stürzt nicht einfach so in den Abgrund, sie baut aus einem bestimmten Grund ab und verliert nach und nach ihr Selbstvertrauen. Es ist der Moment gekommen, in dem die Krise jeden erreicht hat“so der frühere Profi, Trainer und Generaldirektor der Königlichen bei ONDA CERO. 

Ein akutes Problem sieht der Argentinier dabei in der mangelhaften Balance der Madrilenen, die sich zum einen in Ballbesitz schlecht positionieren, um etwaige Ballverluste abzufangen, zum anderen während des Pressings oft unkoordiniert und mit großen Lücken zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen anlaufen: „Mannschaften wie Real ordnen sich um den Ball herum, sobald sie unpräzise werden, beginnen sie, es dem Gegner leicht zu machen. Sie erscheinen taktisch nicht sehr geordnet. Ich habe das Gefühl, dass die Spieler, die Energie und Lust haben, versuchen, vorne zu pressen, und die eher konservativen und auf Balance bedachten Spieler versuchen, weiter hinten zu warten. Das Team ist unberechenbar. Es gibt Momente, in denen es scheint, dass man den Gegner auffressen will, in anderen Momenten wiederum wartet man extrem weit hinten.“

„Es ist ein Problem der Ordnung und das obliegt dem Trainer“

Nun liege es vor allem an Zinédine Zidane, diese Probleme schnellstmöglich in den Griff zu bekommen. Für Valdano ist der große psychologische Effekt, den der Franzose als Nachfolger des glücklosen Rafael Benítez auf seiner Seite wusste, mittlerweile verpufft, nun sei „Zizou“ besonders in taktischer Hinsicht gefragt: „Ich weiß das nicht in Prozenten zu beziffern, aber Zidane kam vor zwei Jahren und konnte der Dynamik im Team eine Wende geben. Jetzt steht er vor einer ähnlichen Herausforderung. Damals musste er Rafa Benítez korrigieren, jetzt muss er sich selbst korrigieren. Er trägt seinen Teil der Verantwortung, weil sie ein Problem mit der Ordnung haben und das obliegt ganz klar der Verantwortung des Trainers.“

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Neben den taktischen Mängeln brachte der 62-Jährige auch die körperliche Komponente als mögliche Ursache ins Spiel. Wie schon gegen Barcelona (0:3) erfolgte nämlich auch gegen Celta ein merklicher Einbruch in der zweiten Halbzeit: „Wenn wir Gründe finden wollen, die uns helfen sollen, das Problem zu verstehen, müssen wir ein Auge auf den physischen Zustand werfen, weil die Mannschaft gegen Barça im zweiten Durchgang eingebrochen ist. Das Auftreten war nicht dasselbe wie im ersten Durchgang. Nicht alle Spieler haben die gleiche Verantwortung oder die gleiche Energie, aber sie fallen Tag für Tag mehr auseinander und das ist alarmierend.“

Natürlich seien in der aktuellen Situation jedoch auch die Spieler selbst gefragt, so Valdano weiter: „Aber wir sollten die Spieler nicht aus der Verantwortung ziehen. Dafür sind sie zu groß, um das zu tun. Das Kuriose ist, dass es vor Kurzem noch so schien, dass diese Mannschaft einen Zyklus begründet, jetzt ist man verwirrt, weil zwar Qualität, Erfahrung und Führungsqualitäten vorhanden sind, aber das Team hat sich zurückgelehnt und wirkt viel verwundbarer als noch vor einigen Monaten.“

