Kommentar

Ronaldo 94 Mio. Bale 101 Mio. Schiri bestechen: unbezahlbar.

„Ronaldo 94 Millionen. Bale 101 Millionen. Den Schiedsrichter bestechen: unbezahlbar.“ So sieht die Abrechnung auf dem Schreibtisch von Florentino Pérez aus. Zumindest, wenn man nach dem geht, was man in den Kommentarspalten vieler Sportmagazine auf Facebook so liest. REAL TOTAL-Kolumnist Julian Heun haut da drauf. Mit allem, was seine ungezogene Schreibe so hergibt.

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Julian Heun reicht’s mal wieder – Foto: Dan Mullan/Getty Images

Ablehnung gegen Real – da sind sich alle einig

Real Madrid kauft Schiedsrichter. Alle. Ausschließlich. Da ist sich der gemeine Sportfan sicher. Ist doch klar. Das sticht einem ja förmlich durch den Fernseher durch die fettige Brille hinein in die vom Bier verschwommenen Augen. Da sind sie sich einig. Ob man Manchester United oder den FC Arsenal mag – da könne man diskutieren. In der Ablehnung gegen Madrid jedoch sind sie alle vereint, Arm in Arm.

Nun, als Madrid-Fan in Deutschland bin ich es gewohnt, wenig Sympathie entgegengebracht zu bekommen. Außerdem trage ich stets meine rosarote respektive violette Real-Brille, die mir einen verzerrten Blick auf die Welt gibt. Ich habe für jeden Spieler einen peinlichen Spitznamen und tobe zu Hause während Spielen häufig vor dem Fernseher in einem lilafarbenen Real-Umhang (leider wirklich). Ich bin also auf eine Art nicht ernst zu nehmen. Aber damit bin ich immer noch weitaus seriöser und näher an der Wahrheit als das dumme Gefasel über gekaufte Schiris.

Der gekaufte Real-Schiri ist der neue Reptiloid

Zu sagen, dass Real alle Schiedsrichter kauft, befindet sich auf dem gleichen Niveau, wie zu sagen, dass man sein Leben nicht gebacken bekommt, weil einem die bösen Politiker immer morgens Chemtrails ins Müsli rühren. Das ist Verschwörungstheorie. Der gekaufte Real-Schiri ist der neue Reptiloid. „Die Welt ist nicht so, wie ich sie will. Die Welt ist unfair. Die da oben sind Schuld. Ich habe eine einfache Antwort auf die vielschichtige, verworrene Welt. Denn wenn alles richtig wäre, wäre ich der Beste.“ Das ist die Argumentationskette, die da greift. Denn machen wir uns nichts vor: Dass es Betrug im Profisport gibt, ist kein Geheimnis. Es werden Weltmeisterschaften gekauft und Schiedsrichter gekauft. Wer das ignoriert, ist nicht voreingenommen, sondern blind. Aber davon auszugehen, dass Real einfach alle gekauft hätte seit Jahren – denn das würde man ja sehen –, ist eine viel zu einfache Antwort für eine viel zu komplexe Welt. Denn wenn das so einfach wäre, wieso kauft dann nicht der Herr Scheich aus Katar seinem Verein aus Paris mal ein Champions-League-Halbfinale? Muss doch drin sein! Wenn man einen Neymar aus Barcelona loskriegt, sollte das doch aus der Portokasse zu zahlen sein. Wieso verliert dann Real den Clásico aufgrund diverser Fehlentscheidungen? Wieso kauft sich Real nicht häufiger eine Meisterschaft? Wenn das so einfach wäre, dann wären nur zwei LaLiga-Titel in zehn Jahren wirklich eine arme Ausbeute.

Wenn man sich so umhört, scheinen in Deutschland alle gemeinsam für den FC Liverpool, für den großen Außenseiter zu sein. Vor drei Jahren war es Atlético, weil die ja so ein bodenständiger Arbeiterverein sind, in dem Griezmann eine Lohntüte aus Papier mit fünf Euro drin bekommt. Dann war es 2017 Juve, weil Gigi Buffon einen Pokal für sein vermeintliches Abschiedsspiel als Geschenk bekommen sollte. Als ob seine großartige Karriere noch einen Schlussakkord bräuchte. Und jetzt ist es eben Liverpool. Die großen Underdogs! Dass die “Reds” selber bereits fünfmal die Könige von Europa waren – so häufig wie der FC Bayern oder ein gewisser Verein aus Barcelona –, vergisst man gerne. Denn an Jürgen Klopp klebt ja immer noch das „Pöhler-Image“ des einfachen Mannes aus dem Volke, das er einfach nicht verliert. Da kann er noch so viele Werbespots für die Deutsche Vermögensberatung, OPEL, Metylan, Philips und Warsteiner machen und ein höheres Einstiegsgehalt haben als Zinédine Zidane. Dass man meinen könnte, Liverpool sei gegen Manchester City ebenfalls bevorzugt worden, vergisst man auch. Zugegeben: Wer schaut Mané, Salah und Firminho nicht gerne zu? Wer findet die Liverpooler Fans nicht rührend? Und eine kleine Kammer in meinem Herzen gönnt es dieser sympathischen Mannschaft natürlich sehr zu gewinnen.

