Interview

Stürmer-Wunsch ignoriert: Benítez-Spitze gegen Real Madrid

Rafael Benítez dementiert, dass es während seiner Ära bei Real Madrid derart viele Probleme wie berichtet gab. Während der 58-Jährige zu den Spielern einen guten Draht gehabt habe, knirschte es offenbar eher zwischen ihm und der Führungsetage.

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NEWCASTLE UPON TYNE, ENGLAND - MAY 13: Newcastle manager Rafa Benitez looks on during the Premier League match between Newcastle United and Chelsea at St. James Park on May 13, 2018 in Newcastle upon Tyne, England. (Photo by Stu Forster/Getty Images)
Benítez scheiterte bei den Königlichen krachend – Foto: Stu Forster/Getty Images

„Wir hatten nicht so viele Probleme“

NEWCASTLE/MADRID. Acht Titel, vielleicht bald sogar schon neun, binnen zwei Jahren: Zinédine Zidane und Real Madrid ist eine Erfolgsstory. Rafael Benítez konnte das in Verbindung mit den Königlichen nicht von sich behaupten. Die Beziehung endete Anfang Januar 2016 gerade einmal sechs Monaten nach dem Amtsantritt.

Rückblickend wehrt sich der 58-jährige Spanier aber gegen die Behauptung, es sei wirklich alles schlecht gelaufen. „Als ich Madrid verlassen habe, waren wir für die K.o.-Phase der Champions League qualifiziert und in der Tabelle bei einem Spiel weniger zwei Punkte hinter Barça. Die Leute vergessen das. Wir hatten nicht so viele Probleme, wie sie das glauben“, stellte Benítez in einem Interview mit dem TV-Sender CUATRO klar.

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Vollkommen richtig liegt er mit seinen Worten jedoch nicht. Nach dem 2:2 beim FC Valencia, das sein Aus zur Folge hatte, lag das weiße Ballett bei der gleichen Anzahl von Spielen fünf Zähler hinter den Katalanen und sogar auch noch vier hinter Atlético. Die Beziehung zu den Profis sei dennoch „gut“ gewesen: „Das kann ich mit zahllosen Nachrichten beweisen.“

Zu Differenzen kam es offenbar vielmehr im Austausch mit den Verantwortlichen. Unter anderem, als es um eine von Benítez erhoffte Verstärkung des zentralen Angriffs ging.

„Was wir gesagt haben, wurde nicht beachtet“

„Wir hatten Borja Mayoral, der ein exzellenter Stürmer ist, aber erst 19 war. Mayoral war unser Stürmer. In der darauffolgenden Saison, in der Titel gewonnen wurden, war (Álvaro) Morata der Stürmer. Was wir gesagt haben, wurde nicht beachtet. Unsere Mannschaft war in 75 Prozent der Spiele körperlich besser als die Gegner und dennoch wurde gesagt, sie sei physisch in keinem guten Zustand. Das ist eine der Lügen, nach der gesucht wurde“, so Benítez, der die Premier League mit Newcastle United als Zehnter abgeschlossen hat.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Wieviel Punkte haben wir aktuell Rückstand in der Liga? Es macht natürlich schon einen gewissen Unterschied ob man Benitez oder Zidane heißt. Ich bin mir auch sicher, dass viele andere Trainer in dieser Situation mit Liga und Pokal nicht so fest im Sattel sitzen würden wie Zidane - CL hin oder her.
 
Ich muss hier echt auch mal ne Lanze für Benitez brechen. Es lief sicher nicht alles nach Wunsch, aber es war auch nicht alles nur schlecht. Benitez hat unter anderem Casemiro, Vazquez und Kovacic (zurück) geholt, schon nur dafür bin ich ihm dankbar. Platz 3 zur Winterpause mit 5 Punkten Rückstand ist nicht optimal, aber noch akzeptabel. Zidane hatte zeitweise 15 Punkte Rückstand auf ein deutlich schwächeres Barca, bei dem Massstab hätte er längst fliegen sollen. In der CL war man dabei, und das Ausscheiden im Pokal war nicht sein Fehler, wenn der Verein zu dumm ist sich zu informieren, welche Spieler gesperrt sind. War Benitez der falsche Trainer? Wahrscheinlich ja, kann man alles ihm anhängen? Sehr einfach. Die verkorkste Saison 14/15 war nicht seine Schuld, Carlos Entlassung war nicht seine Schuld, der verkorkste De Gea Transfer war nicht seine Schuld, das Fehlen eines 2ten Stürmers war nicht seine Schuld, das Ausscheiden im Pokal war nicht nur seine Schuld. Ja er hat nen gesperrten Spieler aufgestellt, unwissentlich. Bei nem Mio Verein wie Madrid erwarte ich, dass das jemand im Auge behält.Die Clasico Niederlage tat weh, aber auch nicht nur seine Schuld. Es wird immer so getan, als hätte Zidane eine komplett zerstörte Mannschaft übernehmen und von Grund auf neu aufbauen müssen, was etwas überglorifiziert und unfair seinen Vorgängern gegenüber ist. Es war eine taktisch und mental sehr starke und an sich funktionierende Mannschaft, die ein paar Schräubchendreher an der richtigen Stelle gebraucht hat. Ich will Zidanes Verdienste nicht kleinreden, er war die richtige Motivationsspritze zur richtigen Zeit, aber er hatte ein sehr starkes Fundament seiner Vorgänger. Mout hat funktionierende Taktiken, Disziplin und sinvolle Transfers zurück nach Madrid gebracht, Carlo Motivation und Teamzusammenhalt. Benitez, wenn sonst nichts, zumindest ein paar sinvolle Transfers und nach seiner schwierigen Zeit eine "jetzt erst recht" Mentalität in einer zuvor etwas gesättigt wirkenden Mannschaft. Zerstört hat Madrid keiner der 3. Zerstört war Madrid vor Mou, und eine zerstörte Mannschaft gewinnt keine möglichen 4 CL Titel in 5 Jahren. Ich behaupte, ohne Mou, Carlo und zumindest auch etwas Benitez wären wir heute nicht da, wo wir sind. Muss man Rafa mögen? Nein. War er der richtige Mann? Nein, aber man könnte zumindest aufhören, Tatsachen zu verdrehen. Die Hinrunde 15/16 war kompliziert, aber nicht so katatstrophal wie oft dargestellt.
 