„Marcelo wird nicht in der Defensive vermisst“

Dass sich zahlreiche Leistungsträger der vergangenen Spielzeit gegenwärtig in einem Leistungsloch befinden, kann ebenfalls als einer der Hauptfaktoren für die aktuelle Krise angeführt werden. Insbesondere Marcelo ist vor allem offensiv in dieser Saison noch auf der Suche nach der Genialität und Durchschlagskraft des letzten Jahres. Wenngleich der Linksverteidiger gegen Celta vor allem defensiv einen rabenschwarzen Abend erwischte, bemängelte Valdano beim Brasilianer die derzeit ausbleibenden Offensivimpulse, die dem Spiel der Königlichen weitaus mehr abgehen würden: „Barcelona verfügt in Ballbesitz über eine bessere Balance und über das Spiel betrachtet scheint es so, dass sie das Tempo anziehen oder drosseln, je nachdem wie es ihnen behagt. Bei Real neigen die Spieler dazu, nach innen zu ziehen, und die Außenverteidiger gehen nach vorne. Man beschuldigt Marcelo, dass er nicht schnell genug zurückkommt. Aber Marcelo ist Marcelo, zur Zeit sorgt er offensiv allerdings nicht für Destabilisierung beim Gegner und da wird er auch vermisst, nicht in der Defensive. Das balancieren Casemiro oder die Innenverteidiger aus.“

Mit Gareth Bale gab jedoch zumindest ein Akteur in Galizien Anlass zur Hoffnung. Trotz seines Doppelpacks steht für Valdano allerdings fest, dass Zidane den Waliser oftmals falsch einsetze: „Zidane hat seine Aufgaben. Bale auf sein Niveau zurück zu bringen, ist eine große. Die zwei Tore müssen ihm zu denken geben. Er bekommt oft mit dem Rücken zum Tor den Ball und das liegt ihm nicht.“ Auch hier gelte es taktisch entsprechend nachzujustieren. Vor allem aber müsse sich jeder Akteur wieder darauf besinnen, was ihn stark macht: „Das Team hat die letzten Partien mit Beklommenheit bestritten, waren extrem nervös. Jeder will das Spiel alleine gewinnen und sucht das schnelle Tor. Es wird Zeit, dass jeder seinen Pflichten nachkommt.“ 

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Das wird ein Jahr zum vergessen werden. Aber gut zusammen gefasst. Bin gespannt ob Zidane sich weiterentwickeln kann und die Mannschaft neu formen und motivieren kann. Ronaldo, Benzema, Casemiro und Navas würde versuchen, zu ersetzen. Ronaldo vielleicht nicht komplett, aber er ist 33 Jahre alt, spielte unglaublich viele Spiele und das merkt man nun. Mbappe, Hazard und Kepa verpflichten.

Hazard - Mbappe - Bale (Ronaldo)
----------------Isco
--------Kroos ------ Modric
Marcelo - Ramos - Varane - Dani
---------------Kepa
 
Das wird ein Jahr zum vergessen werden. Aber gut zusammen gefasst. Bin gespannt ob Zidane sich weiterentwickeln kann und die Mannschaft neu formen und motivieren kann. Ronaldo, Benzema, Casemiro und Navas würde versuchen, zu ersetzen. Ronaldo vielleicht nicht komplett, aber er ist 33 Jahre alt, spielte unglaublich viele Spiele und das merkt man nun. Mbappe, Hazard und Kepa verpflichten.

Hazard - Mbappe - Bale (Ronaldo)
----------------Isco
--------Kroos ------ Modric
Marcelo - Ramos - Varane - Dani
---------------Kepa

Ich denke, Mbappe sollten wir leider aus unseren Wünschen streichen...
Glaube nicht, das dieser in absehbarer Zeit nach Madrid wechselt. Hazard schon eher, vielleicht Kane?
 
Nach 4 Jahren auf spielerisch höchstem Niveau und Titelgewinnen mußte dies so kommen - ob nun Schuld oder Nichtschuld im vergangenen Sommer NICHT auf dem Transfermarkt tätig zu werden ist jetzt egal - dies lässt sich nicht ändern.

Der Mannschaft fehlt es einfach an der Grundlegenden Einstellung - vor allem in der Liga. Es gibt absolut keinen Gegner, (auch nicht die Tabellennachzügler), gegen die man mit nur 80% ein Spiel gewinnt.

