
Real Madrid kann dieses Manchester City schlagen! Im Hinspiel des Champions-Leauge-Halbfinals, so muss man anerkennen, waren die Engländer den Blancos überlegen. „Wir hätten sie killen können“, gestand Phil Foden im Anschluss an eine wilde Achterbahn-Partie. Getan hat es der amtierende englische Meister aber nicht, dafür die Merengues am Leben gelassen und ihnen somit die Chance eingeräumt, sie im Rückspiel zu killen. Gegen ein „unglaubliches Team“ müsse seine Truppe nun im Estadio Santiago Bernabéu weiterkommen, so Pep Guardiola. Die Vorteile könnten jedoch aufseiten Real Madrids liegen. Denn dafür gibt es drei Gründe:
1. Reals wackelige Abwehr wird sich stabilisieren
Wenn sich bei den Königlichen im Etihad Stadium eine Schwachstelle bemerkbar machte, dann war es definitiv der Defensivbereich. Schon zu Beginn agierte Real Madrid hinten fahrig – und lag nach Treffern von Kevin De Bruyne (2.) und Gabriel Jesus (11.) früh mit 0:2 zurück. „Wenn du ohne Selbstvertrauen in ein Spiel gehst, stehst du hinten“, so Karim Benzemas kurze und knappe Erklärung. „Wir haben mitgehalten, aber in der Gesamtbewertung müssen wir natürlich besser in der Abwehr stehen. Mit dem Ball waren wir gut, wir haben viele Möglichkeiten gesucht. Für das Rückspiel gilt: Die Defensive ist extrem wichtig“, bilanzierte Carlo Ancelotti indessen. Die Madrilenen ließen ein offensiv bockstarkes Manchester City immer und immer wieder kommen – ein Fehler, der noch viel schlimmer hätte bestraft werden können. Doch muss man nun fürchten, dass es im Rückspiel aus Sicht Real Madrids noch düsterer wird? Nein! Denn psychologische Faktoren dürften dagegen sprechen: In einem Auswärtsspiel hast du es mit einer ohnehin schon geschwächten Abwehr schwer, da das Stadion bei jedem Angriff mitgeht und dich kleinmachen will. Spielst du allerdings daheim – im Estadio Santiago Bernabéu um den Einzug in ein Finale -, wird jeder Ballgewinn und jede Klärungsaktion frenetisch gefeiert – das gibt dir einen Push, den du auswärts nicht hast. Und das wird bei den Madrilenen neue Kräfte freisetzen. Kampfmoral und Leidenschaft wird mangelnde Qualität kompensieren, weil die Einstellung eine ganz andere sein wird als gegen den FC Chelsea (2:3) oder den FC Barcelona (0:4). Bei beiden Spielen war man schließlich davor der sicher geglaubte Sieger, gegen Manchester City hat man nun wie gegen Paris Saint-Germain (3:1) den Druck, sich den Sieg mit aller Macht erkämpfen zu müssen.
2. Die Magie des Bernabéu
Und dass Real Madrid im Hinspiel knapp mit 3:4 verloren hat und jetzt Druck verspürt, abliefern zu müssen, mag insgesamt positiv sein – wie bereits gegen PSG. Denn zu verlieren, hat im Rückspiel vor allem Manchester City viel. Guardiola und sein Team werden sich bereits vor Augen halten müssen, was sie im Estadio Santiago Bernabéu erwartet: Ein absoluter Hexenkessel. Im Rückspiel müssen die „Sky Blues“ nicht nur gegen elf Madrilenen auf dem Platz bestehen, sondern gegen tausende, die auf den Rängen mitgehen werden. Im Hinspiel profitierten die Engländer davon, dass sie sich in einen Offensivrausch spielen konnten. Kaum ging der Ball mal einige Meter über die Mittellinie, stand sofort das ganze Stadion auf, um Guardiolas Männer auf dem Rasen zum Torerfolg zu peitschen – viermal mit Erfolg. Im Rückspiel aber werden die Fans im Bernabéu Gegenteiliges beweisen: Sobald Manchester City angreift, muss mit lautstarkem Gegenwind gerechnet werden. Ob sich die Gäste davon beirren lassen? Möglicherweise nur minimal, doch wird Real Madrid parallel dazu nach vorne pusht, könnten die Engländer mental einbrechen. Denn so erging es bereits den Parisern. Sie gingen sogar im Bernabéu in Führung, sackten jedoch mit zunehmender Zeit zusammen, kassierten drei Tore – und schieden aus. Erneut bedarf es nun eine solche „Remontada“, einen magischen Abend im Bernabéu. „Wir brauchen die Fans und wir werden etwas Magisches tun, nämlich gewinnen“, kündigte Benzema noch in der Nacht zu Mittwoch an.
