
Michael Laudrup, einer dieser ewig Unterbewerteten, war besonders. Logisch, wenn man das Vorbild von Andrés Iniesta ist. Denn ob und wo der Däne spielte, machte Mitte der 90er-Jahre einen gewaltigen Unterschied, besonders in Bezug auf den FC Barcelona und Real Madrid, und die Aufeinandertreffen seiner einstigen Arbeitgeber.
El Clásico. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Wer sonst? Wenn man sich aber lebendig an die letzten zehn Aufeinandertreffen zwischen Katalanen und Madrilenen erinnert, waren es nicht immer die beiden Ausnahmespieler, die diese Duelle (spielerisch) prägten. Öfter waren es die Modrićs oder Iniestas dieser Welt, die vermutlich die gleiche Qualität haben, aber nicht so viel Rampenlicht. So trug es sich auch am 8. Januar 1994 im Camp Nou zu. Die Königlichen, die zum vierten Mal hintereinander die Meisterschaft an den iberischen Nordosten abtreten mussten, kamen im Clásico mit 0:5 unter die Räder.
Januar 1994: Barça gewinnt Clásico mit Laudrup 5:0
Romário, Barças 1993 verpflichteter Superstürmer, gelang ein Hattrick. Welch eine Show! Und doch war es dieser Michael Laudrup, der die Blancos wieder und wieder sezierte, entblößte, kaltherzig ihrem Schicksal übergab mit seiner guten Sicht und Vision und noch besseren Zuspielen. Auch wenn er es Andere zu Ende bringen ließ.
Dieses von Johan Cruyff trainierte, sogenannte “Dream Team” war, nachdem Real die zweite Hälfte der 80er-Jahre mit fünf Meisterschaften in Folge dominierte, die beste Mannschaft Spaniens, sogar Europas. So wurde 1992 noch ohne den brasilianischen Weltfußballer von 1994 der ersten Henkelpott der Vereinsgeschichte errungen. Denn das echte “Dream Team” war das von 1992. Klar hätte das von 1994 mit Romário noch besser sein können, war es bis zum Champions-League-Finale 1994 in Athen auch. Doch dort machte Cruyff einen entscheidenden Fehler. Laudrup mittendrin.
20 Jahre zuvor hatte seine berüchtigte Arroganz den noch spielenden Holländer, ebenfalls in der großen Favoritenrolle, bereits den WM-Titel 1974 gekostet. Trotzdem begann er die Wortgefechte vor dem Finale gegen den AC Mailand ähnlich. Gab sich schon als Sieger, verhöhnte Milan-Coach Fabio Capello für dessen defensive Spielausrichtung, lobte Arrigo Sacchi, welcher die “Rossoneri” fünf Jahre zuvor doch so toll offensiv spielen ließ. “Wir kauften zu Saisonbeginn Romário, sie kauften Desailly, das sagt schon alles”, lästerte Cruyff. Doch sein neuer Goalgetter sollte im Endspiel keinen Ball sehen, Milans defensive Absicherung Marcel Desailly markierte das Tor zum sensationellen 4:0-Endstand – und das schon in Minute 58.

Barça verliert Finale ohne Laudrup – und der wechselt die Seiten
In der Höhe verdient. Wie konnte das passieren? Romário war doch da. Und wie 1992 auch Abwehrrecke Koeman und das bulgarische Rennpferd Stoichkov. Sie waren es, die die damals beschränkten drei Ausländerplätze einnahmen. Und Laudrup? Der spielte nicht. Cruyff setzte ihn nicht ein. Persönliche Streitigkeiten. Laudrup, der doch so spielte wie das Mastermind einst selbst. In den Wochen der Eiszeit vor dem Finale angeblich zu lustlos – vielleicht waren sich Spieler und Trainer zu ähnlich. Cruyff verfügte dann nicht über die Größe, seinen wichtigsten Spieler im Finale spielen zu lassen. Und ein paar Wochen später spielte dieser für Real Madrid.
Als “unbesiegbar” wurde die “Blaugrana” noch kurz vor dem Endspiel 1994 europaweit betitelt. Und das schien nur logisch und richtig dank der vierten Meisterschaft in Serie. Doch alles stand und fiel mit einem Mann. Den sie verloren und für knapp zehn Millionen Euro an den Erzrivalen abgegeben hatten.
Januar 1995: Real gewinnt Clásico mit Laudrup 5:0
Fast genau ein Jahr nach dem schallenden 5:0 im Camp Nou endete der Clásico am 7. Januar 1995 erneut 5:0. Für Real Madrid. Barça-Trainer war immer noch der große Cruyff, in Blau und Rot spielten immer noch Romário, Koeman, Stoichkov und sogar Gheorghe Hagi, der neue Stern am Fußballhimmel. Aber Michael Laudrup spielte für Real Madrid. Diesmal verhalf er Iván Zamorano zu einem Hattrick, als es nun die Königlichen waren, die den Rivalen sezierten und entblößten, Sergios Vater Carles Busquets fünf Eier ins Nest legten.
Barcelona konnte Reals Rekord dadurch nicht egalisieren und verpasste den fünften Liga-Titel in Serie. Und das deutlich: Zwölf Punkte schloss man als Vierter hinter Aufsteiger Betis und dem Meister ab. Der hieß Real Madrid, mit Michael Laudrup.
Community-Beiträge