
Ein Freund von Konkurrenzkampf
VALENCIA. Nach dem Sieg bei Alavés wollte Real Madrid im nächsten Auswärtsspiel bei UD Levante unbedingt nachlegen. Und weckte im ersten Durchgang auch den Eindruck, als könnte man dies bewerkstelligen. Gareth Bale traf nach Kombination von David Alaba und Karim Benzema bereits nach fünf Spielminuten. Allerdings agierten die Blancos nach dem Seitenwechsel fahrlässig, kassierten in der 46. Spielminute durch Roger den Ausgleich, in der 57. durch José Campaña den Rückstand.
Doch darauf hatte Carlo Ancelotti recht schnell eine Antwort, verlieh dem Spiel der Madrilenen mit drei Offensivwechseln in der erst 59. Spielminute frischen Wind und schöpfte das Kontingent mit fünf Wechseln später noch komplett aus. Und das fällt unter dem 62-Jährigen bereits nach wenigen Testspielen und nach nur zwei Pflichtspielen auf: Anders als Zinédine Zidane, dem teils Wechsel-Geiz attestiert wurde, reagiert Ancelotti wenig zögerlich. „Wir haben in der Offensive einen hohen Konkurrenzkampf, im Angriff besitzen wir viel Qualität“, gab der Italiener, der diesen Fight um Spielminuten lebendig macht, schließlich selbst zur Kenntnis.
Hazard und Bale blühen auf, Vinícius weckt Hoffnung
Unter Ancelotti scheinen plötzlich nämlich auch wieder Isco, Eden Hazard und der unter Zidane in Ungnade gefallene, daraufhin an Tottenham Hotspur verliehene und nun zurückgekehrte Bale aufzublühen. Der Trainer-Rückkehrer betonte: „Ich muss mich über diese Qualität freuen und denen die Einsätze geben, die es sich am meisten verdienen.“ Denn auch Vinícius Júnior beweist unter „Don Carlo“ plötzlich ungewohnte Torjäger-Qualitäten.
Gegen Alavés traf der 21 Jahre alte Brasilianer einmal, gegen Levante ließ er es nach seiner Einwechselung gleich doppelt klingeln. „Vinícius hat das Spiel mit seiner Frische und Fähigkeit entschieden“, lobte Ancelotti seinen Offensiv-Youngster im Anschluss – und weiß auch, dass dieser weiter sein Potenzial ausschöpfen will, zumal die Konkurrenz im Angriffsbereich, wie eingangs erläutert, groß ist.
Steigerungspotenzial in der Defensive, Ideen erkennbar
Allerdings ist sich Ancelotti auch bewusst, dass Real ein Problem hat, „wenn Vinícius nicht trifft“. Denn Róbers Tor für Levante in der 79. sorgte nach dem Vinícius-Doppelpack wieder für den Ausgleich. Und dadurch ist sich Ancelotti auch im Klaren, in welchen Belangen bei den Königlichen noch Luft nach oben ist. Bezüglich der drei Gegentore binnen 35 Minuten konstatierte er: „Defensiv müssen wir besser werden. Es ist eine Sache der Aufopferung, nicht der Qualität. Wir müssen alle konzentrierter und aufmerksamer sein.“
Doch sei auch erwähnt, dass beim spanischen Rekordmeisters noch lange nicht alles eingespielt ist. Wirkt Reals Taktik im Spielaufbau plötzlich wieder variabel und dynamisch – während zuletzt unter Zidane der Eindruck entstand, es mangle an kreativen Ideen nach vorne – muss die Abwehr noch zusammenfinden. Alaba wird seiner Rolle als Defensiv-Allrounder derweil gerecht, nimmt er die Aufgabe als Linksverteidiger, der immer wieder offensiv einrückt und mit seinen Kollegen sinnvolle Positionswechsel vollzieht, zufriedenstellend an.
Es mögen keine voreiligen Schlüsse sein und doch weckt Ancelotti mit den Madrilenen wieder Optimismus. Gegen Levante musste der Italiener mit Luka Modrić (Adduktorenprobleme), Toni Kroos (Schambeinentzündung), Marcelo (Muskelverletzung im rechten Oberschenkel), Daniel Ceballos (Riss im Sprunggelenk), Mariano Díaz und Ferland Mendy (beide angeschlagen) immerhin auch ohne sechs Profis auskommen. Sind vor allem Modrić und Kroos wieder einsatzbereit, dürfte Reals Spiel zusätzliche Stabilität widerfahren. Bis dahin gilt es zunächst, gegen Real Betis (Samstag, 22 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) die Eindrücke zu bestätigen.
Community-Beiträge