???? @Benzema: “Necesitamos a la afición y vamos a hacer una cosa mágica, que es ganar.”#UCL pic.twitter.com/zlruYFkStp
— Real Madrid C.F. (@realmadrid) April 26, 2022
Und dass Real Madrid dazu imstande ist, fürchtet auch Manchester City. „Wir spielen gegen Spieler, die schon oft in solchen Situationen waren und auch darüber hinaus, die Endspiele erreicht und gewonnen haben. Das fehlt uns“, merkte Guardiola bereits vor dem Hinspiel an. Ein Vorteil für Real Madrid, wobei obendrein noch kommt, dass die Blancos am kommenden Samstag gegen Espanyol (16:15 Uhr) die Meisterschaft klarmachen können, während sich Manchester City in der Premier League noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FC Liverpool liefert – und damit zusätzliche Belastung verspüren dürfte. Zumal nicht nur das in den Köpfen der „Cityzens“ lasten wird, schließlich verlor man im Vorjahr bereits das Champions-League-Finale (0:1 gegen den FC Chelsea) und will nun vermeiden, schon wieder in der Königsklasse kurz vorm Ziel zu scheitern. Nicht zuletzt für Guardiola steht viel auf dem Spiel, denn wenn er den Henkelpott nicht dieses Jahr gewinnt, wann dann? Am Ende könnte Manchester City am Druck zerbrechen. Real Madrid kann im Rückspiel hingegen quasi nur gewinnen.
3. Benzema
Auch dank Benzema! Wo stünde Real Madrid nur ohne seinen französischen Mittelstürmer? Nicht im Halbfinale der Champions League! Gegen Manchester City traf der 34-Jährige erneut doppelt – und hatte sogar die Nerven, nach zuletzt zwei verschossenen Elfmetern gegen CA Osasuna (3:1) im Etihad Stadium das 3:4 vom Elfmeterpunkt aus per Panenka zu erzielen (82.). Bei 14 Toren in der laufenden Champions-League-Saison steht Reals Nummer 9 schon – und führt damit die Torschützenliste an. Wohlgemerkt 41 Saisontore kann er insgesamt auf seinem Konto vorweisen. Gegen PSG schoss er Real Madrid im Achtelfinal-Rückspiel weiter, gegen den FC Chelsea erzielte er im Viertelfinal-Rückspiel den entscheidenden Treffer zum Weiterkommen. Und dass er auch im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City mindestens einmal treffen kann, mag fast so sicher scheinen wie das Amen in der Kirche. Mit seinem Siegeswillen kann er das ganze Bernabéu zum Einzug ins Finale der Champions League tragen – und wird es hoffentlich auch machen. Denn daneben gibt es auch noch den Ballon d‘Or, den er sich über eine genau solche Bühne wie das Rückspiel sichern will. Damit sollte alles angerichtet sein für einen erneut magischen Abend im Bernabéu – und das Weiterkommen Real Madrids!
Karim Benzema. No words needed. pic.twitter.com/zws1TsEVUC
— Adrian Kühnel (@adriankuehnel) April 26, 2022
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