
Ødegaard leitet Madrid-Aus ein, wird aber gefeiert
MADRID. Was werden sich die Verantwortlichen von Real Madrid am Donnerstag auf der Tribüne des Estadio Santiago Bernabéu gedacht haben, als ihr Team in der 22. Minute des Copa-del-Rey-Viertelfinals gegen Real Sociedad in Rückstand geriet? Womöglich, dass es keine allzu brillante Idee war, die „clausula de miedo“, die „Angstklausel“ abzuschaffen. Bis vor dieser Saison hatten die Königlichen bei Leihgeschäften stets mit aufnehmenden Klubs vertraglich geregelt, dass verliehene Spieler in einem direkten Duell nicht im Kader stehen.
Weil diese Vereinbarung Geschichte ist, nahm Martin Ødegaard an dem Pokalspiel an der Concha Espina teil – und ausgerechnet er war der Schütze zum 0:1 aus der Sicht der Madrilenen. Der 21 Jahre alte Norweger leitete die 3:4-Niederlage und das daraus resultierende Ausscheiden von Zinédine Zidanes Ensemble damit ein. Aus Respekt vor seinem Stammklub jubelte der Mittelfeldspieler nicht. Stattdessen wurde er nach 64 Minuten beim Stand von 1:3 von den Madridistas mit Applaus bedacht, als er ausgewechselt wurde.
Martin Odegaard.
Ovación tremenda del que será su estadio. El Bernabéu tiene muchas ganas de verlo ya de blanco. ¿Y él? pic.twitter.com/LDBt0eCWql
— Emi Huertas (@EmiHuertas_) February 6, 2020
Beinahe hätte Ødegaard der Begegnung nicht nur mit einem Treffer, sondern auch einer exzellenten Vorlage à la Xavi oder Andrés Iniesta seinen Stempel aufgedrückt. Nachdem Alexander Isak seinen Schnittstellenpass in der 49. Minute verwandelt hatte, wurde das Tor zum 0:2 aufgrund einer Abseitsstellung aber nachträglich aberkannt.
„Man sieht, dass er das Zeug für Real Madrid hat“
Ødegaard hat nichtsdestotrotz auch an diesem Abend einen positiven Eindruck hinterlassen. „Man sieht, dass er das Zeug für Real Madrid hat. Er kann es so weit schaffen, wie er möchte“, bescheinigt ihm sein Mitspieler Andoni Gorosabel eine vielversprechende Zukunft.
Die Frage, wann es ihn aus dem Baskenland zurück in die Hauptstadt zieht, wird langsam omnipräsent. Die Merengues hatten sich im Sommer mit „la Real“ auf zwei je einjährige Leihen geeinigt. Mitte 2020 verlängern die Vereine, so ist es bislang vorgesehen, den Deal um weitere zwölf Monate, weil der Fußballverband RFEF zwei Jahre anhaltende Leihen nicht gestattet. Madrid könnte theoretisch also nach dem Ablauf der aktuellen Saison sein Veto gegen einen Ødegaard-Verbleib in San Sebastián einlegen, um ihn zurückzubekommen.
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„Keine Chance“: Basken-Boss schließt 2020-Abgang aus
Jokin Aperribay vertraut allerdings darauf, dass sein Präsidenten-Kollege Florentino Pérez Wort hält. „Ich denke, wir sprechen hier von einem ehrenvollen Verein und einem Spieler, für den die Dinge sehr klar sind. Ich gehe davon aus, dass die Vereinbarung erfüllt wird. Der Spieler gehört Real Madrid und wenn sie ihn zurückhaben wollen, müssten wir darüber sprechen und unsere Ansichten austauschen. Wir hoffen, dass Ødegaard insgesamt zwei Jahre bei uns ist“, gab der 53-Jährige am Freitag am Rande der Auslosung des Pokal-Halbfinals zuversichtlich zu verstehen. Wenig später sprach er bei dem Radiosender CADENA SER sogar davon, es gebe „keine Chance darauf, dass er zu Real Madrid geht“.
Valdano: Madrid-Rückkehr nur mit Stammplatz-Aussicht
Während der Großteil der Anhängerschaft in Madrid den talentierten Linksfuß wohl gerne schon zur kommenden Saison wieder willkommen heißen würde, hält Jorge Valdano einen Verbleib für ratsam. „Es wäre nicht schlecht für ihn, wenn er ein weiteres Jahr bei Real Sociedad bleibt. Er muss nach Madrid zurückkehren, um Stammspieler zu sein. Und nicht, dass man dann erst schaut, was passiert. Das bremst nur die Entwicklung eines Spielers mit diesen Eigenschaften“, betonte der frühere Spieler, Trainer und Generaldirektor von Real nach dem Viertelfinale bei dem Radiosender ONDA CERO.
Ødegaard selbst gab in den vergangenen Tagen und Wochen ein ums andere Mal zu verstehen, an seinem Vorhaben, bis Mitte 2021 in San Sebastián zu verbleiben, habe sich nichts geändert. Im Fußball geschieht aber bekanntlich oft Unvorhergesehenes. Möglicherweise wird bei der Klärung über den Aufenthalt des jungen Skandinaviers auch die Causa Luka Modrić eine Rolle spielen. Der Kroate wird im September bereits 35 Jahre alt und soll ein Angebot aus den USA von Inter Miami, dem Klub von David Beckham, haben.
Bleibt die Frage: Erwecken die Real-Bosse die „clausula de miedo“ jetzt wieder zum Leben?
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