Analyse

Zidane, Militão, Blanco: Drei Gewinner aus Real Madrids Sieg gegen Osasuna

Real Madrid wahrt seine Meisterschaftschance dank des 2:0-Erfolgs gegen CA Osasuna und liegt weiter auf Platz zwei – zwei Zähler hinter Spitzenreiter Atlético und (vorerst) drei Punkte vor dem FC Barcelona. Ein genauerer Blick auf den überzeugenden Heimauftritt gegen Osasuna bringt im Wesentlichen drei Gewinner hervor: Trainer Zinédine Zidane, dessen Transformation in puncto taktischer Variabilität den Königlichen zwei Titelchancen ermöglicht, den aktuell überragenden Éder Militão sowie Youngster Antonio Blanco, der im Mittelfeld mit einem schier unfassbaren Selbstverständnis auftritt.

656
Zinedine Zidane
Transformation geglückt? Cheftrainer Zinédine Zidane versprüht eine Menge Energie und überzeugt dieser Tage mit taktischer Variabilität – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

4-3-3, 4-2-3-1, 3-5-2: Zidane erfindet sich neu

MADRID. Ungefähr ein halbes Jahr ist es her, dass Zinédine Zidane in der spanischen Presse kein gutes Standing (mehr) hatte: Er sei taktisch zu eindimensional unterwegs, setze lediglich auf einen überschaubaren Spielerpool und sei nicht in der Lage, Talente zu erkennen respektive diese angemessen weiterzuentwickeln. Nun, Anfang Mai – pünktlich zur „Crunch Time“ – dürfen sich die Blancos noch in zwei Wettbewerben berechtigte Hoffnung auf den Gewinn von prestigeträchtiger Silberware machen: Sowohl in LaLiga als auch in der Champions League erscheint der Weg zu einem möglichen Titelgewinn zwar keinesfalls unproblematisch – nichtsdestotrotz sehen sich die Merengues jeweils lösbaren Aufgaben gegenüber.

Wie groß der Anteil von „Zizou“ an der erfolgreichen Entwicklung der vergangenen Wochen und Monate ist, hat auch das Spiel am Samstagabend gezeigt: So startete der Cheftrainer angesichts des bevorstehenden Halbfinalrückspiels in der Königsklasse sowie der großen Personalnot mit einer auf vier Positionen veränderten Startelf – und überraschte zudem mit einem abermals modifizierten System.

Im Unterschied zum Duell mit dem FC Chelsea, als die Königlichen mit einer Dreierkette begannen, startete die Zidane-Elf zunächst im 4-2-3-1-System mit Antonio Blanco und Casemiro auf der Doppelsechs und Eden Hazard auf der Spielmacherposition. Wie viel Potenzial in dieser Mittelfeldzentrale steckt, unterstreicht nicht zuletzt die immense Überlegenheit in puncto Torschüsse in Durchgang eins (13:2) – darunter einige Hochkaräter. Als der 48-Jährige nach der Hereinnahme von Nacho auf eine Art variables 3-5-2 mit Casemiro im Spielaufbau umstellte, entfachte der Meister nochmals starken Druck, was schließlich in zwei späten Toren und dem wichtigen Heimsieg mündete. Ein weiterer Beweis für die Transformation des Cheftrainers.

Militão in Über-Form

Daran, dass die Merengues das Estadio Alfredo Di Stéfano am Ende des Tages als völlig verdienter Sieger den Platz verließen, hatte Éder Militão ebenfalls einen erheblichen Anteil: Vor der Winterpause noch als Flop und möglicher Abgang gehandelt, nutzte der Brasilianer seine Chance in den vergangenen Wochen eindrucksvoll und spielte sich mit Zweikampfhärte, taktischer Disziplin und Leidenschaft in die Herzen vieler Madridistas.

Und auch am Samstagabend präsentierte sich der 23-Jährige abermals in Top-Form, avancierte sogar zum Matchwinner. So sorgte der Innenverteidiger mit seinem inzwischen gewohnt umsichtigen Defensivverhalten (zwei Ballgewinne, drei Klärungen) für die nötige Stabilität im Abwehrverbund, übernahm durchgehend Verantwortung in der Spielauslösung (96 Ballkontakte, 94 Prozent Passquote) und brachte die Blancos mit einem herrlichen Kopfballtor nach Isco-Ecke in der 76. Spielminute zudem auf die Siegerstraße. Schöner Nebeneffekt: Ganz gleich, wie der Vertragspoker um Kapitän und Vereinslegende Sergio Ramos ausgeht – die Performance des Éder Militão impliziert, dass die königliche Defensive angesichts der unbestrittenen Klasse von Weltmeister Raphaël Varane und dem zurzeit ebenfalls konstant gut auftretenden Nacho Fernández auch in der kommenden Saison mit reichlich Qualität bestückt sein dürfte.

