
Vor Real-Wechsel: Makélélé war sich mit Valencia einig
LONDON. Claude Makélélé verließ Frankreich 1998 im Alter von 25 Jahren, um sich in Spanien bei Celta Vigo zu beweisen. Dies gelang dem Mittelfeldspieler bravourös, denn schnell hatten andere Vereine seine Qualitäten auf dem Schirm. „Nach meiner ersten Saison bei Celta haben sich viele Klubs um mich informiert”, erinnerte er sich nun in einem Interview mit dem britischen Fußballmagazin FOURFOURTWO zurück.
„Doch der Präsident (Horacio Gómez Araújo; d. Red.) wollte mich nicht verkaufen. Nach der zweiten Saison war es dasselbe. Ich stand kurz davor, zu Valencia zu wechseln und wollte das auch machen, doch Araújo wollte mich noch immer nicht verkaufen”, teilte der frühere französische Nationalspieler über seine damaligen Anfänge in der Primera División mit: „Ich habe jedoch weiter dafür gekämpft und mein Vater hat letztlich die Verhandlungen geführt und klargemacht, dass etliche Teams Celta viel Geld zahlen würden.”
Anstatt nach Valencia zu wechseln, verließ Makélélé Celta jedoch, um in die Hauptstadt zu gehen. „Die Geschichte hat eine unerwartete Wendung genommen, als Araújo sagte, dass er will, dass ich zu Real Madrid gehe”, blickte er zurück und berichtete, wie der Transfer mit den Königlichen letztlich zustande kam: „Mein Vater fragte sich: ‚Wieso hast du uns das nicht schon zuvor gesagt?’ Madrid ist das beste Team der Welt!’ Ich musste allerdings warten, da bei Real gerade Präsidentschaftswahlen zwischen Florentino Pérez und Lorenzo Sanz (kürzlich mit COVID-19 gestorben) waren.”
„Geht ums Gewinnen, das brennt sich in deinen Kopf ein“
Der einstige Mittelfeldmann sagte „dem Valencia-Präsidenten, dass mich Celta an Real verkaufen wird, doch er hat das verstanden. In der Zwischenzeit hatte ich mit Sanz eine Einigung erzielen können. Sanz hat zwar die Wahl verloren, doch Trainer Vicente del Bosque teilte Pérez mit, dass er mich ebenso will.”
Der Glanz der Blancos hatte Makélélé prompt in den Bann gezogen: „Sobald du dem Klub beitrittst, weißt du, dass es eine andere Art von Verein ist. Sie geben dir dicke Bücher über ihre Historie. Wenn du dir diese ansiehst, spürst du, dass es nur ums Gewinnen geht. Das brennt sich in deinem Kopf ein”, schilderte der 47-Jährige seine prägenden Eindrücke von damals.
Neben der Strahlkraft von Real Madrid bekam Makélélé schnell aber auch die Schattenseiten zu spüren. „Wenn du nicht gut spielst, dann hast du eine schwierige Zeit, denn du bist unter konstanter Beobachtung der Presse. Sie vergleichen dich mit allem möglichen und ziehen Schlüsse wie: ‚Dieser Spieler ist nicht gut für Madrid.’ Jeder Tag spielt sich so ab”, meinte der Franzose und führte aus: „Du lebst nicht wirklich in Freiheit, denn du bist Eigentum von Real Madrid und seinen Fans. Bei unseren Saisonvorbereitungen, beispielsweise in Thailand, wirkte sich die Präsenz wie ein Lauffeuer aus. Es war wie im Disneyland. In Madrid habe ich gelernt, dass ich gewisse Orte nicht besuchen konnte und dass ich auch nicht Einkaufen gehen konnte – das war stets unmöglich.”
