Analyse

Real Madrid lässt Atalanta Bergamo am Leben: Erfolg mit Makel

Real Madrid geht in der Champions League gegen Atalanta Bergamo als Sieger hervor – aber nur mit einem 1:0. Die Königlichen bekommen trotz ihrer personellen Probleme die Chance, den Italienern im Achtelfinale schon mit dem Hinspiel den Zahn zu ziehen. Chance vergeben. Sie ernten Kritik und mahnende Worte.

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Real Madrid
Einen ersten Schritt Richtung Viertelfinale hat Real gemacht – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Real Madrid gewinnt mit Tor, das unmöglich schien

BERGAMO. Als es immer mehr so schien, als würde es einfach nichts mehr werden, wurde es doch noch etwas. Und das ausgerechnet mit einem Versuch, dessen Ergebnis in dieser Saison schon so manches Mal für Kopfschütteln bei Fans und Beobachtern gesorgt hatte.

In der 85. Minute von Real Madrids Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel gegen Atalanta Bergamo stand es am Mittwochabend immer noch 0:0 – obwohl die seit der 17. Minute in Überzahl agierenden Königlichen das Geschehen absolut beherrschten und längst hätten einnetzen können. Dann vollendete Ferland Mendy eine kurz ausgeführte Ecke von Toni Kroos zentral aus etwa 20 Metern zum viel umjubelten und verdienten Siegtreffer. Mit dem rechten Fuß! „Ein goldenes Tor“, titelt die spanische Sportzeitung AS.

Nachdem der französische Linksverteidiger all jene, die der Ansicht gewesen waren, er sei beidfüßig, mit teilweise katastrophalen Rechtsschüssen aus der zweiten Reihe Lügen gestraft hatte, machte er es diesmal plötzlich viel besser. So gut, dass er den Madrilenen mit Blick auf das Rückspiel am 16. März im heimischen Estadio Alfredo Di Stéfano eine ordentliche Ausgangsposition beschert hat. Die UEFA überreichte Marcelos Nachfolger, der in seinen letzten vier Einsätzen öfter für Real traf (zweimal) als in zuvor 56 Spielen (ein Tor), nach Abpfiff die Auszeichnung zum Spieler des Spiels.

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Real Madrid: Fünf Siege in Folge – viermal ohne Gegentor

Auswärts getroffen, auswärts gewonnen: Die Blancos reisen gut gelaunt zurück in die spanische Hauptstadt. Pessimisten hatten sich im Vorfeld der Partie wegen Reals großer Ausfall-Probleme – Daniel Carvajal, Sergio Ramos, Federico Valverde, Eden Hazard und Karim Benzema fehlen unter anderem – und der Offensiv-Stärke des Serie-A-Klubs gegenseitig von ihren Horrorszenarien erzählt.

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Das weiße Ballett ließ dann aber auf die zuletzt vier Erfolgserlebnisse am Stück einfach auch noch einen fünften Sieg folgen. Das gab es in der laufenden Saison erst einmal: im starken Dezember mit sogar sechs Triumphen. Zinédine Zidanes Ensemble spielte nun zudem zum vierten Mal nacheinander zu Null. Ohne Ramos, dafür mit Ramos light: Nacho Fernández, der in Top-Form ist. „Einen so ruhigen Abend hatte ich nicht erwartet“, gestand Keeper Thibaut Courtois, nachdem er kein einziges Mal ernsthaft geprüft worden war.

Der Makel: Reals Erfolg fällt nicht hoch genug aus

So bestimmend und sicher Real gerade vor dem Hintergrund der Personalsorgen jedoch auch aufgetreten sein mag – das Team um Ersatzkapitän Raphaël Varane muss sich auch Kritik gefallen lassen. Allen voran für die nicht genutzten Torchancen in der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit. Mit mehr Kaltschnäuzigkeit und Zielwasser hätten Vinícius Júnior und Co. Atalanta in dieser Runde schon mit dem Hinspiel den Zahn ziehen können. Sicher ist stattdessen noch nichts. Beim Schlamassel gegen Ajax Amsterdam im Jahr 2019 hatte man auswärts zunächst auch knapp gewonnen (2:1), ehe es das 1:4-Debakel gab.

Minimalistische Siege. Immerhin. Aber es ist eine dieser Eigenschaften, an der sich erkennen lässt, was Real im Vergleich zu den momentanen Spitzenteams in Europa fehlt: Qualität im Angriff, Qualität im Abschluss. Sie ist so wichtig. Paris Saint-Germain hat den FC Barcelona auswärts vergangene Woche 4:1 abgefertigt, der FC Bayern München gewann am Dienstag genauso hoch bei Lazio Rom. Manchester City bezwang Borussia Mönchengladbach am Mittwoch auswärts 2:0. Dem Trio ist das Viertelfinale nicht mehr zu nehmen, wohingegen Real noch ernsthaft kämpfen muss, um den dritten Achtelfinal-K.o. in Folge zu verhindern.