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Madrid hatte Glück, aber auch Pech

Also seid ruhig alle für Liverpool. Ich verstehe das. Aber erzählt mir nicht das Märchen von den Real-Schiris, ihr Echsenmenschen der Scheiben-Erde! Auch wenn Madrid natürlich mit einer teilweise sehr durchschnittlichen Leistung im Endspiel steht, aber wenn man in fünf Spielzeiten zum vierten Mal im Champions-League-Finale dabei ist nach acht Halbfinals in Serie, wenn man nacheinander den französischen, den italienischen und den deutschen Meister hinter sich lässt, dann ist das kein Glück. Da war Glück dabei, aber auch Pech. Da mag vielleicht sogar irgendwo ein Schiedsrichter Geld von wem auch immer bekommen haben, aber wo und wie, maße ich mir nicht an, zu wissen. Das Geseier von den Madrid-parteiischen Schiedsrichtern ist direkt an die Stelle getreten von „Real Madrid kauft ja einfach die teuersten Spieler weg und dann gewinnen die“, nachdem die Blancos jahrelang gut und clever wirtschafteten, Eigengewächse förderten, junge Spanier verpflichteten und keine Riesentransfers tätigten (mal abwarten, was im Sommer passiert).

Aber der Erfolgreiche wird einfach immer gehasst und die Dauerdominanz von Madrid ist für den Nicht-Fan eine langweilige Geschichte. Das verstehe ich. Aber der Satz dürfte trotzdem nicht heißen. „Ronaldo 94 Millionen. Bale 101 Millionen. Den Schiedsrichter bestechen: unbezahlbar.“ Der Satz müsste lauten: „Asensio 3,5 Millionen. Kroos 25 Millionen. Nacho: 0 Millionen. Zinédine Zidane: unbezahlbar.“ Denn das, das sind die wahren Gründe für den Erfolg.

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von
Julian Heun

Julian Heun ist Poetry Slammer und Autor. Und: Madridista! Aus Berlin kommend, schreibt er bei REAL TOTAL, was den Madridismo beschäftigt und ihm Tränen bereitet – gute wie schlechte. Eine Kolumne über die Königlichen: HEUN TOTAL.

Kommentare
Gefällt mir sehr, wie Klopp und Atletico Madrid (Diego Simeone - "Real ist favorit" usw.) ebenfalls etwas ihr Fett weg kriegen. Immer diese künstliche Rolle des Underdogs, der gegen das böse, sich alles erkaufende Real Madrid bestehen muss. Lächerlich. Ich habe nix gegen Liverpool, auch nicht gegen Klopp. Eigentlich ganz im Gegenteil. Aber wie die Medien von Finale zu Finale regelmäßig unseren Finalgegnern diese "Sieger der Herzen"-Nummer aufdrücken, geht extrem auf den Sack.
 
Das traurige an der ganzen Sache ist das sich nichts verändern wird auch wenn man jedes Argument von diesen Leuten wiederlegt, ich habe kein Problem damit das diese Leute im finale für Liverpool sind vor 3 jahren war ich für Juventus im finale gegen barca aber mir ist zu keinem Zeitpunkt eingefallen zu sagen barca wurde bevorzugt barca hat die Schiedsrichter gekauft usw. Sie waren verdientermaßen im finale und haben es auch verdient gewonnen. Also wie gesagt jeder kann für jeden sein aber wenn eine Mannschaft großes vollbringt sollte man das ganz einfach anerkennen Punkt.
 
"Aber erzählt mir nicht das Märchen von den Real-Schiris, ihr Echsenmenschen der Scheiben-Erde!"

Ich habe Tränen gelacht. Leider aber sehr wahr, was du schreibst. Neid und Missgunst kann man förmlich in der Luft durchschneiden so sehr empfängt Real Madrid ihn teilweise aus Deutschland, einfach peinlich und unsportlich.
 
Julian, Junge na wo bisssssssen du ??
Für den Beitrag muss man dich kräftig durchknuddeln !!!

Sowas von auf dem Punkt gebracht
 
Lasst euch doch von so dummen Gerede nicht beeindrucken! Das ist zu 90% Neid und zu 10% die Einsicht, dass es derzeit nichts gibt was man großartig gegen Real vorbringen kann.

Ist doch genauso wie 2009 bei Barca, als die halbe Welt den Övebrö killen wollte weil er Chelsea einen Elfer nicht gegeben hat. Ich war persönlich da auch ein ganz großer Verschwörungstheoretiker, aber im Endeffekt war ich nur neidisch dass es bei Barca alles so astrein lief. Es ist normal dass einen ein großer Teil der Fangemeinde anfeindet, wenn man alles dominiert in einem Wettbewerb und dementsprechend solltet ihr jeden dummen Kommentar in Richtung Real Madrid als indirektes Kompliment ansehen!
 

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