
Real ist zu abhängig von seinen Oldies
Wann wird man wieder das Real Madrid zu sehen bekommen, das diesen glorreichen Verein auszeichnet? Ein Real Madrid, das absolute Begeisterung bei den Fans weckt. Ein Real Madrid, das den Gegnern bereits vor Anpfiff Angst einjagt. Ein Real Madrid, für das es neben dem Gewinn von Titeln keine Alternativen gibt. Nach 2018/19 endet mit 2020/21 eine weitere Saison titellos. So etwas darf es in der kommenden Spielzeit nicht noch einmal geben. Verantwortlich dafür ist vor allem einer: Florentino Pérez, der nach seiner Wiederwahl zum Präsidenten zum Durchgreifen verdammt ist.
Klar, war Real vor allem in LaLiga kurz davor, den Titel zu gewinnen und in der Champions League im Halbfinale, aber das nützt am Ende nichts. Und spielerisch ist es dann auch verdient so – genau das sollte Pérez auch aufgefallen sein. Die Königlichen sind zu abhängig von einzelnen, immer älter werdenden Protagonisten. Bestes Beispiel ist dabei Karim Benzema (33 Jahre), der allein 23 der 67 Tore in der Liga erzielte. Ohne dem Torjäger hätte Real noch viel schwerwiegendere Sorgen. Aber auch im Mittelfeld zeigt sich, dass eine entscheidende Zutat abgeht, wenn Toni Kroos (31), Casemiro (29) oder Luka Modrić (35) fehlt.
Diese Stars werden nicht jünger, daneben muss die Frage gestellt werden, wann Trennungen vollzogen werden? Betrifft dies die Genannten in diesem Sommer (noch) nicht, ist diese Frage vor allem bei Sergio Ramos (36/Vertrag läuft aus), Marcelo (33/Vertrag bis 2022) und Isco (29/Vertrag bis 2022) berechtigt. Denn irgendwann muss der Schlussstrich gezogen werden. Andernfalls stockt die Neuausrichtung weiter.
Zweifelhafte Investments darf es nicht mehr geben
Den Umbruch haben die Madrilenen um Pérez bislang schlichtweg nicht gut hinbekommen. Spätestens 2018 infolge des dritten aufeinanderfolgenden Champions-League-Titels und mit dem Abgang von Cristiano Ronaldo eingeläutet, haben die Blancos seither viel Geld verbrannt. Und das vor allem dort, wo es besonders schmerzt: In der Offensive. Seit 2018 holten die Merengues für den Angriff Mariano Díaz für 21,5 Millionen Euro von Olympique Lyon zurück, Vinícius Júnior für 45 Millionen Euro von Flamengo, Rodrygo Goes für 45 Millionen Euro vom FC Santos, Luka Jović für 63 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt und zu guter Letzt Rekordtransfer Hazard für 115 Millionen Euro vom FC Chelsea. Fazit: Transferausgaben in Höhe von 289,5 Millionen Euro, dafür aber nur Rendite in Form von mageren 35 Toren.
Blickt man etwas neidisch zu Atlético, kann der Stadtrivale als Vorbild gesehen werden. Die Truppe von Trainer Diego Simeone traf es mit den Abgängen von Antoine Griezmann, Diego Godín, Lucas Hernández, Rodri und Thomas Partey ordentlich und doch erholten sich die „Colchoneros“ von den Rückschlägen, verpflichteten neben João Félix (127,2 Millionen Euro von Benfica) unter anderem einen gerade mal 30 Millionen Euro teuren Marcos Llorente von Real Madrid oder einen sieben Millionen Euro teuren Luis Suárez von Barça, um am Ende der Saison 2020/21 mit dem Meistertitel dazustehen. Freilich, so sei gesagt, ist ein 34-jähriger Suárez kein Langzeitig-Investment und doch hat er mit seinen 21 Ligatoren einen entscheidenden Anteil am Titel.
Zukunft mit Alaba und Ødegaard – und Mbappé oder Haaland?
Das müsste Pérez normalerweise genug ein Zeichen setzen: Der Stadtrivale, der einem vorzeigt, wie ein Umbruch funktioniert, und das es nicht nur teure Mega-Transfers bedarf, um Erfolg zu haben. Die Mischung muss es ausmachen. Einen Leihspieler wie Martin Ødegaard (bis Saisonende bei Arsenal) gilt es zu integrieren, dazu wird mit David Alaba vom FC Bayern, so gut wie sicher, ein flexibler Defensivspieler geholt, der auch im Mittelfeld für eine weitere Option sorgen kann. Wären es schon mal zwei Personalien, die einem neuen Real Madrid gut zu Gesicht stehen.
Doch die Frage, die vermutlich die meisten Real-Fans beschäftigt: Schafft es Pérez, sich erfolgreich um Kylian Mbappé und/oder Erling Haaland zu bemühen? Mindestens einer von beiden sollte 2021, spätestens aber 2022 den Weg nach Madrid finden, um dort Aushängeschild einer neuen, glorreichen Ära in einem hochmodernen Estadio Santiago Bernabéu zu werden. Damit steht Real um Pérez ein arbeitsreicher Sommer bevor. In der es obendrein die Trainerfrage zu klären gilt: Will Zinédine Zidane weitermachen? Und ist er überhaupt der richtige Coach für den Umbruch? Ein Sommer, in dem es einiges an Missständen der letzten Jahre aufzuarbeiten gilt, um in der nächsten Saison voll angreifen zu können und Real wieder zu dem zu machen, was es auszeichnet. Alles andere darf – und wird – keine Option sein!
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