
Bei Real Madrid nur Reservist
BRÜSSEL. Mit seinen ersten beiden Saisons bei Real Madrid kann Eden Hazard nicht zufrieden sein. Der Angreifer, der 2019 für kolportierte 115 Millionen Euro vom FC Chelsea verpflichtet wurde, verpasste seither aufgrund diverser Verletzungen sagenhafte 58 Pflichtspiele. So fällt seine Bilanz mit bislang 54 Pflichtspieleinsätzen, fünf Toren und neun Assists für den spanischen Rekordmeister recht dürftig aus.
Und auch der bisherige Saisonverlauf dürfte den gelernten Linksaußen enttäuscht zurücklassen. Einmal fehlte er den Königlichen verletzt, viermal kam er gar nicht zum Einsatz, obwohl er im Kader stand. Dadurch sind es 2021/22 bis dato nur elf Pflichtspiele respektive 415 Spielminuten, die er eingesetzt wurde. Im Schnitt somit nur 38 Minuten pro Partie.
„Wissen, dass er bei Real Madrid nicht viel Spielzeit hat“
Allein in den drei Pflichtspielen vor der Länderspielperiode waren es nur zwölf Einsatzminuten, die Hazard von Carlo Ancelotti vergönnt wurden. Der Rechtsfuß reiste dennoch zur belgischen Nationalmannschaft. Am vergangenen Samstag beim 3:1-Erfolg gegen Estland im König-Baudouin-Stadion von Brüssel 63 Minuten zum Einsatz gekommen, ließ Nationaltrainer Roberto Martínez seinen Offensivstar bereits vor dem finalen WM-Qualifikationsspiel gegen Wales (Dienstag, 20:45 Uhr) zurück nach Madrid reisen.
Aussagen von Hazards Teamkollegen lassen tief blicken, weshalb die Entscheidung nicht überraschend getroffen wurde. „Er sollte nur ein Spiel spielen“, erklärte Borussia Dortmunds Mittelfeldmann Axel Witsel bei einer Medienrunde im Lager der Belgier. Der 32-Jährige meinte: „Wir wissen sehr gut, dass er bei Real Madrid nicht viel Spielzeit hat und zwei Spiele in drei Tagen wären zu viel für ihn gewesen.“
„Er versucht, Zweikämpfe zu vermeiden“
Deshalb stellt sich die Frage, wie belastbar Hazard mittlerweile überhaupt ist? Für Real Madrid geht es schließlich kommenden Sonntag in LaLiga gegen den FC Granada (16:15 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN). Ob der Belgier für Ancelotti einen Startelf-Kandidaten darstellt, dazu wird der 62 Jahre alte Italiener vermutlich frühestens am Samstag auf der Spieltagspressekonferenz Stellung beziehen.
Beweisen konnte es Hazard seinem neuen Coach bei den Blancos in dieser Saison bislang jedenfalls nicht. Nur ein Assist kann er vorweisen, aber keinen Treffer. Daneben vermag der 30-Jährige schon länger nicht mehr für sogenannte „WOW-Effekte“ zu sorgen. „Eden ist heute aufgrund seiner Verletzungshistorie ein anderer Spieler“, befand Hazards Sturmpartner Christian Benteke. Der Torjäger von Crystal Palace schilderte: „Er versucht, Zweikämpfe zu vermeiden, auch wenn sein Spiel dies erfordert.“
„Das Eden-Dribbling gegen fünf oder sechs Mann ist vorbei“
Benteke machte bei Hazard vor allem psychologische Blockaden aus, die den Real-Star daran hindern, seine einstigen Dribbelaktionen zu reproduzieren. „Er ist immer noch ein Mensch, der versucht, Fouls zu vermeiden, denn es gibt Schmerzen, die bleiben. Und das verfolgt einen unterbewusst“, stellte Hazards Kollege klar und versicherte: „Das Eden-Dribbling gegen fünf oder sechs Mann ist vorbei. Aber nur weil er es nicht mehr tut, heißt das nicht, dass er nicht mehr der Mannschaft weiterhelfen kann.“
Ob dies allerdings genügt, um bei Real Madrid doch noch den ganz großen Durchbruch zu schaffen, wird die zentrale Frage sein, die bereits in den kommenden Monaten über Hazards Zukunft entscheiden dürfte. Der Kontrakt des früheren Chelsea-Stars ist in der spanischen Hauptstadt noch bis zum 30. Juni 2024 datiert. Sollte er unter Ancelotti aber weiterhin nur eine Reservistenrolle bekleiden, ist nicht auszuschließen, dass es bereits zum Saisonende zur Trennung kommen könnte.
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