Interview

Coentrão zweifelte bei Real an sich: „Vergessen, wie man Fußball spielt?“

Fábio Coentrão spricht erstmals öffentlich über seine Leidenszeit bei Real Madrid. „Ich fragte mich oft, was mit mir los ist, ob ich vergessen habe, wie man Fußball spielt“, gesteht der Portugiese. Zurückkehren möchte er trotz gültigen Vertrags nicht. Für Zinédine Zidane bricht Coentrão eine Lanze.

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Fabio Coentrao Sporting
Coentrão fühlt sich in Lissabon bestens aufgehoben – Foto: Patricia de Melo Moreira/AFP/Getty Images

„In Madrid habe ich mich oft gefragt, was mit mir los ist“

LISSABON. Das Leihgeschäft, das kann man schon jetzt behaupten, hat sich bezahlt gemacht. Kam Fábio Coentrão in der vergangenen Saison bei Real Madrid wegen etlicher Verletzungen und sonstigen physischen Problemen auf gerade einmal sechs Pflichtspiel-Einsätze, absolvierte er für Sporting in der laufenden Spielzeit bereits 33 Partien.

Der Portugiese, der am Sonntag seinen 30. Geburtstag feiert, fühlt sich in Lissabon wieder wichtig. Ein Gefühl, das ihm in der spanischen Hauptstadt unter Zinédine Zidane komplett abhanden gekommen war. „Wenn du eine Partie bestreitest und danach in sieben Spielen nicht zum Einsatz kommst… Ich wusste, dass ich spielen würde, weil Marcelo ja da war. Und es ist normal, dass das passiert. Ich hatte Marcelo vor mir! Mar-ce-lo! Wir sprechen nicht von irgendeinem Spieler. Er hat enorm viel geleistet. In Madrid fragte ich mich oft, was mit mir los ist, ob ich vergessen habe, wie man Fußball spielt“, gab Coentrão in einem Interview mit der Sportzeitung MARCA zu.

Portugiese würde rückblickend „vieles anders machen“

„Wenn es so für dich läuft, geht es ein bisschen bergab. Das passierte mir in Madrid“, so der Linksverteidiger. Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er „vieles anders machen. Ich weiß, dass es Dinge gibt, die ich in Madrid nicht gut gemacht habe“.

„Würde gerne bis zum Karriereende bei Sporting bleiben“

Korrigieren will Coentrão sie an der Concha Espina jedoch nicht. Wenngleich er nur bis zum 30. Juni an Sporting ausgeliehen ist, sieht der Abwehrspieler seine Zukunft abseits des Estadio Santiago Bernabéu. „Ich würde gerne bis zum Ende meiner Karriere bei Sporting bleiben, denn hier habe ich das Glück wiedergefunden. Ich mache hier eine gute Arbeit und bin sehr glücklich, habe aber einen Vertrag bei Real Madrid und muss die Personen, die mir sieben Jahre lang eine Menge gegeben haben, respektieren“, so Coentrão.

Weil die Merengues ihre linke Verteidigerseite im Juli 2017 mit Theo Hernández verstärkt haben, ist allerdings nicht mit einem Comeback des Blondschopfs zu rechnen.

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Dass Coentrão mit Real abgeschlossen hat, liegt auch an der in seinen Augen ungerechten Bewertung seiner Leistungen in der Vergangenheit. „Ich war das hässliche Entlein“, hatte er die spanischen Medien im Oktober 2015 attackiert. Hinter dieser Aussage steht er nach wie vor: „Das ist die Wahrheit! Ich denke so. Das erste und das dritte Jahr waren sehr gut. Ich denke, die Leute können auch mal auf das Gute schauen. Ich weiß, dass ich viele Dinge schlecht gemacht habe, aber es gab auch gute Momente, die die Leute nicht berücksichtigen. Deshalb fühlte ich mich wie ein hässliches Entlein. Aber das ist jetzt auch nicht mehr bedeutend. Ich bin über die guten Jahre in Madrid sehr dankbar.“

Coentrão würde gegen Real „natürlich nicht“ jubeln

Coentrão möchte mit seinen Worten nicht den Eindruck erwecken lassen, als würde er einen Groll gegen Real hegen. Das Gegenteil ist der Fall. Würde er beispielsweise im Trikot von Sporting gegen die Madrilenen treffen, würde er „natürlich nicht“ jubeln: „Ich habe großen Respekt vor Real Madrid. Der Klub hat mir alles gegeben. Ich muss dankbar sein. Madrid hat mir nur gut getan und ich wünsche mir, dass der Verein alles gewinnt.“

Fabio Coentrao Real Madrid
Coentrão wechselte 2011 nach Madrid – Foto: Denis Doyle/Getty Images

„Wie kann man über Zidane diskutieren? Das ist unglaublich“

In den zurückliegenden Monaten und Jahren ist das Real ziemlich gut gelungen. Aufgrund des Erfolgs hält Coentrão die Zweifel an Zidane für „belustigend. Er hat in anderthalb Jahren zweimal die Champions League und einmal die Liga gewonnen. Wie kann man über ihn diskutieren? Das ist unglaublich. Niemand hat das zustande gebracht, was er geleistet hat. Wenn ich diese Kritik höre, denke ich, dass der Fußball sehr traurig ist“.

An dem französischen Chefcoach lässt Coentrão auch bezüglich seiner persönlichen Situation kein schlechtes Haar: „Es ist nicht so, dass ‚Zizou‘ mir kein Vertrauen gab, absolut nicht. ‚Zizou‘ war für mich ebenfalls ein sehr guter Trainer, ich kann nur gute Dinge über ihn sagen. Wer schlecht über Zidane spricht, weiß nicht, was er sagt, denn er ist ein spektakulärer Kerl. Für mich klappte es in Madrid nicht. Ich musste ein weiteres Mal gehen, um mein Spiel zurückzuerlangen und Vertrauen zu gewinnen. Das war die beste Option.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Ich mochte Coentrao und mag ihn nach diesen Aussagen umso mehr. Defensiv war er wirklich gut, offensiv vl nicht so dribbelstark wie marcelo (wer ist das schon?) aber auch solide.. Wenn er nicht verletzt war, hat er eigentlich auch immer Leistung gebracht. Insgesamt wäre sicher noch mehr bei ihm drinnen gewesen und das letzte Jahr war zum vergessen, aber deshalb bleibt er trotzdem ein verdienter Spieler in meinen Augen. Alles Gute..
 
Das er im Champions league Finale den vorzug vor Marcelo bekam zeigt glaube ich wie gut er eigentlich war. Umso trauriger war seine letzte Saison..
 
Wenn ich zwischen Coentrao und Marcelo, beide in Top-Form, auswählen könnte, würde ich Coentrao den Vorzug geben. Warum? Weil Fabio defensiv einfach ein Ticken besser als Marcelo ist. Ein bisschen viel besser...
Da hat Real wenigstens mit 4 Verteidigern gespielt und nicht wie jetzt mit eigentlich nur drei.
Offensiv ist Marcelo klar besser, aber auch nicht immer effektiv.
Nicht umsonst hat Mourinho eine Zeitlang auf Coentrao gesetzt, er wusste wieso.
 

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