
Hüftgelenksentzündung bremste Mendy lange aus
MADRID. Er wird sich womöglich kneifen müssen. Sich fragen, ob das alles wahr ist. Wenn Real Madrid Ferland Mendy am kommenden Mittwoch im altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu als Neuzugang präsentiert, dann ist das für ihn nicht weniger als der bisherige Gipfel seiner sportlichen Laufbahn. Aufgrund der Größe und Stellung seines neuen Klubs in der Welt des Fußballs eigentlich ja auch nur logisch. Mendys Vergangenheit verleiht der Unterschrift in Spaniens Hauptstadt aber eine ganz eigene und besondere Note.
Welcher andere Profi kann denn von sich behaupten, bei Real anzuheuern, nachdem er zehn Jahre zuvor eine Zeit lang im Rollstuhl gesessen hatte? Außer der 24-jährige Franzose wahrscheinlich niemand. Als Mendy 14 war, musste er sich als damaliger Jugendspieler von Paris Saint-Germain wegen einer Hüftgelenksentzündung für ein Dreivierteljahr das auf dem Kopf schlagen, woran er schon damals am liebsten gedacht hatte: den Fußball. Von ärztlicher Seite sagte man ihm sogar, er müsse es mit dem Sport für immer sein lassen.
Mendy musste das Gehen neu erlernen
Eine Prognose, die ihn einerseits geschockt haben dürfte, für ihn andererseits aber auch nicht aus dem heiteren Himmel gekommen sein wird – schließlich hatte er zu jener Zeit sogar verlernt, wie man geht. „Das musste man mir dann erst wieder beibringen. Ich sagte mir: ‚Es ist unmöglich, dass ich nicht wieder gehe, dass ich nicht wieder Fußball spiele‘“, erinnerte sich der Linksverteidiger Anfang Februar in einem Interview mit der Zeitung LE PARISIEN.
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Aus der Traum von der großen Karriere? Mitnichten. Mendy ließ es nicht zu, dass die Hüftarthritis, wie die Entzündung im Fachjargon genannt wird, ihn bricht. Er blieb stark, hoffnungsvoll – und gewann so letztlich einen Kampf, den die Doktoren für aussichtslos gehalten hatten. „Ich habe nie aufgegeben“, so Mendy.
Linksverteidiger 2017 noch zweitklassig unterwegs
Nie aufgeben: Eine Tugend, die bei Real seit jeher groß geschrieben und schon den Buben in den Juniorenmannschaften gelehrt wird. Der Nationalspieler kommt für 48 Millionen Euro von Olympique Lyon, nachdem er PSG 2012 für den Football Club Mantois verlassen hatte und von 2013 bis 2017 für Le Havre AC 50 Mal aufgelaufen war – einem Zweitligisten. Auf den außergewöhnlichen Umstand, innerhalb einer derart kurzen Zeitspanne von Frankreichs Unterhaus erst in die „Équipe Tricolore“ und dann auch noch zu dem weißen Ballett zu stoßen, machte kürzlich auch Nationalcoach Didier Deschamps aufmerksam.
Mendy: Ein bisschen Marcelo, ein bisschen Alex Sandro
Mendy habe „eine glänzende Entwicklung genommen“, so das Lob des amtierenden Weltmeister-Trainers. Berater Yvan Le Mée hält ihn für einen „französischen Marcelo, wenn er angreift“, sagte er dem italienischen Blatt TUTTOSPORT . Im Defensivverhalten könne man ihn „mit Alex Sandro oder Cristian Chivu in dessen goldenen Zeiten vergleichen“.
Verteidiger mit Qualität seien immer seltener zu finden, so Le Mée. Sein Klient sei mit seinen 44 Einsätzen (drei Tore, drei Vorlagen) „der Protagonist einer großartigen Saison von Lyon“ gewesen, weshalb sein Telefon wegen des Interesses klangvoller Namen im Spitzenfußball nicht still stand. „Halb Europa“ jagte den Defensiv-Spezialisten. Die Königlichen bekamen ihn – und könnten ihn wegen Marcelos bereits 31 Jahren zu ihrem Linksverteidiger der Zukunft machen. Vom Rollstuhl ins Bernabéu. Ja, diese Geschichte ist wahr.
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