
Rodrygo-Sprechchöre schon nach sieben Minuten
MADRID. Es hat etwas Mystisches an sich, wenn die treuen Anhänger von Real Madrid auf der Südtribüne des Estadio Santiago Bernabéu Heimspiel für Heimspiel nach sieben Minuten zu einem Gesang ausholen. Mit ihren „Illa, illa, illa, Juanito maravilla“-Rufen gedenken sie der 1992 mit 37 Jahren bei einem Autounfall verstorbenen Vereinslegende Juanito.
Jene heilige siebte Spielminute widmeten die traditionell komplett in weiß gekleideten Fans jetzt auch einem gewissen Rodrygo Goes – spontan, weil er bei der Champions-League-Partie gegen Galatasaray Istanbul schon zu diesem Zeitpunkt einen wesentlichen Anteil an dem späteren 6:0-Erfolg hatte. Mit seinen Toren in der vierten und siebten Minute brachte der mit seinen 18 Jahren noch blutjunge Brasilianer das weiße Ballett auf die Siegerstraße – und das beide Male in der Manier eines erfahrenen Torjägers. In der Nachspielzeit gelang es ihm sogar noch, seinen Dreierpack perfekt zu machen.
¡Una noche para el recuerdo!
Parabéns, @RodrygoGoes!#RMUCL | #HalaMadrid pic.twitter.com/OBmmAp0K5P— Real Madrid C.F. (@realmadrid) November 6, 2019
Nach Raúl der jüngste Dreifachtorschütze aller Zeiten
Rodrygo hat mit seiner Gala-Performance gegen die Türken nicht nur zum wiederholten Male das Vertrauen von Trainer Zinédine Zidane gerechtfertigt, sondern obendrein auch noch mehrfach Champions-League-Geschichte geschrieben. Er ist der jüngste brasilianische Torschütze und nach Raúl (18 Jahre, 113 Tage) der jüngste Dreifachtorschütze aller Zeiten (18 Jahre, 301 Tage). Dazu gelang es in dem internationalen Wettbewerb niemandem zuvor, so früh in einem Spiel einen Doppelpack zu schnüren.
Kroos: „Rodrygo kann hier 15 Jahre lang spielen“
Während der sechs Monate ältere Vinícius Júnior mit häufiger werdenden Nichtberufungen allmählich in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden scheint, hat der Madridismo einen neuen Liebling gefunden. Aber nicht nur der Madridismo. Geschätzt wird der Shootingstar auch innerhalb der Kabine. „Das ist beeindruckend, ich freue mich für ihn“, kommentierte der erfahrene Toni Kroos den Hattrick von Rodrygo: „Er spielt für sein Alter sehr gut, sehr klar, er ist das aber auch außerhalb des Rasens. Ich denke, selbst diese drei Tore werden ihn nicht verändern. Er kann hier aufgrund seiner Qualität mit Sicherheit 15 Jahre lang spielen.“
Zidane hob derweil die Zuverlässigkeit des Offensiv-Juwels hervor. „Immer, wenn er eine Chance bekommt, macht er seine Sache gut“, freut sich der Coach. Und die Zahlen belegen das: Rodrygo, zu Beginn der Saison noch regelmäßig bei der zweiten Mannschaft im Einsatz, bringt es nach sechs Einsätzen für die Profis auf fünf Tore und eine Vorlage.

„45 Millionen Euro scheinen bereits wenig gewesen zu sein“
„Rodrygo erleuchtet das Bernabéu und glänzt in der Champions League. Die Ablöse von 45 Millionen Euro scheint jetzt bereits wenig gewesen zu sein“, konstatiert die Sportzeitung MARCA. Weil der Rechtsfuß trotz seines jungen Alters schon in der Gegenwart für Furore sorgt, schreibt die AS: „Rodrygo überholt die Zukunft.“ Er sei „vom Himmel gefallen“.
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Und nachdem er auf dem Flügel bereits Vinícius und Lucas Vázquez den Rang abgelaufen hat, muss wohl spätestens jetzt auch Gareth Bale bangen. Der im Sommer doch nicht abgewanderte Waliser war in den ersten Wochen der Saison auf der rechten Außenbahn gesetzt, seine verletzungsbedingte Abstinenz seit Anfang Oktober wird ihm nun aber womöglich zum Verhängnis. Was sollte es denn für einen Grund geben, Rodrygo aus der Startformation herauszunehmen? Außer, wenn man ihn mal schonen möchte…
Vor einem Jahr träumte Rodrygo von Sprechchören
Der junge Südamerikaner lebt seinen Traum. Eine Aussage, die er vor gerade mal einem halben Jahr tätigte, unterstreicht das bestens. In einem Interview erzählte Rodrygo von seinem ersten Madrid-Besuch im Dezember 2018. Als er erstmals im Bernabéu stand, habe er sich gedanklich vorgestellt, „dass das gesamte Stadion meinen Namen ruft – ‚Rodrygo, Rodrygo‘ – und meine Tore bejubelt“. Knapp ein Jahr später war es nicht mehr nur ein sich im Kopf abspielender Film – und das auch noch in dieser mystischen siebten Minute…
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