
Real Madrid: Pérez spricht bei Mitgliederversammlung
MADRID. Nach 2020 und 2021 wegen der Coronavirus-Pandemie hat Real Madrid seine Jahreshauptversammlung am Sonntag wieder mit der physischen Präsenz einiger seiner „Socios“ (Mitglieder) abgehalten. Bei dieser wurde seitens der Führungsriege um Präsident Florentino Pérez unter anderem der bereits Mitte September veröffentlichte Finanzbericht zur zurückliegenden Saison nochmals vorgetragen. Dazu wurde abgestimmt über den neuen Ehrenpräsidenten und die Fusion mit einem Fünftligisten.
Neben zudem üblichen Dank- und Lobsagungen gegenüber den abgewanderten Marcelo, Casemiro, Gareth Bale, Isco, selbst Luka Jović und Borja Mayoral sowie dem aktuellen Trainer Carlo Ancelotti und Ex-Basketballcoach Pablo Laso thematisierte Pérez in seiner Rede speziell die aktiv nur noch von Real, Juventus und dem FC Barcelona verfolgte Super League, deren Vorsitzender er ist, sowie den Umbau des Estadio Santiago Bernabéu.
REAL TOTAL fasst das Wichtigste zusammen.
Pérez-Spitze: PSG-Boss „erinnern, wer Real Madrid ist“
FLORENTINO PÉREZ über…
…die Super League: „Um ein Problem zu lösen, muss man erkennen, dass es existiert. Nur so kann man nach Lösungen suchen. Unser geliebter Sport ist krank, verliert die Führung als Global Player. Die jungen Menschen interessieren sich immer weniger für ihn. Das ist eine Tendenz, die man umkehren muss, bevor es zu spät ist. Die neuen Generationen bevorzugen andere Shows wie Online-Plattformen oder Videospiele. Sie wollen ein Qualitätsprodukt, das der Fußball ihnen nicht gibt, denn die aktuellen Wettbewerbe locken nicht an – zumindest bis zu ihren Schlussphasen. Bei allem Respekt vor den nationalen Ligen müssen die großen europäischen Ligen das ganze Jahr über Spiele im Angebot haben. Spiele, die die jungen Leute zurückbringen. Der Fußball braucht ein professionelles, modernes und transparentes Management, um ein Produkt von Qualität und Interesse anzubieten, das Begeisterung und Leidenschaft wiederherstellt. Wir müssen den Verfall stoppen. Deshalb haben wir den Schritt unternommen, einen Wettbewerb wie die Super League anzubieten. Wenn wir nichts dagegen tun, handeln wir schlecht. Die Super League wäre kein geschlossener Wettbewerb, da 25 Prozent ihrer Plätze offen wären. Der Präsident der ECA (Nasser Al-Khelaïfi führt die European Club Association an; d. Red.) sagte, Madrid hätte Angst davor, in den Wettkampf zu gehen. Man müsste ihn aber mal daran erinnern, wer Real Madrid ist.“
…die Ablehnung gegenüber der geplanten Spitzenliga: „Man kann gegen das Format der Super League sein, sollte die Debatte aber nicht schließen. Die europäische Justiz stellt das Fußballmonopol der UEFA bereits in Frage. Das Gericht wird mit seiner Entscheidung die Zukunft dieses Sports prägen. Von da an werden wir daran arbeiten, den aktuellen Trend umzukehren. Wir müssen eine Debatte ohne Druck führen. Niemand soll Real Madrids Engagement in diesem Sport anzweifeln.“
„Die Daten sind erschütternd“
…den Fußball im Vergleich zu anderen Sportarten: „Die UEFA stockt den Wettbewerb mit Spielen zwischen belanglosen Teams auf. Das wird den Niedergang des europäischen Fußballs nur beschleunigen. Laut FORBES liegt Real Madrid auf Platz 13 der wertvollsten Sportvereine der Welt. Zuvor waren wir Fünfter. Es gibt nur drei Fußballklubs unter den Top-20. Über den Trend lässt sich nicht diskutieren. In den USA müssen sie etwas sehr gut machen und im alten Europa sehr schlecht. Die audiovisuellen Einnahmen der NFL, wo die Teams nur acht Spiele Zuhause spielen, haben die der Champions League übertroffen.“
…den Fußball im Vergleich zum Tennis: „Wenn wir uns die Legenden des Tennis ansehen, haben (Rafael) Nadal und (Roger) Federer in 15 Jahren zum Beispiel 40 Mal gegeneinander gespielt. Nadal und (Novak) Djoković haben in 16 Jahren bisher 59 Spiele bestritten. Ist das langweilig? Diese historischen Duelle haben dem Tennis insgesamt, allen Spielern und allen Turnieren Auftrieb gegeben, denn der Tennis wird durch die Duelle zwischen den Besten gestärkt. Warum ist der Fußball nicht so organisiert? Beim Fußball hingegen sind die Daten erschütternd. Wenn wir uns den letzten Finalisten der Champions League ansehen, Liverpool, ein historischer Klub mit sechs Europapokalsiegen, stellt sich heraus, dass wir in 67 Jahren nur neunmal gegen ihn gespielt haben. Und nur dreimal hier in Madrid. Und wenn Sie sich unsere Champions-League-Duelle mit dem früheren Champion Chelsea ansehen, stellt sich heraus, dass wir gegen in der Geschichte des Europapokals nur viermal gespielt haben. Die vier Duelle der letzten zwei Jahre. Was bringt es, Fans auf der ganzen Welt diese Spiele vorzuenthalten? Um einen Vergleich anzustellen: Wenn die UEFA den Tennis organisieren würde, hätten wir in der gesamten Geschichte kaum zwei oder drei Spiele zwischen Nadal und Federer gesehen.“
Real Madrid wird Bernabéu-Stadion „nie“ umbenennen
…das Estadio Santiago Bernabéu: „Vor drei Jahren wurde mit den Arbeiten begonnen und heute können wir sagen, dass der Traum der Madridistas kurz vor der Verwirklichung steht. Das Ziel ist, dass der Umbau bis nächsten Sommer abgeschlossen ist. Das neue Bernabéu wird einer der attraktivsten Freizeitorte in Europa sein, wenn nicht der attraktivste. Es ist einer der größten und komplexesten Umbauten, die es auf dem Kontinent momentan gibt. Die Spiele währenddessen auszutragen, war eine kolossale Herausforderung. Das Einfahren des Spielfelds wird es erlauben, andere Events zu veranstalten, ohne dass der Rasen darunter leidet. Alles dank eines riesigen unterirdischen Gewächshauses, das einem siebenstöckigen Gebäude entspricht. Dafür wurde ein Erdreich gegraben, das 30 olympischen Schwimmbecken entspricht.“
…Forderungen, man solle eine Anlage bei Real allmählich auch etwas nach ihm benennen: „Wir werden den Namen des Estadio Santiago Bernabéu nie ändern. Wenn man meinen Namen irgendwo verwenden will, dann werde ich schon sagen, wo. Aber nicht beim Stadion, denn Bernabéu hat sich sogar bis hin zu einer Marke entwickelt. Ich würde mich nicht gut damit fühlen. Ich sage es mit Nachdruck: Ich werde den Stadionnamen nie ändern.“
…Karim Benzema: „Benzema wurde bereits von der UEFA zu Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet und in den nächsten Tagen (17. Oktober; d. Red.) wird er mit dem Ballon d‘Or gekürt. Niemand zweifelt daran.“
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