Interview

McManaman kritisiert Pérez: „Jeder hat Konsequenzen kommen sehen“

Steve McManaman sieht in Florentino Pérez den Hauptverantwortlichen für die schwache Saison der Königlichen. Durch den ersatzlosen Abgang von Cristiano Ronaldo sei man sehenden Auges ins Verderben gerannt. Zinédine Zidanes Rücktritt im Sommer hält er unter diesen Umständen für richtig, an Gareth Bale würde der Engländer festhalten.

660
Steve McManaman, former Liverpool and Manchester City player looks on prior to the UEFA Champions League Quarter Final Second Leg match between Manchester City and Liverpool at Etihad Stadium on April 10, 2018 in Manchester, England. (Photo by Laurence Griffiths/Getty Images,)
Steve McManaman hofft auf einen Verbleib von Gareth Bale – Foto: Laurence Griffiths/Getty Images

„Ich weiß, dass Bale bleiben will“

MADRID. Es dürfte ohne Zweifel die beherrschende Personalie des Madrider Transfersommers werden: Bleibt Gareth Bale nun bei Real Madrid oder nicht? Schenkt man den zahlreichen Berichten der spanischen Sportpresse in den letzten Tagen Glauben, scheint ein Abgang des Walisers im Sommer mehr oder weniger bereits beschlossene Sache. Laut Berater Jonathan Barnett will die Nummer 11 zwar in der spanischen Hauptstadt bleiben, am Ende liegt die Entscheidung aber in den Händen von Florentino Pérez und Zinédine Zidane.

In Person von Ex-Blanco Steve McManaman hat Bale jedenfalls einen prominenten Fürsprecher. Der 47-jährige Engländer sprach sich in einem Interview mit LA GALERNA für einen Verbleib des Flügelstürmers aus: „Er ist eine Erfolgsgeschichte in Madrid. Ich weiß nicht, wie das die Öffentlichkeit oder die Presse sieht. Er hat schon fünf Jahre hier verbracht, aktuell ist es das sechste, und ich habe das Gefühl, dass er sehr glücklich ist und hier bleiben möchte. Aber die ehrliche Antwort auf diese Frage (ob Bale bleibt; d. Red.) ist, dass ich es nicht weiß. Was ich aber weiß, ist, dass Bale bleiben möchte. Er wird in Madrid gut bezahlt und sein Gehalt kann sich nicht jeder Klub leisten. Er will hier bleiben, aber ich weiß nicht, ob Zidane oder Florentino andere Pläne haben.“

Eine Erklärung dafür, dass sich britische bzw. englische Spieler auf der iberischen Halbinsel stets vergleichsweise schwer tun, lieferte „el Macca“, der selbst eine große Ausnahme von der Regel darstellte, auch gleich hinterher: „Die Premier League zahlt traditionell sehr gute Gehälter, die Klubs haben tolle Trainingsanlagen… Aus diesem Grund wagen nicht viele Engländer ein solches Abenteuer. Und diejenigen, die es wagen, sind nicht wirklich darauf vorbereitet. Wir haben nicht immer die am besten geeignetesten Spieler exportiert. Aber wenn du gut genug für England bist, bist du es in jeder anderen Liga auch.“

Tottenhams Harry Kane oder Manchester Citys Raheem Sterling könnte sich McManaman beispielsweise wunderbar in der spanischen Liga vorstellen: „Wenn Kane anderswo in Europa spielen würde, wäre das ein voller Erfolg. Wenn Sterling nach Spanien kommen würde, wäre das auch eine Erfolgsgeschichte. Es ist eben notwendig, dass diejenigen, die losziehen, die nötige Einstellung mitbringen. Es ist aber so, dass die Besten in England bleiben wollen, weil ihr Leben sehr an die jeweiligen Vereine und Städte gebunden ist. Kane würde in Madrid triumphieren, aber ich sehe nicht, dass er Tottenham verlässt.“

„Es war offensichtlich, dass du Probleme haben wirst“

Dass ein Knipser wie Kane den Königlichen nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo im Sommer mehr als gut getan hätte, steht auch für McManaman außer Frage. Vor allem der Umstand, dass sich Pérez in der Folge nur bedingt um einen direkten Nachfolger für den Portugiesen bemühte, sieht der zweifache Champions-League-Sieger kritisch. Zidanes Rücktritt im Juni hält er unter diesen Umständen für richtig. „Er hat sicherlich ein paar Störgeräusche wahrgenommen. Ich weiß nicht, ob er eine Vorahnung hatte, dass Cristiano gehen und kein Ersatz verpflichtet werden würde. Wenn er es wirklich geahnt hat, war es wahrscheinlich richtig, zu gehen, weil es doch offensichtlich ist, dass du Probleme haben wirst, wenn du jemanden wie Cristiano gehen lässt und keinen Ersatz holst. Sein Rücktritt, gemeinsam mit dem ersatzlosen Abgang von Cristiano, war ein enormer Schock. Nichts davon hatte einen Sinn. Ich gehe davon aus, dass er zurückgekehrt ist, weil man ihm bei den Zu- und Abgängen freie Hand gewährt hat. Das sollte auch so sein, wenn du Trainer bist. Und er verdient sich das auch, oder nicht? Drei Champions-League-Titel in zweieinhalb Jahren. Das ist doch der Wahnsinn.“

