
„Wir dachten, wir hätten gerne zusammen gespielt“
PARIS. Der eine, Ronaldo, in einer der vordersten Reihen. Der andere, Zinédine Zidane, auf dem Podium als Überbringer dieses so wichtigen Preises: Für Karim Benzema war der Gewinn des Ballon d‘Or 2022 am Montag im Pariser Théâtre du Châtelet umso besonderer, weil mit der brasilianischen und der französischen Legenden seine absolut größten Idole aus Kindheitstagen hautnah mit von der Partie waren.
Zidane, der seit langem ein besonders inniges Verhältnis zu dem Stürmer-Star pflegt, ließ es sich nicht nehmen, in der Sportzeitung L‘ÉQUIPE in einem Brief ein Loblied auf Benzema zu singen. Auf den Mann, den er von 2016 bis 2021 auch persönlich bei den Königlichen trainiert hatte. Für ihn wird es ebenso eine Ehre gewesen sein, die Trophäe zu überreichen. Die gegenseitige Wertschätzung ist enorm groß.
„Es gab Zeiten, in denen wir dachten, wir hätten gerne zusammen gespielt. Ich hätte ihn viele Tore schießen lassen, wirklich (lacht). Es war nicht zu vollenden, aber wir haben es als Trainer und als Spieler wettgemacht“, meinte Zidane, für den Benzema „in meiner Trainer-Karriere mehr als wichtig war“.
Karim Benzema „gab Trotz Kritik und Druck nie auf“
„Du freust dich, als Trainer solche Spieler, ebenso wie Toni Kroos oder Luka Modrić, zu haben. Sie verlieren in einem einstündigen Training keinen Ball, auch im Spiel nicht. Sie sind zu jeder Zeit fähig, für den Unterschied zu sorgen. Karim kann zehn oder fünfzehn Minuten lang schlecht sein, aber im Handumdrehen kann er treffen, andere zu Toren führen und unglaubliche Dinge tun“, schwärmt der 50-Jährige.
„Selbst als er Schwierigkeiten hatte und die Leute dachten, er würde das Handtuch werfen, sagte er sich selbst: ‚Ich will mich hier durchsetzen und ich werde der Beste sein.‘ Und das hat er geschafft. Trotz der Kritik und des Drucks, der bei einem Verein wie diesem enorm ist, hat er nie aufgegeben, was wirklich lobenswert ist. Das gefällt mir an ihm: Er hat nie aufgegeben, die Leute reden lassen und heute sprechen seine Historie und seine Statistiken für ihn“, verdeutlichte Zidane und verriet: „Als ich sein Trainer war, sagte ich Karim, dass er eines Tages den Ballon d‘Or gewinnen würde. Er war nie besessen von dieser Auszeichnung, aber ich sagte ihm, wenn er nicht aufgibt, würde er ihn am Ende gewinnen.“
Zinédine Zidane: Karim Benzema kann „noch mehr glänzen“
Für „Zizou“ steht völlig außer Zweifel, dass Benzema bei Real einen Legenden-Status besitzt. „Er wird den Menschen noch lange in Erinnerung bleiben. Er hatte immer Vertrauen in sich selbst, auch wenn manche sagten: ‚Oh ja, aber Karim schießt nicht genug Tore für einen Neuner.‘ Und das war nicht gut, denn wenn er nicht traf, brachte er die anderen immer dazu, zu treffen und gut zu spielen. Für mich ist das genauso wichtig. Karim ist ein kollektiver Spieler, der das Spiel liebt und fühlt, andere besser macht. Ich liebe es! Ich war als Spieler wie er, nur dass ich natürlich nicht so sehr der Stürmer war, was man eigentlich gar nicht erwähnen muss (lacht)“, gab der einstige Weltklasse-Mittelfeldspieler, der seit Sommer 2021 ohne festen Job ist und sein Leben genießt, zu Protokoll.
Der Kapitän der Königlich sei trotz seiner bereits 34 Jahre „fähig, noch mehr zu glänzen“, ist Zidane überzeugt. Zum Offensiv-Star schlechthin avanciert ist Benzema nach und nach, als sich Cristiano Ronaldo im Sommer 2018 aus Madrid gen Juventus verabschiedet hatte. Er ist seitdem derjenige, der die meisten Treffer erzielt, der Boss im Angriff ist. Wie bewertet Zidane diese Entwicklung? „Alle sagen, dass der Abgang von Cristiano ihn verändert hat, aber ich finde das nicht. Er war sehr gut, als Cristiano da war, er hat Tore geschossen und Cristiano assistiert. Ich denke, er hat sich einfach weiterentwickelt und ist selbstbewusster geworden“, so der Ex-Coach des weißen Balletts.
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