Mijatović: Real Madrid „auf keinen Fall“ Titelkandidat

Predrag Mijatović, einst sowohl Spieler als auch Sportdirektor bei den Blancos, hält Zidanes Truppe trotz der Siegesserie nicht für fähig, ManCity, PSG und Bayern den Titel streitig zu machen. „Auf keinen Fall, auf keinen Fall. Wir befinden uns momentan sehr weit unter diesem Level. Und das ist besorgniserregend“, gab der Montenegriner bei dem Radiosender CADENA SER zu verstehen, dass Real ihn fußballerisch in keiner Weise überzeugt.

In einer Blitz-Umfrage von CADENA SER auf Twitter gab mit 63,7 Prozent die deutliche Mehrheit der Teilnehmer an, dem Rekordsieger der Königsklasse auch gar nicht mehr als das Viertelfinale zuzutrauen (Halbfinale 8,7 Prozent, Finale 5,8 Prozent, Titel 21,8 Prozent).

Madrid habe trotz der offensiv schwachen Atalanta-Performance „kein gutes Spiel gemacht“, die Runde sei offen, mahnte Mijatović – zumal Casemiro sich seine dritte Gelbe Karte abgeholt hat und daher im Rückspiel fehlen wird. „Der Ausfall ist gravierend. Derzeit ist er bei Real Madrid der Spieler, der am schwersten zu ersetzen ist“, so der 52-Jährige.

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Schuster: „Madrid wird sich im Rückspiel schwer tun“

So wie Mijatović prophezeit auch Bernd Schuster den Merengues ein herausforderndes zweites Aufeinandertreffen mit dem Team von Gian Piero Gasperini. „Atalanta ist sehr tapfer, sehr offensiv. Madrid wird sich im Rückspiel schwer tun“, so der Meister-Trainer von 2008 bei dem Radiosender ONDA CERO. Spätestens dann wird sich zeigen, was dieses 1:0 wert war.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Real fehlt es schlichtweg an einem eiskalten Torjäger mit Zug zum Tor. Die beiden Flügelspieler, vor allem Asensio, sind einfach zu harmlos.
Mariano fehlt es an den technischen Fähigkeiten, der kann nicht mal den Ball stoppen, außerdem ist er immer so ungestüm und will immer zu viel.
Vor allem zum Ende der zweiten Halbzeit verfiel Real dann wieder in alte Muster, der Ball wurde mehrfach einfach blindlings in den 16er geflankt, doch es gab nie einen Abnehmer.
Fazit: nichts neues, Mittelfeld kontrollierte das Spiel und der Angriff war harmlos wie e und je. Immerhin konnte man das Auswärtstor machen.
 
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir gegen offensiv stärkere Mannschaften wie Bayern oder Man City eine höhere Chance auf einen Sieg haben als gegen diese tiefststehenden Mannschaften. Unsere Defensive und unser Mittelfeld ist meiner Meinung nach Weltklasse. Es hat wirklich Spaß gemacht zu sehen wie die Jungs fast jeden Angriffsversuch sofort neutralisieren konnten.
 
Ich glaube, dass es nicht hauptsächlich an der fehlenden Qualität der Offensive liegt, sondern vielmehr an der dürftigen Spielidee. Zwar spielt die Qualität auch eine große Rolle, aber ganz blind ist unsere Offensivreihe auch nicht.

Wir hätten auch in Bestbesetzung den gleichen Stiefel runtergespielt wie gestern. Nämlich Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz. Da bin ich mir 100%ig sicher.

Wir haben nach vorne absolut Null Tempo, da unser Spielaufbau so kontrolliert langsam ist, dass wir gar nie in die dringend benötigte Dynamik nach vorne kommen. Die Chance, dass unser Gegner mal defensiv unsortiert ist, erhalten wir so gar nicht, da die bei unserem Ballbesitz seelenruhig zurücktraben können.

Ich könnte ja verstehen, wenn wir dann wenigstens Flanken aus dem Halbfeld schlagen würden. Aber selbst das machen wir nicht mehr so häufig. Warum auch, wir besetzen ja den gegnerischen Strafraum nicht mal. Unsere Spieler turnen immer nur um den 16er herum und zelebrieren unser nutzloses Ballbesitzsystem.

