
MADRID. “Jeder weiß, wer hier alles die Nummer 7 getragen hat”, erzählte kürzlich Eden Hazard, der gegen Granada (4:2) zwar sein erstes Pflichtspieltor für Real erzielen, aber nach wie vor nicht gänzlich an den für 100 Millionen Euro verpflichteten Flügelmagier vom FC Chelsea erinnern konnte. Der Belgier will der königlichen Rückennummer schlechthin gerecht werden, sich das Erbe von Raúl González oder von Cristiano Ronaldo verdienen.
Ja, er trug die 7
Mit dieser pflichtbewussten Aussage dürfte Hazard allerdings nicht auf Mariano Díaz angespielt haben, seinen direkten Vorgänger als Träger der legendären 7. Denn an dessen “Amtszeit” erinnert sich vermutlich nicht mehr jeder. Manch einer könnte sogar vergessen haben, dass der 26-Jährige überhaupt noch Bestandteil des königlichen Kaders ist – hat er 2019/20 doch noch keine Chance bekommen, sein erstes Pflichtspieltor zu erzielen. Also nicht eine einzige Chance. Seinem Namensvetter Brahim Díaz geht es nicht anders.
Abgesehen von Langzeitinvalide Marco Asensio: Nur zwei Madrilenen kommen nach acht Spieltagen in der Liga und deren zwei in der Champions League noch auf genau null Einsatzminuten: Mariano und Brahim – doch am Nachnamen kann es kaum liegen. “Es stimmt, dass seine Situation sehr kompliziert ist. Wenn man die ganze Woche trainiert und nicht berücksichtigt wird, ist das ärgerlich. Brahim muss wie alle anderen bereit sein”, bewertete Trainer Zinédine Zidane zuletzt die Situation des einen, der seit Saisonbeginn mit zwei Muskelverletzungen zu kämpfen hatte, und daher auch im Gegensatz zu Mariano keinen Testspieleinsatz erreichte.
Nicht einmal Jović kommt wirklich zum Zug
Der andere ist fit, muss als Stürmer Nummer drei allerdings mit ansehen, wie sich hinter Karim Benzema – der sich seine Minuten freilich verdient – selbst 60-Millionen-Mann Luka Jović auf der Ersatzbank immer heimischer fühlt. Und erst dann käme Mariano, als klare Option Nummer drei.
Dass Zidane seine Lieblinge und eine im Normalfall kaum abweichende Startelf bevorzugt, ist kein Geheimnis. Warum hierzu aber “Underperformer” wie Lucas Vázquez gehören, weiß der Franzose wohl exklusiv.
So besteht auch die Gefahr, dass ein rechter Offensivspieler wie Brahim trotz eines verletzten Asensios oder der formschwachen Vázquez oder Vinícius – auch wenn er “bereit” ist – keine Rolle spielen wird. Nicht einmal wenn Zidane Gareth Bale oder James Rodríguez wieder eine Ruhepause gönnt.

Letzte Hoffnung für Brahim, keine Hoffnung für Mariano
“Er hatte zwei Verletzungen, nun geht es ihm besser”, verkündete Zidane vor dem blamablen 2:2 in der Champions League gegen Brügge immerhin einen Vorzeichenwechsel zur Causa Brahim – doch auch im Kader gegen Granada fehlte der Linksfuß (wie auch Mariano) einmal mehr.
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Nun stellte Granada, vor dem 8. Spieltag Tabellenzweiter, gerade nach dem CL-Remis wohl kein Spiel für Experimente dar. Doch LaLiga scheint relativ ausgeglichen, was soll sich nach der Länderspielpause ändern? Komfortable Schlussphasen, in denen die drei Punkte den Blancos nicht mehr zu nehmen sind, gab es bislang keine. Und das Granada-Spiel legte nicht gerade nahe, dass sie sich demnächst anbahnen. Türen, in die Brahim und Mariano ihre Füße kriegen könnten, scheinen sich einfach nicht zu öffnen. Stehen sie doch ganz am hinteren Ende der geringen Rotation.
Während sich Brahim angesichts des königlichen Verletzungspechs und seiner eigenen vollständigen Genesung zumindest noch kleinere Chancen ausrechnen darf, hat Mariano den finalen Rückschlag längst einstecken müssen. Denn ein System mit Doppelspitze hat Zidane verworfen, bietet stattdessen im 4-3-3 oder 4-2-3-1 drei zentrale Mittelfeldspieler, zwei Außen- und einen Mittelstürmer auf. Und Mariano ist unter den Letztgenannten nun einmal die klare Nummer drei. Für den Zidane schon im Juli laut MARCA “keinen Plan” hatte. „Ich werde nicht wechseln. Ich habe große Lust auf die neue Saison. Es wird meine Saison”, sagte Mariano damals noch.
Flüchten Reals „Doppel-Null-Akteure“ im Winter?
“Chancen werden alle bekommen, denn die Saison ist lang”, verspricht Zidane zwar. Aber meint damit vielleicht nur die, die dem spanischen Rekordmeister in der zweiten Hälfte der langen Saison noch zur Verfügung stehen. Dann könnten die beiden Díaz’ schon ein anderes Trikot tragen.
Während Mittelfeld-Verstärkungen im Winter wie Paul Pogba oder Christian Eriksen genauso unwahrscheinlich sind wie die von Donny van de Beek, sind Abgänge nicht auszuschließen. Der Kader ist groß genug: 27 Akteure inklusive der Jugend-Stammaushilfen Diego Altube und Rodrygo Goes. Und da Leihgeschäfte bei den Königlichen ein mittlerweile gängiges Mittel darstellen, könnten Reals “Doppel-Null-Akteure” ab Januar anderswo spielen.
Brahim in die Bundesliga?
Beide waren bereits im Sommer gefragt: Brahim in Dortmund erst als vermeintlicher Pulisic-, nun als Sancho-Nachfolger – bei Mariano schwirrten unter anderem Vereinsnamen wie Olympique Marseille, AS Rom oder (als Nachfolger von Borja Iglesias) Espanyol Barcelona umher.
Je näher der Dezember kommt, desto mehr Interessenten dürften um die Díaz-Jungs werben. Zidane dürfte weiter an seinen Lieblingen festhalten – für Einsatzminuten bleibt den beiden Díaz’ wohl nur die Flucht.
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