
Rückenprobleme? Ancelotti musste zwei Akteure streichen
Eigentlich ist es wie erwartet: Gareth Bale wird keinen Abschied im Estadio Santiago Bernabéu erhalten. Manch einer Fan hatte sich zumindest einen letzten kurzen Auftritt im weißen Trikot erhofft, in dem der Waliser einst Geschichte schrieb. Aber Carlo Ancelotti hat ihn auch am letzten Spieltag gegen Betis kurzfristig aus dem Kader gestrichen.
Zumindest musste „Carletto“ noch zwei Akteure streichen und getroffen hat es neben Ersatztorhüter Antonio Fuidias auch Bale. Der erste Grund ist klar: andere Spieler haben es sich „eher verdient“ auf der Bank zu sitzen, von Dani Ceballos bis Luka Jović. Aber auch im letztmöglichen Heimspiel nichtmal ein Bankplatz? Manch ein Fan ist enttäuscht, und doch ist das nur das logische Ende einer Beziehung, die längst mehr als kompliziert ist und nur noch einer Zweck-Gemeinschaft glich.
Gareth Bale hatte längst abgeschlossen mit Real Madrid, nicht mal der liebenswerte Ancelotti konnte ihn dauerhaft motivieren, auch wenn es zu Saisonbeginn noch zu drei ordentlichen Startelf-Einsätzen reichte. Viel mehr war nicht mehr drin: Von 55 möglichen Partien mischte Bale in nur sieben mit (290 Minuten), erzielte dabei immerhin ein Tor, stand vier Mal in der Startelf, das allerdings immer auswärts. Das Bernabéu schien tabu für den 32-Jährigen, eigentlich auch am 9. April, als er gegen Getafe (2:0) für die letzten 16 Minuten unter Pfiffen eingewechselt wurde.
An diese hatte er sich mehr oder weniger längst gewöhnt. Nun sollten Pfiffe gegen den eigenen Spieler nie eine Lösung sein und auch Bale befand im Jahr 2020, es sei „einfach falsch und sinnlos“, und doch hat er in der Vergangenheit kein Fettnäpfchen ausgelassen, um die Madridistas von neuem zu erzürnen. Seien es seine „null Bock“-Eskapaden auf der Bank/Tribüne, die regelmäßigen Beleidigungen gegen Fans und Trainer von Berater Jonathan Barnett, mangelnde Identifikation (Thema Sprache), die berühmte „Wales, Golf, Madrid, in that order“-Flagge oder etliche Verletzungen, von denen er sich kurioserweise regelmäßig vor Länderspielpausen erholte, um sich kurz nach der Rückkehr aus Wales wieder krank schreiben zu lassen. So eigen und introvertiert er auch sein mag, den Vorwurf, er habe seinen (galaktischen) Vertrag als einer der königlichen Top-Verdiener ausgesessen, muss er sich gefallen lassen, zumal er in den vergangenen Jahren auch physisch abgebaut hat.
Nicht mal Ancelotti konnte Bale motivieren
Und nachdem er schon die Meisterschaftsfeier kurzfristig aufgrund angeblicher Rückenprobleme ausfallen lassen musste, hat er angeblich auch am Freitagabend wieder Probleme am Rücken – Ancelotti hatte wohl keine andere Wahl als den Mann, unter dem er 2013/14 in seiner Debüt-Saison „La Décima“ holte, endgültig zu streichen. So viel positive Energie der 62-jährige Italiener auch versprüht und die Mannschaft zusammenschweißt, an Bale konnte er nur scheitern. Denn der scheint auch mit dem Vereinsfußball mehr oder weniger abgeschlossen zu haben. So bestätigte Berater Barnett, dass die Zukunft des Linksfuß‘ von der WM abhänge. Heißt: Sollte Wales es noch durch die Playoffs nach Katar schaffen, würde Bale sich bei einem anderen Verein fithalten, ohne WM würde er seine Schuhe im Sommer wohl an den berühmten Nagel hängen.
Und das einerseits als Legende – in 258 Partien beteiligte sich Bale nicht nur an 173 Toren, sondern auch an 17 Titeln – aber eben auch als einer, der sein volles Potanzial nie ausgeschöpft hat. Der nie aus Cristiano Ronaldos Schatten raustreten, geschweigedenn es den stets kritischen Fans beweisen wollte. Bale geht den einfachen Weg, das bedeutet am Freitagabend mal wieder das heimische Sofa, statt die Tribüne geschweigedenn Bank im Bernabéu. Ein trauriger Abschied, ja, der aber auch zu seinen letzten vier Jahren passt.
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