Reportage

Gareth Bale gestrichen: Kein Abschied im Bernabéu

Real Madrid muss es mal wieder ohne Gareth Bale angehen. Das ist an sich nichts neues, jedoch hätte der Freitagabend der letzte Auftritt des Walisers in dem Stadion sein können, das seit 2013 eigentlich sein Zuhause ist. Stattdessen wird Bales Vertrag ohne Abschied im Bernabéu auslaufen.

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Gareth Bale
Bale lief 2021/22 nur ein Mal im Bernabéu auf – Foto: IMAGO / PA Images

Rückenprobleme? Ancelotti musste zwei Akteure streichen

Eigentlich ist es wie erwartet: Gareth Bale wird keinen Abschied im Estadio Santiago Bernabéu erhalten. Manch einer Fan hatte sich zumindest einen letzten kurzen Auftritt im weißen Trikot erhofft, in dem der Waliser einst Geschichte schrieb. Aber Carlo Ancelotti hat ihn auch am letzten Spieltag gegen Betis kurzfristig aus dem Kader gestrichen.

Zumindest musste „Carletto“ noch zwei Akteure streichen und getroffen hat es neben Ersatztorhüter Antonio Fuidias auch Bale. Der erste Grund ist klar: andere Spieler haben es sich „eher verdient“ auf der Bank zu sitzen, von Dani Ceballos bis Luka Jović. Aber auch im letztmöglichen Heimspiel nichtmal ein Bankplatz? Manch ein Fan ist enttäuscht, und doch ist das nur das logische Ende einer Beziehung, die längst mehr als kompliziert ist und nur noch einer Zweck-Gemeinschaft glich.

Gareth Bale hatte längst abgeschlossen mit Real Madrid, nicht mal der liebenswerte Ancelotti konnte ihn dauerhaft motivieren, auch wenn es zu Saisonbeginn noch zu drei ordentlichen Startelf-Einsätzen reichte. Viel mehr war nicht mehr drin: Von 55 möglichen Partien mischte Bale in nur sieben mit (290 Minuten), erzielte dabei immerhin ein Tor, stand vier Mal in der Startelf, das allerdings immer auswärts. Das Bernabéu schien tabu für den 32-Jährigen, eigentlich auch am 9. April, als er gegen Getafe (2:0) für die letzten 16 Minuten unter Pfiffen eingewechselt wurde.

An diese hatte er sich mehr oder weniger längst gewöhnt. Nun sollten Pfiffe gegen den eigenen Spieler nie eine Lösung sein und auch Bale befand im Jahr 2020, es sei „einfach falsch und sinnlos“, und doch hat er in der Vergangenheit kein Fettnäpfchen ausgelassen, um die Madridistas von neuem zu erzürnen. Seien es seine „null Bock“-Eskapaden auf der Bank/Tribüne, die regelmäßigen Beleidigungen gegen Fans und Trainer von Berater Jonathan Barnett, mangelnde Identifikation (Thema Sprache), die berühmte „Wales, Golf, Madrid, in that order“-Flagge oder etliche Verletzungen, von denen er sich kurioserweise regelmäßig vor Länderspielpausen erholte, um sich kurz nach der Rückkehr aus Wales wieder krank schreiben zu lassen. So eigen und introvertiert er auch sein mag, den Vorwurf, er habe seinen (galaktischen) Vertrag als einer der königlichen Top-Verdiener ausgesessen, muss er sich gefallen lassen, zumal er in den vergangenen Jahren auch physisch abgebaut hat.

Nicht mal Ancelotti konnte Bale motivieren

Und nachdem er schon die Meisterschaftsfeier kurzfristig aufgrund angeblicher Rückenprobleme ausfallen lassen musste, hat er angeblich auch am Freitagabend wieder Probleme am Rücken – Ancelotti hatte wohl keine andere Wahl als den Mann, unter dem er 2013/14 in seiner Debüt-Saison „La Décima“ holte, endgültig zu streichen. So viel positive Energie der 62-jährige Italiener auch versprüht und die Mannschaft zusammenschweißt, an Bale konnte er nur scheitern. Denn der scheint auch mit dem Vereinsfußball mehr oder weniger abgeschlossen zu haben. So bestätigte Berater Barnett, dass die Zukunft des Linksfuß‘ von der WM abhänge. Heißt: Sollte Wales es noch durch die Playoffs nach Katar schaffen, würde Bale sich bei einem anderen Verein fithalten, ohne WM würde er seine Schuhe im Sommer wohl an den berühmten Nagel hängen.

Und das einerseits als Legende – in 258 Partien beteiligte sich Bale nicht nur an 173 Toren, sondern auch an 17 Titeln – aber eben auch als einer, der sein volles Potanzial nie ausgeschöpft hat. Der nie aus Cristiano Ronaldos Schatten raustreten, geschweigedenn es den stets kritischen Fans beweisen wollte. Bale geht den einfachen Weg, das bedeutet am Freitagabend mal wieder das heimische Sofa, statt die Tribüne geschweigedenn Bank im Bernabéu. Ein trauriger Abschied, ja, der aber auch zu seinen letzten vier Jahren passt.

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von
Nils Kern

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Kommentare
Sehr gut.
 
sagt was ihr wollt ich finds sehr schade, bin kein fan davon wenn ein spieler der lange im verein war und auch viel für den verein geleistet hat auf so eine art gehen muss. Und ja bevor gleich welche kommen selber schuld und so, es ist tortzdem einfach traurig. Ich schaue mir vor dem cl finale immer die älteren cl final spiele an und wenn ich bale seine traumtore sehe dann denke ich immer wie schade das es so endet...
 
:D Carlo versucht mich zu manipulieren, ich sehe es Ihm nach und er darf sich zukünftig als mein Freund bezeichnen...
 
Das ein Spieler sich Böcke leistet, gleich ob Profi oder nicht, ist leichter zu verzeihen als das eine Institution wie Real Madrid das tut. Beide haben gleich viel Schuld.

Könntest Du mir bitte die Fehler des Klubs in Erinnerung rufen? Bis auf die Aussage Zidanes (zwei Tage nach dem Tod seines Bruders), kann ich mich nur an die Fehler erinnern, Ihn nicht rechtzeitig verkauft zu haben oder das Perez Ihn nicht nach China gehen ließ. Ach so den Präzedenzfall geschaffen zu haben, jemandem drei Jahre ohne Gegenleistung zu bezahlen, kann man auch als Fehler einordnen, stimmt...
 

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