Dass Spieler wie bspw. Vini dann untergehen, ist nur logisch. Zu Vinis Stärken gehören nunmal seine Geschwindigkeit und sein Dribbling (wenn er denn Tempo aufnehmen kann). Dass man ihn dieser Stärken beraubt, wenn man in Zeitlupe nach vorne spielt, ist doch nur logisch. Auch braucht er kein Dribbling ansetzen, wenn sich der Gegner bereits mit 10 Spielern im 16er verschanzen konnte.
 
Also der Artikel ist viel zu sehr selbstlobend geschrieben. Wir hatten die Kontrolle, haben dominiert, atalanta wurde uns nie gefährlich und war erschreckend harmlos. Als ob wir also so krass aufgespielt haben, dass die einpacken konnten. Aber so war es nicht. Man sollte vielleicht mal erwähnen, dass aufgrund der frühen roten Karte Atalanta auch einfach die Chance genommen wurde ihr gewohntes Spiel aufzuziehen und sie auch gar nicht mehr offensiv spielen wollten. Die haben sich dann verständlicherweise auf Sicherheit eingestellt und uns die Kontrolle auch überlassen.
Sicher, geschenkt bekommen haben wir den Sieg auch nicht und haben sicher auch was dafür getan aber hier wird es so dargestellt als hätte atalanta trotz ihres Offensivspiels und der Stärke keine Chance gehabt
 
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir gegen offensiv stärkere Mannschaften wie Bayern oder Man City eine höhere Chance auf einen Sieg haben als gegen diese tiefststehenden Mannschaften. Unsere Defensive und unser Mittelfeld ist meiner Meinung nach Weltklasse. Es hat wirklich Spaß gemacht zu sehen wie die Jungs fast jeden Angriffsversuch sofort neutralisieren konnten.

Schwer zu sagen aber kann durchaus sein ivh habe das gefühl wir haben einfach keine Ideen wenn der Gegner sich hinten mit 8-9 mann einigelt und wir Handball um den 16er spielen früher waren es dann immer mal ne Flanke die die Erlösung brachte da wir da ein cr7 war der gefühlt jede Flanke rein gemacht hat und jetzt ja jetzt isr da kein cr7 der das macht aber zidane auch keine idee hat wie das sonst laufen soll, naja jedenfalls ist trotz das wir in Überzahl waren noch alles drinne im Rückspiel was schade ist.
Dennoch muss ich die Mannschaft auch mal verteidigen, es fehlen so viele Spieler die auch Stamm Spieler sind in der Offensive fehlen alle unsere 3 Stammkräfte eden,karim, Rodrygo(den ich vor seiner Verletzung vor Asensio sah) unsere Kapitän fehlt Carvajal, das ist schon eine halbe Mannschaft die da fehlt. Und das mzss mann immer berücksichtigen.....
Ivh hoffe bis zum Rückspiel sind wieder mehr fit und machen das Viertelfinale dann zu Hause klar.
Hala madrid
 
Es ist doch so: Gestern waren Defensive und Mittelfeld Weltklasse, während der Angriff mittelmäßiges Bundesliga-Niveau hatte. Ich glaube nicht mehr an Vini: Er hatte ja zwei RIESEN Chancen - davon muss halt eine mal drin sein. Da fehlen einfach die Fähigkeiten (was ihn auch von Asensio unterscheidet, der sie auf jeden Fall hat, nur zu selten liefert).

Wenn Benzema, Rodrygo und Hazard fit werden und fit bleiben, sehe ich noch mindestens einen Titel für uns drin diese Saison. Wenn nicht (wahrscheinlicher), dann wird das nichts.
 
Ich fand das Spiel von Real Madrid gestern ganz schlecht; Zidane braucht eigentlich keine Offensive, das haben wir gestern noch einmal gesehen; alle 3 wurden ausgewechselt. Egal wer spielt, bringen sie nichts zustanden, weil was von Modric, Kross, Casemiro, LV kommt ist total lächerlich; nur Ballbesitz und Flagen. Kein direkter Spiel, keine Ideen, keine Kombinationen, nichts.
Atalanta hat gestern gar nichts gemacht.
 
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir gegen offensiv stärkere Mannschaften wie Bayern oder Man City eine höhere Chance auf einen Sieg haben als gegen diese tiefststehenden Mannschaften. Unsere Defensive und unser Mittelfeld ist meiner Meinung nach Weltklasse. Es hat wirklich Spaß gemacht zu sehen wie die Jungs fast jeden Angriffsversuch sofort neutralisieren konnten.

Ja das haben wir ja letztes Jahr gesehen, wie gut wir gegen City waren. Die haben uns auf Sparflamme mit 4-2 o.a. eliminiert wenn ichs richtig im Kopf haben. Irgendwann werden hoffentlich auch noch die letzten Forum-Träumer erwachen.
 

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