Thank you @FourFourTwo and @arthurrenard87 for the sit-down and chance to talk all things football pic.twitter.com/gOkOA5FvGX
— Claude Makélélé (@ClaudeMakelele) November 18, 2020
„Fans können dich hochleben lassen – doch auch andersrum“
Er war Teil der Galácticos, doch „das war nur ein Name”, befand Makélélé, der die wahre Bedeutung seines Profiseins bei den Königlichen tiefgründiger sah: „Für Real Madrid zu spielen, war die größte Referenz, die man im Fußball haben kann. Wenn deine Leistungen gut sind, lassen dich die Fans hochleben. Doch es kann auch andersrum gehen.”
Denn in Madrid „hatte ich sofort mit viel Druck umzugehen”, verriet der Weltmeister von 1998, der seinerzeit ein schweres Erbe bei den Merengues antrat: „Ich musste die Position von Fernando Redondo einnehmen, der damals in diesem Summer gegen seinen Willen (an den AC Mailand) verkauft wurde. Für die Real-Fans war er wie ein Gott. In meinem ersten Monat hat mich das Stadion jedes Mal ausgepfiffen, wenn ich am Ball war. Es war sehr schwierig.”
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„Del Bosque verstand meine Position“
Doch durch gute Leistungen und Titel spielte sich Makélélé in die Herzen der Fans: „Später haben sie mich geliebt, denn ich habe meinen Job gemacht und wir hatten Erfolg. In meiner ersten Saison haben wir die Liga gewonnen, das zuvor schon länger nicht geschafft wurde. Und in meiner zweiten die Champions League.”
Besonderes Lob sprach er derweil für seinen damaligen Trainer bei Real aus: „Del Bosque verstand meine Position und dass ich der Schlüssel für die Balance war. Meine Aufgabe war, es für Ronaldo, Zinédine Zidane, Raúl und Luís Figo einfach zu machen. (…) Wir hatten fantastische Spieler, doch mit Del Bosque auch einen exzellenten Trainer. Er hat den Unterschied ausgemacht. Es waren elf Spieler auf dem Platz und elf auf der Auswechselbank – allesamt große Stars. Er konnte mit jedem gut umgehen und jeder verstand, weshalb er spielte oder nicht. Gesprochen hat er nie viel, doch wenn, dann hörten alle zu.”
„Ich war glücklich und dachte nicht an Abschied“
Im Sommer 2003 war für Makélélé nach 145 Pflichtspielen das Abenteuer Real nach nur drei Jahren beendet – er entschied sich für einen Abgang zum FC Chelsea. „Nach meinem dritten Jahr kamen die Verantwortlichen auf mich zu und teilten mit, dass sie sehr zufrieden mit meinen Leistungen sind und dass sie mich dafür belohnen, indem sie mich zur neuen Saison mit einem besser dotierten Vertrag ausstatten werden”, erzählte er vom Abgang und stellte klar: „Ich war glücklich und dachte nicht an einen Abschied. Doch dann haben wir David Beckham verpflichtet und nach einer langen Reise bei der Saisonvorbereitung sagten sie mir, dass mehr Gehalt nicht mehr drinnen sei und ich nur zu den gleichen Konditionen verlängern könne. Als ich sie an ihre vorherigen Aussagen erinnerte, meinten sie, dass ich glücklich sein sollte, bei Real zu spielen – also quasi glücklich sein für umsonst zu spielen. Ich war verärgert und wollte weg.”
Pérez sollte allerdings mit seinem Verkauf einen Fehler begannen haben. Damals erklärte der Präsident: „Er war kein Kopfballspieler und passte den Ball selten über mehr als drei Meter. Es werden jüngere Spieler kommen, die Makélélé vergessen machen.” Doch nach Makélélés Wechsel im Jahr 2003 kamen die Madrilenen sieben Jahre lang nicht übers Champions-League-Viertelfinale hinaus, sechs Mal war sogar im Achtelfinale Schluss. Makélélé hingegen spielte beim FC Chelsea – zu Beginn unter José Mourinho – groß auf, blieb in London ingesamt fünf Jahre, ehe er 2008 zu Paris Saint-Germain ging, um dort 2011 seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.
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