
1. Zwei Gesichter: Real spielt mit dem Feuer
Aller Anfang ist schwer und so steht wie schon nach dem 3:1 gegen Éibar die Erkenntnis, dass Real noch nicht wirklich konstant auf Top-Niveau performt. Die erste Viertelstunde wirkte äußerst vielversprechend, das Bällchen lief und wurde bei Verlust schnell zurückerobert – doch danach baute die Zidane-Elf ab und kam nicht mehr so gut ins Gegenpressing. Die Folge: Valencia erspielte sich per Konter einige Torchancen. Die größte hatte Ex-Blanco Rodrigo Moreno in der 15. Minute, der nach einem starken Pass von Maxi Gómez plötzlich allein vor Thibaut Courtois auftauchte, aber nur den Pfosten traf. Wenige Augenblicke später (20.) machte es der spanische Nationalstürmer besser, wurde wegen einer Abseitsposition von Gómez aber nachträglich vom VAR aus der Torschützenliste genommen.
Nach diesem kleinen Schock funktionierte bis zur Pause praktisch nichts mehr aufseiten der Hausherren. Ein wenig skurril war auch die taktische Maßnahme von Zidane, Fede Valverde ins rechte Mittelfeld zu beordern. Überhaupt schien die nicht zum ersten Mal angewandte Idee, neben Valverde noch drei zentrale Mittelfeldspieler (Casemiro, Toni Kroos und Luka Modrić) im 4-4-2 aufzubieten, weder defensiv noch offensiv besonders hilfreich zu sein. Reals Spiel war auf Flanken und Überraschungsmomente der stets anspielbaren Karim Benzema und Eden Hazard gemünzt – und damit einmal mehr ziemlich leicht berechenbar für die wuchtigen Defensivspieler der “Fledermäuse”. Nach dem Seitenwechsel wurde es deutlich besser, was aber auch daran lag, dass die Gäste aus Valencia nicht an ihre starke erste Hälfte anzuknüpfen wussten.
Unter dem Strich war es “ein verdienter Sieg”, wie Zidane hinterher mit Fug und Recht befand, doch in den kommenden Wochen muss das Team sowohl im spielerischen als auch im körperlichen Bereich weiter zulegen anstatt zwei Gesichter zu zeigen. Anderenfalls droht zwangsläufig ein Patzer, der im Meisterschaftsrennen mit dem FC Barcelona schwere Folgen haben könnte. Am Sonntagabend (22 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) geht es zu Real Sociedad, einer abgezockteren und frecheren Mannschaft als Valencia, die im Copa-Halbfinale allen voran die Schwächen von Zidanes Mannschaft in der Rückwärtsbewegung gnadenlos ausnutzte (3:4).
2. Asensio kann im Endspurt noch wichtig werden
Solche Geschichten schreibt nur der Fußball: 330 Tage nach seiner schweren Knieverletzung meldete sich Marco Asensio gegen die Valencianos nur 30 Sekunden nach seiner Einwechslung in der 73. Minute mit einem Bilderbuch-Tor zurück. Außerdem bereitete er auch noch das sehenswerte 3:0 durch Benzema (86.) vor. “Hinter mir liegen Monate harter Arbeit”, sagte der zum “Man of the Match” gekürte Mallorquiner nach dem Abpfiff, “ich wollte der Mannschaft unbedingt helfen”.
Das ist ihm gelungen. Und wie es aussieht, kann Real die Unterstützung von Asensio im Saisonendspurt noch gut gebrauchen. Man sollte nach einer derart langen Pause keine Wundertaten erwarten oder verlangen, aber der 24-Jährige kann mit all seiner Vielseitigkeit und Raffinesse durchaus zu einem Trumpf auf dem Weg zum 34. Meistertitel werden. “Sein Tor zeigt, dass er schon gut dabei ist und die nötige Qualität hat, um wichtig für uns zu sein”, meinte auch Zidane.
3. Benzema und Hazard harmonieren immer besser
Über den ewigen und sich zum unangefochtenen Leader der Offensive manövrierten Benzema, der mit seinem Doppelpack gegen Valencia doppelt Geschichte schrieb, muss nicht mehr viel erzählt werden. Über sein immer besser werdendes Zusammenspiel mit Hazard hingegen schon. Der Franzose und der Belgier harmonierten bereits gegen Éibar prächtig und setzten diesen Trend am späten Donnerstagabend fort.
Hazard bereitete das so wichtige 1:0 durch Benzema (61.) vor, nachdem er in der ersten Hälfte fast noch selbst nach einem Zuspiel seines Sturmpartners getroffen hatte. Wie Asensio könnte auch der Mann mit der Nummer 7 noch zu einem Schlüssel in den nächsten Wochen werden. Zidane pries auf der Pressekonferenz die Fitness des Neuzugangs, der 82 Minuten lang zum Einsatz kam. “Vor allem physisch war das eine sehr gute Leistung von ihm. Wir sind alle froh, dass wir Eden haben”, sagte der 47-Jährige.
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4. Hinten links führt kein Weg an Mendy vorbei
Ein Grund dafür, warum Hazard bis auf ein paar zu waghalsige Dribblingversuche ein recht gutes Spiel auf der linken Außenbahn machte, trug den Namen Ferland Mendy. Der Linksverteidiger-Neuling aus Frankreich demonstrierte gegen Valencia trotz des einen oder anderen Stockfehlers einmal mehr, warum er bereits vor der Corona-Pause in den wichtigen Spielen den Vorzug vor Routinier Marcelo erhalten hatte. Mendy hielt Hazard den Rücken frei, bremste Valencias Shootingstar Ferrán Torres über weite Strecken aus und führte mit elf Zweikämpfen die meisten nach Sergio Ramos (13). Ganz nebenbei beendete er das Spiel mit einer noch besseren Passquote (96,6 Prozent) als Toni Kroos (95,2 Prozent) und bereite das 2:0 durch Asensio nach einem starken Dribbling glänzend vor. Kurzum: Er legte “ein komplettes Spiel” hin, wie die Sportzeitung AS in ihrer Einzelkritik befand. Bei den 48 Millionen Euro, die Real auf Geheiß von Zidane an Olympique Lyon für ihn überwies, handelte es sich offensichtlich um gut angelegtes Geld.
5. Zidane wird kein Freund mehr von Wechseln
“Never change a winnig team”, lautet das Motto von Zidane. So auch gegen Valencia, als er nur zwei der fünf möglichen Wechseln vornahm. Neben Top-Joker Asensio brachte der Real-Coach noch Vinícius Júnior für knapp zehn Minuten. Ein bisschen wenig, wenn man bedenkt, wie viel Potenzial auf der Bank schlummert und wie eng getaktet der Spielplan ist. Andererseits lag “Zizou” diesmal auch nicht unbedingt falsch mit seinen personellen Entscheidungen. Seine Erklärung nach der Partie: “Wir haben ein gutes Spiel gemacht, man hätte sicher mehr wechseln können. Aber wir haben uns für zwei entschieden. Letztens waren es fünf Wechsel. Am Ende des Tages ist alles gut gegangen, das ist das Wichtigste. An anderen Tagen werden wir sicher mehr Wechsel benötigen. Aber, dass ich fünfmal wechseln darf, wird mich nicht dahingehend beeinflussen, dass ich immer fünfmal wechseln werde.” Damit wird man sich wohl abfinden müssen – Fans wie Ersatzspieler.
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