
Davide Ancelotti offiziell letztlich doch kein Vertreter
VIGO. Kann er jetzt stolz von sich behaupten, einmal der Cheftrainer von Real Madrid gewesen zu sein? Wohl eher nicht. Weil Carlo Ancelotti seit Mittwoch eine Coronavirus-Infektion mit sich schleppt, mussten die Königlichen ohne ihn die Reise zum 30. Spieltag in LaLiga bei Celta Vigo (2:1) antreten. Vertreten sollte ihn daher kein geringerer als sein eigener Sohn und normalerweise erster Assistent: Davide Ancelotti.
So gekommen ist es dann letzten Endes aber nur bedingt. Der 32-Jährige wird mit nahezu sicherer Wahrscheinlichkeit im Team-Hotel und in der Kabine das Wort ergriffen und Instruktionen seines Vaters umgesetzt haben, im wirklich offiziellen Sinne durfte er öffentlich jedoch nicht als der primäre Coach in Erscheinung treten.
Grund: eine fehlende Berechtigung. Ancelottis Filius hat bei dem europäischen Fußballverband UEFA bis dato nur die Lizenzen A und B erworben, nicht jedoch die Pro-Lizenz. Ein gewisser Abian Perdomo hatte sie. Der 41-Jährige gehört dem Trainerstab der Profis kurioserweise gar nicht an, hat stattdessen eine führende Position in der Jugend des Klubs inne. Aus der Not heraus sprang er aber ein und reiste mit – um dort dann aber auch nicht viel mehr zu tun als auf der Bank zu sitzen.
Weil Davide Ancelotti (l.) offensichtlich die Lizenz fehlt, hat heute offiziell wohl Abian #Perdomo (r.) das Sagen – auch wenn natürlich Davide das weitergibt, was ihm Carlo von Zuhause aus aufs Ohr sagt. #CeltaRealMadrid pic.twitter.com/eqlzyzj1hx
— Nils Kern (@nilskern17) April 2, 2022
Real Madrids Ersatzbank: Alle sitzen
Von der Seitenlinie ging während der 90 Minuten kein richtiges Coaching aus. Davide hielt sich wegen der Umstände wohl auch ganz bewusst zurück, um mögliche Sanktionen zu verhindern, stand nicht mal auf, während Perdomo ohnehin kaum einen Bezug zu den Akteuren hat und die Begegnung daher auch nur im Sitzen verfolgte. Torwarttrainer Luis Llopis brachte sich dafür mehr ein, rief ebenfalls immer wieder Hinweise Richtung Feld. Dennoch: Man hatte das Gefühl, als hätte man das Team während des Geschehens gezwungenermaßen sich selbst überlassen.
Ganz anders war es übrigens in der vergangenen Saison gelaufen, als Zinédine Zidane zwei Spiele ebenfalls wegen COVID-19 verpasst hatte und er von seinem Co David Bettoni ersetzt worden war. Dieser besaß die notwendige Lizenz, konnte daher gegen Alavés (4:1) und Levante (1:2) normal coachen – und sowohl tags zuvor als auch nach dem Abpfiff zur Pressekonferenz schreiten. So wie vor dem Abstecher nach Vigo gab es im Anschluss an das Aufeinandertreffen ebenso keine Medienrunde mit Real-Beteiligung.
Ein Szenario, das aber zumindest vorerst ein einmaliges bleiben dürfte: Zum Champions-League-Kracher am Mittwoch gegen den FC Chelsea (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) wird Ancelotti zurückerwartet. Also: der Senior.
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