Wieviel Punkte haben wir aktuell Rückstand in der Liga? Es macht natürlich schon einen gewissen Unterschied ob man Benitez oder Zidane heißt. Ich bin mir auch sicher, dass viele andere Trainer in dieser Situation mit Liga und Pokal nicht so fest im Sattel sitzen würden wie Zidane - CL hin oder her.
Hat nichts mit dem Namen Zidane zu tun. Jeder x-beliebige Trainer wäre heute wahrscheinlich noch Trainer von uns, wenn er in den zwei Jahren zuvor zweimal hintereinander die CL gewonnen hätte und einmal Meister geworden wäre. Dass Zidane ein exzellentes Verhältnis zu seinen Spielern und zu der Führungsriege hat, spielt aber natürlich auch eine Rolle.
 
Ich muss hier echt auch mal ne Lanze für Benitez brechen. Es lief sicher nicht alles nach Wunsch, aber es war auch nicht alles nur schlecht. Benitez hat unter anderem Casemiro, Vazquez und Kovacic (zurück) geholt, schon nur dafür bin ich ihm dankbar. Platz 3 zur Winterpause mit 5 Punkten Rückstand ist nicht optimal, aber noch akzeptabel. Zidane hatte zeitweise 15 Punkte Rückstand auf ein deutlich schwächeres Barca, bei dem Massstab hätte er längst fliegen sollen. In der CL war man dabei, und das Ausscheiden im Pokal war nicht sein Fehler, wenn der Verein zu dumm ist sich zu informieren, welche Spieler gesperrt sind. War Benitez der falsche Trainer? Wahrscheinlich ja, kann man alles ihm anhängen? Sehr einfach. Die verkorkste Saison 14/15 war nicht seine Schuld, Carlos Entlassung war nicht seine Schuld, der verkorkste De Gea Transfer war nicht seine Schuld, das Fehlen eines 2ten Stürmers war nicht seine Schuld, das Ausscheiden im Pokal war nicht nur seine Schuld. Ja er hat nen gesperrten Spieler aufgestellt, unwissentlich. Bei nem Mio Verein wie Madrid erwarte ich, dass das jemand im Auge behält.Die Clasico Niederlage tat weh, aber auch nicht nur seine Schuld. Es wird immer so getan, als hätte Zidane eine komplett zerstörte Mannschaft übernehmen und von Grund auf neu aufbauen müssen, was etwas überglorifiziert und unfair seinen Vorgängern gegenüber ist. Es war eine taktisch und mental sehr starke und an sich funktionierende Mannschaft, die ein paar Schräubchendreher an der richtigen Stelle gebraucht hat. Ich will Zidanes Verdienste nicht kleinreden, er war die richtige Motivationsspritze zur richtigen Zeit, aber er hatte ein sehr starkes Fundament seiner Vorgänger. Mout hat funktionierende Taktiken, Disziplin und sinvolle Transfers zurück nach Madrid gebracht, Carlo Motivation und Teamzusammenhalt. Benitez, wenn sonst nichts, zumindest ein paar sinvolle Transfers und nach seiner schwierigen Zeit eine "jetzt erst recht" Mentalität in einer zuvor etwas gesättigt wirkenden Mannschaft. Zerstört hat Madrid keiner der 3. Zerstört war Madrid vor Mou, und eine zerstörte Mannschaft gewinnt keine möglichen 4 CL Titel in 5 Jahren. Ich behaupte, ohne Mou, Carlo und zumindest auch etwas Benitez wären wir heute nicht da, wo wir sind. Muss man Rafa mögen? Nein. War er der richtige Mann? Nein, aber man könnte zumindest aufhören, Tatsachen zu verdrehen. Die Hinrunde 15/16 war kompliziert, aber nicht so katatstrophal wie oft dargestellt.
Benitez steht einfach für eine stabile Defensive. Vielleicht wollte man das nach Carlo ja.
Benitez hat seine Aufgabe sicher nicht schlecht gemacht -> siehe Beginn der Saison 2015/16 als wir die ersten 5 Spiele der Saison ohne Gegentor blieb
Benitez´ Problem war einfach dass Cristiano, Benz, Kroos, Isco, James, etc. nicht nur "stur" nach Plan des Trainer spielen wollen, sondern sie ihre Freiheiten auf dem Feld wollen UND auch brauchen.
Deswegen war danach Zidane der richtige Schritt, denn er weiß ganz genau wie die oben genannten Spielertypen ticken.
 
