
Bayern-Verbleib „zurzeit unwahrscheinlich“
MÜNCHEN/MADRID. „Zurzeit unwahrscheinlich“: So lautet nach Informationen des kicker der Status quo, was eine mögliche Weiterverpflichtung des bis zum 30. Juni 2019 von Real Madrid an den FC Bayern München ausgeliehenen James Rodríguez betrifft.
Dabei hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erst Ende Juli mitgeteilt, die Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro werde man „mit ziemlich großer Sicherheit ziehen“. Eine Aussage, die nur vier Monate zurückliegt. Genauso wie die begeisterten Worte von James selbst, er könne sich „auf jeden Fall vorstellen, mehrere Jahre zu bleiben“.
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Dass sich seine Situation an der Isar innerhalb eines halben Jahres schlagartig verändert hat, lässt vermuten: Es muss etwas vorgefallen sein. Und das ist es auch – angefangen mit dem Abschied von Jupp Heynckes, unter dem der Mittelfeld-Star bei den Bayern erst so richtig durchgestartet war.
Das hatte seine Gründe. Der 73 Jahre alte Triple-Trainer von 2013 vermittelte James schnell das Gefühl, ein wichtiger Bestandteil zu sein. Unter Heynckes durfte er das tun, was er immer tun will: einfach nur spielen. Dank Heynckes‘ Vergangenheit als Spieler in der Primera División konnten die beiden sogar auf Spanisch miteinander kommunizieren.

James wird mit Kovač nicht warm
All das, was James unter dem erfahrenen Fußball-Lehrer zu einem Leistungsträger bei den Bayern gemacht hatte, fehlt inzwischen. Niko Kovač, Nachfolger von Heynckes, ist nicht als großer Spielerfreund bekannt. Der 47-Jährige stellt in erster Linie nach Leistung auf. In nur sieben von bisher 18 Saisonspielen des deutschen Meisters wirkte James von Beginn an mit.

Allerdings: Mit seiner Einstellung macht James es seinem Trainer auch nicht schwer, ihn auf die Ersatzbank zu setzen. So wie zuletzt bei der 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund, als er zum vierten Mal in der laufenden Spielzeit 90 Minuten zum Zuschauen verdammt war. Tags zuvor war James nach BILD-Informationen mit achtminütiger Verspätung am Klubgelände an der Säbener Straße eingetroffen.
Umfeld und Einstellung beeinflussen Situation
Aber auch schon im vorherigen Pflichtspiel in der Champions League gegen AEK Athen schmorte die Real-Leihgabe über die komplette Distanz auf der Bank. Vor der Partie hatte sich James auf dem Platz der Allianz Arena mit verschränkten Armen lieber angesehen, was auf der Video-Leinwand gezeigt wird. Seine eigentliche Aufgabe lautete: vernünftig Aufwärmen – trotz der Reservistenrolle. James widersetzte sich damit einer generellen Anweisung von Kovač, die er der Mannschaft zuvor gegeben hatte.
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Seine in München fehlende Freude liegt angesichts des mangelnden Engagements zu einem Teil an ihm selbst. Hinzu kommt, dass der launische Südamerikaner nach dem Abgang von Arturo Vidal zum FC Barcelona mit Rafinha nur noch einen echten Freund im Team hat. Und der wird nach Saisonende ebenfalls gehen. Der Brasilianer ist 33, sein Vertrag läuft aus.
Hoeneß: „Müssen im Sommer sehen, wer zu gebrauchen ist“
Ohnehin kündigte Uli Hoeneß zuletzt an, im Sommer 2019 wolle man „das Mannschaftsgesicht ziemlich verändern“. Im kicker legte der Präsident kürzlich nach: „Man muss den Spielern schon sagen, dass sie die nächsten drei, vier Monate unter Druck sind. Und dann muss man sehen, wer zu gebrauchen ist und wer nicht.“
Ob die eigentlich schon für sicher geglaubte Verpflichtung James dann noch zu gebrauchen sein wird? Dass Aaron Ramsey Medienberichten zufolge unmittelbar vor einem Wechsel von Arsenal zu Bayern steht, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Antwort lautet: nein.
James weilt derzeit verletzt in Madrid
Zu allem Überfluss muss James jetzt auch noch aufgrund eines Außenbandteilriss im linken Knie wochenlang pausieren, den er in Madrid behandeln lässt. Seine Bilanz von drei Treffern und zwei Assists aus elf Saisoneinsätzen wird er deshalb vorerst nicht aufbessern können.
Volveré muchísimo mejor y más fuerte. pic.twitter.com/4CrcWZIzmw
— James Rodríguez (@jamesdrodriguez) 16. November 2018
Die momentane Gesamtsituation macht eine James-Rückkehr ins Estadio Santiago Bernabéu wieder realistischer. Sein Vertrag läuft dort bis 2021. Die MARCA berichtete bereits im Juli, dass James gerne wieder das Real-Trikot tragen würde. Zinédine Zidane, wegen dem er 2017 geflogen war, ist an der Concha Espina längst nicht mehr Coach.
Dass er den Klub nach wie vor im Herzen trägt, zeigte James zuletzt im April beim Champions-League-Halbfinale, als er die Madridistas wegen eines Treffers regelrecht um Vergebung bat. Sie dankten es ihm mit Applaus.
Will Real James überhaupt noch mal haben?
Es stellt sich aber auch die Frage: Würden Real und Trainer Santiago Solari den Linksfuß überhaupt zurückhaben wollen? Es wäre für die Madrilenen zumindest atypisch, dass ein Star vergangener Tage nach Jahren noch einmal in wird. Der Denkweise der Spanier würde es eher entsprechen, sich auf die Jagd nach den aktuell größten und angesagtesten Namen des Weltfußballs zu machen. Wie Kylian Mbappé oder Neymar.
Außerdem wäre da ein gewisser Jorge Mendes, mit dem sich wieder an einen Tisch sitzen müsste. Der Mann, der nicht nur James berät, sondern auch den von Real zu Juventus Turin abgewanderten Cristiano Ronaldo. Dass der Portugiese und die Königlichen nicht im Guten auseinander gegangen sind, ist inzwischen bekannt.
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