Das Wasser steht allen sowieso schon bis zum Hals, vielleicht fängt man doch noch an zu schwimmen um nicht endgültig abzusaufen.
 
....
---------------Kepa

Ich denke, Mbappe sollten wir leider aus unseren Wünschen streichen...
Glaube nicht, das dieser in absehbarer Zeit nach Madrid wechselt. Hazard schon eher, vielleicht Kane?

Hängt ws viel vom Spiel im Achtelfinale ab. Gewinnen wir gegen PSG, stehen die Chancen auf Neymar sicher nicht so schlecht. Mbappe bleibt ws die nächsten 3 Jahre in Paris. Aber eine kleine Hoffnung besteht. Kane ist mMn nicht der richtige Spieler für uns. Aber ws der beste Stürmer der nicht bei einem Weltklasse Verein zur Zeit ist. Sanchez wäre auch noch spannend für außen. Jesus wird man ws. nicht bekommen. Dann wird es eh schon schwierig jemanden zu finden, der auch nur irgendwie auf den Markt ist.
 
Das ist das eine womit er genau den wunden Punkt trifft und das andere ist meiner Meinung die Arroganz der Spieler / Verantwortlichen im Verein . Halt das gleiche wie nach LaDecima wo man dacht man kann Erfahrung abgeben ohne neue dazu zu holen weil das denken sie jedenfalls wir Real Madrid sind und gerade so stark sind das wir auch ohne breite Qualität alles weghauen und das alles zusammen macht die Krise perfekt . Irgendwie denkt man nur am Erfolg des letzten Jahres aber das da auch viele Spiele schwach waren und nur mit Glück gewinnen konnten schiebt man zur Seite . Und dann das Springen zwischen Geld aus dem Fenster werfen egal ob jemand passt oder nicht Hauptsache er hat ein Hype und dann auf einmal geizig g sein und nur Talente holen . Die goldene Mitte ist und wäre die beste Alternative gewesen nur kriegt man das bei Perez und Co nicht in den Köpfen rein . Und dann noch die dauerhaften Verletzungen sind doch nicht normal und zeugen von schwächer Fitness oder falschem Training . Und das letzte ist das bevorzugen der Stars die immer spielen obwohl sie seit Monaten nichts leisten . All das muss geändert werden und man schafft wirklich mal ne Ära von 4,5-6 Jahren zu starten , nur will man das anscheinend nicht . Und das wichtigste man muss wieder zu einem Team werden ein Isco spielt schön aber das dabei was rauskommt ist eher selten , Ronaldo ist gefühlt seid 3 Jahren am meckern mit kurzen guten Phasen besonders die letzte Saison am Ende aber seine Durststrecken werden immer länger und sein Gemecker immer mehr , Abwehr hatte keine Ordnung und wird fast immer im Stich gelassen und und und . Ein Mann für alle alle für einen muss das Motto sein . Könnte noch so viel ............. .
 
der erste schritt in die richtige richtung wäre meiner meinung nach das 4-3-3 wieder zu etablieren und vom 4-1-2-1-2 weg zukommen. Klar dafür müsste man endlich mayo vertrauen schenken und ihn mal 90min spielen lassen, finde aber dieses risikio wesentlich angebrachter als ein 4-1-2-1-2 mit zwei flügelstürmern die man als 9er zwingt zu spielen. Cr7 leidet unter der ms position wie schon seit jahren nicht mehr.

Werden das 4-3-3 aber wohl nur zu sehen bekommen wenn benzema zurück ist und mit ihm auf dem feld sind wir schon wieder einer weniger die einzige hoffnung ist dann nur das bale sich nicht verletzt und die lustlosigkeit von karim ausgleichen kann. Desweiteren wäre es schön asensio nicht hinter lucas in der hierarchie zu positionieren, schlimm genug das man schon james vergrault hat bitte nicht auch noch asensio...
 

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