
Estadio Santiago Bernabéu „wird einen Zusatz erhalten“
MADRID. Etwa ein Jahr noch, dann ist sie fertig, die umfassende und gleichermaßen spektakuläre Modernisierung des Estadio Santiago Bernabéu – sofern das zuständige Bauunternehmen FCC Construcción den Zeitplan denn auch ungefähr einhalten kann.
Im August 2022 soll das Stadion an sich bereits komplett fertig in einem neuen Look erstrahlen, bis zum Ende des kommenden Kalenderjahres folglich auch die Umgebung um die Heimstätte von Real Madrid in Schuss gebracht werden. Auf den Madridismo warten an der Concha Espina eine Menge Veränderungen. Eines jedoch wird gleich bleiben: der Name des Stadions – obwohl der ursprüngliche Plan das so gar nicht mehr vorgesehen hatte.
Als es noch einige Jahre dauern sollte, bis die vielen Bagger und Kräne aufkreuzen, bemühte sich die Chefetage um Präsident Florentino Pérez und Generaldirektor José Ángel Sánchez eifrig darum, einen Sponsor zu finden. Real hielt diesen nämlich für unabdingbar, um die hohen Umbaukosten zu stemmen. Der Partner sollte sich als Gegenleistung schließlich für die Laufzeit des Deals als ein Teil im Stadionnamen wiederfinden.
„Der Stadionname wird einen Zusatz erhalten. Ich mache das nicht, weil ich das unbedingt so möchte, sondern weil wir das Geld für die Modernisierung benötigen. Anders können wir sie nicht finanzieren“, erklärte Pérez diese Dringlichkeit.
Bernabéu: Fly Emirates, Coca-Cola, Microsoft?
Was folgte, waren allerlei Spekulationen um mögliche Großunternehmen, die mit Real gemeinsame Sache machen könnten: Heißt die Heimat der Königlichen bald „Fly Emirates Santiago Bernabéu“? „Coca-Cola Santiago Bernabéu“? „Microsoft Santiago Bernabéu“?
Schließlich wurde Pérez sogar von einer Kamera dabei erwischt, wie er verriet, der Beiname werde IPIC werden. Das steht für „International Petroleum Investment Company“ und ist ein Staatsunternehmen der Vereinigten Arabischen Emirate in der Öl- und Chemieindustrie.
Estadio Santiago Bernabéu: Mega-Kredit anstatt Sponsor
Doch es wurde letztlich nichts, auch nicht IPIC. Die Jahre vergingen und Real schlug in seinen Planungen einen anderen Weg ein, als es mit der Umsetzung des Bernabéu-Umbaus immer konkreter wurde. Anstelle der Gewinnung eines weiteren Sponsors entschloss sich der Klub dazu, seine Mitglieder um die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 575 Millionen Euro zu bitten, um das Stadion der Zukunft dann doch aus eigener Tasche zu bezahlen.
Involviert sind hierbei gleich vier Finanzinstitute: JPMorgan Chase & Co., Bank of America Merill Lynch, Banco Santander, Société Générale, CaixaBank. Mittlerweile betragen die Kosten nach einem weiteren Antrag an die Mitglieder übrigens 800 Millionen Euro.
Aber warum der Sinneswandel? Warum kein Beiname? Eine Erklärung dafür lieferte Real in Person von David Hopkinson bereits im Jahr 2019. Hopkinson fungierte zu jener Zeit und noch bis zum Sommer 2020 bei den Königlichen als Global Head of Partnerships.
Bernabéu würde „nicht von Firmennamen profitieren“
„Wir arbeiten nicht daran“, gab der US-Amerikaner damals hinsichtlich einer Bernabéu-Namensänderung auf dem World Football Summit zu verstehen. „Ich persönlich bin der Meinung, dass wir außergewöhnliche Einnahmemöglichkeiten haben, die nicht mit einer Namensänderung des Stadions verbunden sind. Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig wäre, einen Firmennamen hinzuzufügen. Wahrscheinlich wäre es sogar falsch“, so der Experte.
Grund für seine Annahme: Das Estadio Santiago Bernabéu sei unter diesem Namen global einfach schon zu bekannt, eine zu große Hausnummer, es würde jeden Beinamen in der öffentlichen Wahrnehmung praktisch verschlingen. „Es gibt bestimmte Veranstaltungsorte auf der ganzen Welt, die so kultig sind, wie unser Stadion, das Old Trafford, der Madison Square Garden, dass sie nicht von einem Firmennamen profitieren. Ich glaube, dass das Estadio Santiago Bernabéu dazu gehört“, meinte Hopkinson.
Geändert hat sich an dieser Haltung offensichtlich nichts – zumal allein aufgrund zukünftiger Einnahme-Möglichkeiten selbst die Kredithöhe von nun 800 Mio. Euro nicht allzu exorbitant scheint. Dank eines unterirdischen Lagers kann das Spielfeld schnurstracks ein- und ausgefahren werden, sodass Real es möglich ist, sein Stadion an etlichen Tagen im Jahr anlässlich verschiedenster Events zu vermieten. Rechnen kann der Klub pro Jahr dementsprechend mit Mehreinnahmen im dreistelligen Millionen-Bereich. Der Kredit wird derweil ab dem Sommer 2023 über etwas mehr als 25 Jahre à 29,5 Mio. Euro getilgt.
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