
Ancelotti hat plötzlich die Qual der Wahl
MADRID. Große Sorgen dürfte Carlo Ancelotti aktuell nicht allzu viele haben: Beim 4:1 gegen Mallorca durfte sich der italienische Fußballlehrer über den fünften Sieg im fünften Liga-Spiel respektive den siebten Erfolg im siebten Pflichtspiel in dieser Spielzeit freuen. Und dennoch gibt es vermutlich eine Sache, die dem 63-Jährigen vor dem nächsten Champions-League-Spiel gegen RB Leipzig am Mittwoch (21Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) ein wenig Kopfschmerzen bereitet: Und zwar die Wahl der Startelf. Schließlich präsentieren sich aktuell nahezu alle Akteure im Kader in guter Verfassung und liefern ab, wenn sie ihre Chance in der Startelf bekommen. Ancelotti, früher keineswegs als Befürworter großer Rotationen bekannt, scheint diese plötzlich für sich entdeckt zu haben – und hat plötzlich die Qual der Wahl.
So liefen die Königlichen in dieser Spielzeit noch kein einziges Mal in zwei Spielen hintereinander mit der gleichen Startelf auf, vor allem im Mittelfeld kommen immer wieder neue Konstellationen zum Einsatz. Gegen Mallorca setzte Ancelotti beispielsweise mit Toni Kroos auf die spielerische Lösung auf der Sechs, da man einen extrem tiefstehenden Gegner erwartete, wohingegen gegen eher offensiv ausgerichtete Kontrahenten wie Betis Sevilla (2:1) Neuzugang Aurélien Tchouaméni den Vorzug erhielt und von den dynamischen Luka Modrić und Eduardo Camavinga flankiert wurde.
Ebenjene neue Flexibilität und die verschiedenen Charakteristika der Spieler bieten Ancelotti zahlreiche Möglichkeiten. „Wir haben viel Energie im Team, Schnelligkeit mit Rodrygo,Valverde, Camavinga, Power mit Modrić, Tchouaméni. Hinzu kommt die Einstellung der Spieler, sie sind sehr ernsthaft, trainieren sehr gut und deshalb sind wir so stark“, schwärmte Reals Cheftrainer auf der Pressekonferenz nach dem Mallorca-Spiel von seinem aktuellen Kader.
Erfahrung und Kontrolle vs. Unbeschwertheit und Dynamik
Eine wirkliche Stammelf wie die letzten Jahre hat sich so bislang nicht herauskristallisiert. Ancelotti hält es sich mittlerweile offen, auf das Profil des Gegners zu reagieren. Und so stellt sich vor dem Duell mit Leipzig vor allem die große Frage: wie wird Reals Mittelfeld aussehen? Da RB traditionell ein hoch pressendes Team ist und beim Debüt von Neu-Trainer Marco Rose gegen Borussia Dortmund am Samstag (3:0) vor allem seine Stärken im aggressiven Spiel gegen den Ball und Umschaltspiel präsentierte, spricht einiges für die Spitzenspiel erprobte und bewährte Variante mit Kroos und Modrić, die vor allem Kontrolle und Pressingresistenz garantieren würde.
Trotzdem scheint es nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Ancelotti der Leipziger Dynamik und Aggressivität auch selbiges entgegen stellen möchte und Eduardo Camavinga in die Startelf beordert und möglicherweise auch Fede Valverde erneut im Mittelfeld aufbietet. Dass Kroos oder Modrić in solch einem Spiel „geopfert“ werden, ist allerdings doch eher unwahrscheinlich. Zumal die beiden Altmeister für derartige Spiele prädestiniert sind und man beispielsweise mit der Energie Camavingas von der Bank besonders in solchen Spielen vergangene Saison sehr gute Erfahrungen gemacht hat.
Neue Chance für Hazard?
Interessant wird auch die Besetzung der Offensive. Vinícius Júnior ist auf links gesetzt, ansonsten gibt es in Abwesenheit des verletzten Karim Benzema einige Optionen. Eden Hazard hatte gegen Mallorca als falsche Neun zwar nicht seinen besten Tag, gegen den extrem tief stehenden Klub von der Insel auf ungewohnter Position aber auch einen denkbar schweren Stand. Dies könnte gegen den Bundesligisten wiederum anders aussehen – und der Belgier mit seiner Mobilität und Umtriebigkeit genau die passende Lösung sein.
Denkbar ist jedoch auch, dass man mit Rodrygo im Zentrum und Valverde über rechts vor allem auf Vertikalität und Geschwindigkeit im Umschaltspiel setzt und Leipzig mehr oder weniger mit deren eigenen Waffen zu schlagen versucht. Wobei Ancelotti auf der Pressekonferenz nach dem Mallorca-Spiel durchklingen ließ, dass diese Variante nicht zwangsläufig seine präferierte Wahl darstellt. Aber wenn die noch junge Saison bisher eines gezeigt, dann, dass dieses Real Madrid noch unberechenbarer geworden ist – auch und vor allem, was die Startformation betrifft.
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