
Freistoß gegen Bayern? „Übte 30, 40 Minuten, jeden Tag“
MADRID. Weltmeister, Champions-League-Sieger, Spanischer Meister – um nur einige Erfolge zu nennen: Die Vita von Roberto Carlos kann sich sehen lassen. 527 Pflichtspiele (70 Treffer, 88 Tor-Vorlagen) bestritt der einstige Weltklasse-Linksverteidiger zwischen 1996 und 2007 für Real Madrid.
So erinnerte sich der Brasilianer zurück an seinen berühmten Freistoßtreffer 2004 beim 1:1 im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Bayern im Münchner Olympiastadion. „Ball und Rasen waren nass, daher rutschte der Ball unter Kahn durch. Ich habe auch so hart geschossen, weil ich mir schon dachte, dass etwas passieren könnte. Und es passierte“, erklärte er sein damaliges 30-Meter-Tor gegenüber dem KICKER. „Sehr viel Training“, gehörten laut ihm dazu: „Ich blieb nach den Einheiten und übte 30, 40 Minuten. Immer, jeden Tag.“
1998, 2000 und 2002 die Champions League mit Real Madrid gewonnen und dennoch hat der heute 47-Jährige einen Titel, den er besonders hervorzuheben hat. „Der von 1998, der Klub hatte 32 Jahre gewartet. Das 1:0 im Finale über Ajax (das Finale war gegen Juventus in Amsterdam; d. Red.) war zugleich der Beginn einer Ära“, betonte der 125-fache Nationalspieler Brasiliens und merkte an: „Wir machten es ein bisschen wie zuvor (Alfredo) Di Stéfano, (Ferenc) Puskás und (Paco) Gento.“
„Er stand uns Spielern sehr nah“
Der damalige Henkelpott-Siegercoach war Jupp Heynckes, der laut Roberto Carlos „einen großen Anteil“ am Erfolg einnahm. „Neben dem Taktischen vor allem als großartige Persönlichkeit. Er stand uns Spielern sehr nah, man kann sagen ein Freund“, verriet der frühere Verteidiger und stellte fest: „Er war einer der besten Trainer in meiner Karriere.“
Auf die Frage, ob er gerne länger als nur die Saison 1997/98 mit Heynckes gearbeitet hätte, entgegnete er: „Im Fußball gibt es nun mal diese Wendungen. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihm zusammenarbeiten durfte. Ich habe es sehr genossen. Immer, wenn ich ihn treffe, begrüße ich ihn wie einen Freund.“
Heynckes selbst verriet vergangenes Jahr zu seiner Entlassung: „In der Vereinsspitze tobte ein politischer Machtkampf. Ich spürte, dass ich dort von Anfang an nicht den absoluten Rückhalt besaß. In den Vorstandsetagen von Real hielten sich einige damals für Halbgötter.“
Oberschenkel hat „immer noch 64 Zentimeter“
Neben „Don Jupp“ schwärmte Roberto Carlos auch von seinem Vater, der ebenfalls ein wichtiger Mentor für ihn gewesen sei. „Er war mein erster Trainer, sportlich, menschlich“, erklärte er und sagte, dass er ihm vermittelte, „stets ein Vorbild oder Anführer zu sein, loyal und korrekt zu handeln.“ Die Blanco-Legende meinte: „Ohne meinen Vater hätte es den Profi Roberto Carlos nicht gegeben.“
Von seinem Vater habe er auch die Muskeln vererbt bekommen. „Immer noch 64 Zentimeter“, beträgt laut Roberto Carlos der Umfang seines Oberschenkels. „Zwar nicht mehr so viel Wumms im Bein“, bedauerte er, „aber immer noch 64 Zentimeter.“
Zu Reals Möglichkeiten in der diesjährigen Champions League glaubte er indes: „Wenn Real ins Halbfinale kommt, kommt es auch ins Finale.“ Doch dafür müssen Cheftrainer Zinédine Zidane und die Seinen erst mal Atalanta Bergamo im Achtelfinal ausschalten…
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