Das Verhältnis zwischen Real und Benitez war schon von Anfang an zum scheitern verurteilt. Die Spieler und vorallem die Fans waren noch immer über die Entlassung von Ancelotti verärgert. Ich war beim letzten Spiel von Ancelotti im Stadion und noch 20 Minuten nach Abpfiff gab es Ancelotti Gesänge.
 
Benitez steht einfach für eine stabile Defensive. Vielleicht wollte man das nach Carlo ja.
Benitez hat seine Aufgabe sicher nicht schlecht gemacht -> siehe Beginn der Saison 2015/16 als wir die ersten 5 Spiele der Saison ohne Gegentor blieb
Benitez´ Problem war einfach dass Cristiano, Benz, Kroos, Isco, James, etc. nicht nur "stur" nach Plan des Trainer spielen wollen, sondern sie ihre Freiheiten auf dem Feld wollen UND auch brauchen.
Deswegen war danach Zidane der richtige Schritt, denn er weiß ganz genau wie die oben genannten Spielertypen ticken.

Ich will nicht Benitez zum absoluten Buh-Mann machen, obwohl ausgerechnet zu seiner Zeit in den viereinhalb Monaten verdammt seltsame Dinge passiert sind, für die ich bis heute keine Erklärung habe. Trotzdem: sein Defensiv-Fußball mit dem benitezsche Mittelfeld-Vakuum fand ich derart schrecklich anzusehen, dass es mir immer noch am ganzen Körper schaudert, wenn ich daran zurück denke. Die Fans hatten dafür auch nicht viel übrig, die Stimmung im Forum war hier regelmäßig im Keller sogar bei manchen gewonnenen Spielen. Sein Spielsystem funktionierte auch nur halbwegs bei Gegner kleineren Kalibers. Gegen Sevilla, Villareal, Valencia, Atletico konsequent Punkte liegen gelassen, gegen ein mittelstarkes Malaga ein torchancen-armes 0-0 im eigenen Stadion gespielt (absolute Rarität für Real-Verhältnisse), gegen Barca dann der Super-GAU. Sein "Verdienst", dass sich Real Madrid für die CL-K.O.-Runde qualifiziert hat, sollte man unter dem Gesichtspunkt, dass Real A: in der CL meist einen anderen Modus hat und B: in einer Gruppe mit Donezk und Malmö war, nicht all zu hoch bewerten. Auch die Tatsache, dass bis heute kein einziger Real-Spieler es schaffte irgendetwas Positives (und respektvollerweise nichts Negatives) über die Benitez-Ära zu erzählen, sagt meiner Meinung nach mehr aus, als Benitez relativierendes Resümee, in dem er nun sogar über Reals Tabellenplatz nach seinem Abgang nachweislich lügt.
Das mit der Fax-Panne um De Gea und der Disqualifikation in der Copa Del Rey zum Beispiel, ist natürlich etwas, wofür Benitez keine Schuld trifft, aber trotzdem passten solche unglückliche Missgeschicke irgendwie doch zur Benitez-Ära. Oder hätte sich irgendeiner vorstellen können, dass so etwas bei Carlo 13/14 ode in irgendeiner Spielzeit unter Mou passiert wäre? Also ich nicht :D

Wie dem auch sei. Wenn man zurück blickt, neigt man häufig dazu etwas Vergangenes gar nicht mehr als so drastisch in Erinnerung zu haben, da die Emotionen dazu schwächer geworden sind, und die Distanz größer geworden ist. Dadurch blicken wir das alles nüchterner als zuvor. Ich kann euch aber sagen, diese Zeit war wirklich nicht schön. Nicht nur wegen Benitez, sondern natürlich auch wegen den Spielern (Verletzungen, nicht in Form, Null-Bock-Einstellung, Ideenlosigkeit) und natürlich Perez, der mit seiner Entscheidung bezüglich der Trainerfrage dafür gesorgt hat, dass ein Ancelotti-Nachbeben während die ganze Hinrunde noch zu spüren war.
 
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