111 Gründe, Real Madrid zu lieben

Gänzlich in Frage stellen will „el Macca“ Pérez jedoch keineswegs, wie er betont. Auch wenn die aktuelle Saison einen desaströsen Verlauf genommen habe, blicke er der Zukunft des Vereins positiv entgegen – natürlich mit Pérez an der Spitze: „Ich bin ein großer Florentino-Fan. Vier Champions-League-Titel in fünf Jahren, drei davon in Serie. Jetzt hat er Zidane zurückgeholt. Wie kann man nicht auf der Seite dieses Mannes stehen, der solche Dinge möglich macht? Ich beziehe mich lediglich auf die Gründe, weshalb dieses Jahr so schlecht lief. Jeder hat die Konsequenzen kommen sehen, Cristiano ersatzlos ziehen zu lassen. Aber mit Florentino gibt es überhaupt kein Problem. Wenn ich in Madrid bin, grüße ich ihn. Florentino ist ein Mann des Erfolgs, wie alle seine engen Mitarbeiter im Klub.“

Flug, Hotel und Ticket aus einer Hand: Jetzt Reise bei Fussballreisenonline.de buchen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Wenn ich soviel wie Bale bei Real verdienen täte, würde ich auch bleiben wollen.... :-P
 
"Jeder hat die Konsequenzen kommen sehen, Cristiano ersatzlos ziehen zu lassen."

Trotzdem er den Rest sehr diplomatisch ausdrückt, zerlegt er Perez mit diesem einen Satz halt einfach. Man kann das passender nicht ausdrücken. Der Saisonverlauf war so zu 100% absehbar, und es ist mir immer noch nicht ganz verständlich wieso man das Jahr gegen die Wand fahren liess.
 
"Jeder hat die Konsequenzen kommen sehen, Cristiano ersatzlos ziehen zu lassen."

Trotzdem er den Rest sehr diplomatisch ausdrückt, zerlegt er Perez mit diesem einen Satz halt einfach. Man kann das passender nicht ausdrücken. Der Saisonverlauf war so zu 100% absehbar, und es ist mir immer noch nicht ganz verständlich wieso man das Jahr gegen die Wand fahren liess.

Hier sind halt noch ein paar Träumer unterwegs die dachten das die Mannschaft ohne cr7 plötzlich aufblüht da das Spiel dann nicht nur auf ihn zugeschnitten ist. Das plötzlich benzema genau soviele Tore schießt weil er doch jeden Ball an cr7 abgeben musste usw.
Wegen solchen Leuten die es auch im Verein bestimmt gibt. Diesen träumern oder realitätsfern, nennt es wie ihr wollt, wegen denen haben wir diese Saison zerstört. Jeder hätte es kommen sehen sollen.
 
Er hat ja recht, der Steve aber jeder Blinde hat gewusst, dass es so kommen wird. Ich würde sie nicht mal Träumer nennen, die völlig Verblendeten, die gedacht haben, dass ein Asensio, Vazquez oder Benzema das richten können. Man braucht es nicht zu wiederholen, aber wer seit Jahren Qualität abgibt und durch irgendwas ersetzt der muss nicht überrascht sein, dass man da ist wo man ist.
 

Verwandte Artikel

„Es ist nie zu spät!“ Pochettino weiß dank Mbappé: Träume werden Real

In seiner jüngsten Gastrolle bei El Chiringuito gewährte Mauricio Pochettino, ehemals Trainer...

Sergio Ramos bot sich Real Madrid an: „Tür immer aufgemacht“

Sergio Ramos habe Real Madrid nach eigener Aussage eine Rückkehr angeboten –...

Carvajal spricht offen: „Wechsel war notwendig“

Daniel Carvajal heißt den Wechsel auf der Trainerbank von Real Madrid gut...

Guardiola: „Bin der Trainer mit den meisten Spielen im Bernabéu“

Real Madrid gegen Manchester City - auch in der Champions-League-Saison 2025/26 soll...