Analyse | Alle Videos

3. Halbzeit: Blanco überragend

„Partidazo!“ Zumindest von Éder Militão und Antonio Blanco, in der ersten Halbzeit auch noch... weiterlesen

Bemerkenswertes Selbstvertändnis, starkes Positionsspiel

Neben Zidane und Militão verdiente sich noch ein weiterer Königlicher ein Sonderlob: In seinem gerade einmal dritten LaLiga-Einsatz (der zweite in der Startelf und über 90 Minuten) schien es fast so, als würde der 20-jährige Youngster Antonio Blanco in Abwesenheit von Luka Modrić und Toni Kroos den Rhythmus im Mittelfeld der Merengues diktieren. So kam Blanco auf bärenstarke 94 Ballkontakte bei 93 Prozent Passquote, spielte zwei Key-Pässe und generierte zudem zwei Ballgewinne (bei drei Klärungen).

Antonio Blanco
Youngster Antonio Blanco überzeugt nicht nur mit gutem Pass- und Positionsspiel, sondern auch mit Zweikampfhärte – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Schon der Blick auf diese statistischen Werte vermittelt einen Eindruck, welche Art Spielertyp der zentrale Mittelfeldspieler verkörpert und über welch enormes Potenzial dieser verfügt. So kommt der 20-Jährige nicht nur mit einem sicheren, Linien überspielenden Passspiel daher, sondern strahlt außerdem trotz seiner eher geringeren Körpergröße von 1,76 Meter ein hohes Maß an Aggressivität und physischer Präsenz aus.

Präsenz ist ohnehin ein gutes Stichwort: Wenn man es nicht besser wüsste, würden Blancos Startelfeinsätze gegen Cádiz (3:0) und eben Osasuna den Eindruck erwecken, dass der Youngster schon viele Jahre im Mittelfeld des Rekordmeisters unterwegs ist: Zu gut ist das Positionsspiel gepaart mit der hohen Antizipationsfähigkeit, zu selbstbewusst und selbstverständlich das Auftreten. Somit sind die bisherigen Einsätze des Nachwuchsspielers – unabhängig davon, wie viele Minuten er in dieser Spielzeit noch spielen darf – als Versprechen für die Zukunft zu werten. So dürfte Blanco spätestens in der kommenden Saison stetiger Bestandteil des Real-Kaders sein.

REAL MADRID LIVE: Jetzt Gratis-Probemonat bei DAZN abschließen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
Kommentare
Militao ist in seiner Top-Form gesetzt und er zeigt, dass er ein Mentalitätsmonster ist, das unsere Abwehr in Zukunft anführen wird. Er läuft auch langsam, aber sicher Rapha den Rang ab. Nicht falsch verstehen, Varane ist immer noch ein Weltklasse-Verteidiger, aber kann es sein, dass er mit dem Kopf schon wo anders ist und deswegen leicht schwächelt in letzter Zeit? Fragen nach seiner Zukunft weicht er gekonnt aus und bekennt sich nicht zu Madrid. Vielleicht strebt er wirklich eine Luftveränderung an. Nach über 10 Jahren in Madrid hat er schon alles gesehen und gewonnen.
Blanco hat mir ebenso imponiert, denn er straht eine Ruhe und Gelassenheit aus, als ob er schon jahrelang für die Profis aufläuft. Wer jetzt schon so routiniert ist, sollte von Zidane öfters eingesetzt werden und zukünftig sogar eine größere Rolle spielen. Das Zeug dazu hat er allemal. Miguel, der Vertreter von Marcelo, hat ebenso gut gespielt und sich als wohltuende Alternative aufgezeigt. Ihn sollte ZZ ebenfalls im Auge behalten.
 
Und Verlierer, wiedermal Marcelo,hoffe Mendy ist bis Mittwoch fit.
Aber was Milli seit Wochen abreißt, der pure Wahnsinn, für mich stellt sich die Frage, wer darf neben ihm auflaufen, bei besten Willen gehört der Momentan einfach in die Start11.
Blanco, spielt als wäre er über mehrere Jahre schon Teil dieser Mannschaft.Freu mich auf mehr und wer weiß vl löst er unserer 6er Probleme hinter Casi.
 

Verwandte Artikel

Reals Titel-Fundament: Warum die Defensive den Unterschied macht

Real Madrid brennt in dieser Saison (noch) kein Offensivspektakel ab. Doch während...

Trotz García-Aufschwung: Real muss einen Linksverteidiger holen

Die bisherigen Auftritte von Real Madrid bei der FIFA Klub-WM haben einige...

Güler blüht auf: Wie Alonso den Spielmacher der Zukunft formt

Real Madrids 1:0-Erfolg über Juventus Turin im Achtelfinale der Klub-WM war kein...

Klub-Überblick: Basketballer historisch, Blancas vor Umbruch

Real Madrid besteht aus mehr als nur den Profis der ersten Fußball-Mannschaft....