
Ancelotti behält Recht
Das Schöne am Fußball ist ja, dass er so unberechenbar und unvorhersehbar ist. Innerhalb weniger Wochen, Tage oder gar Minuten kann sich einiges ändern – sowohl in die eine als auch die andere Richtung. Real Madrid hat in den letzten Wochen mal wieder eine solche Achterbahnfahrt hinter sich gebracht. Aus der WM-Pause kam man äußerst schleppend, gewann mit viel, viel Mühe gegen Viertligist CP Cacereño 1:0 im Pokal zum Auftakt, die Liga-Rückkehr in Villarreal setzte man jedoch 1:2 in den Sand. Bei der kurz darauf folgenden Supercopa tat man sich gegen Valencia im Halbfinale ebenfalls äußerst schwer und setzte sich erst im Elfmeterschießen durch, ehe man im Finale gegen Erzrivale Barcelona krachend unter die Räder kam und 1:3 verlor.
Besonders enttäuschend war dabei nicht einmal zwangsläufig das Ergebnis, auch ein Finale kann und darf man verlieren. Anlass zur Sorge bot vielmehr das Auftreten der Königlichen, die unheimlich phlegmatisch und nahezu teilnahmslos wirkten und die Pleite gegen die Katalanen über sich ergehen ließen. Insbesondere die WM-Fahrer wie Luka Modrić, Federico Valverde oder Vinícius Júnior wirkten nach den Strapazen des Turniers in Katar ziemlich platt und überspielt.
Carlo Ancelotti ließ sich von dieser Phase in seiner bekannt stoischen Art nur bedingt beeindrucken. Bereits unmittelbar nach dem Finale kündigte der Cheftrainer der Königlichen an, dass mit den Blancos bald wieder zu rechnen sei: „Wir sind in keiner guten Phase und müssen das jetzt aushalten. Das Team hat die Qualität, zurückzukommen und in allen Wettbewerben mitzuspielen.“ Und der Italiener sollte Recht behalten.
Die zweite Garde drängt sich auf – Defensive als Knackpunkt
Zwar schien es beim Pokalspiel in Villarreal zunächst so weiterzugehen wie die letzten Wochen, als man zur Halbzeit (abermals hochverdient) mit 0:2 zurücklag und nahtlos an den schwachen Auftritt gegen Barcelona anzuknüpfen schien. Doch Real Madrid wäre nicht Real Madrid, wenn man sich nicht auf spektakuläre Art und Weise zurückkämpfen würde. Und genau das taten die Königlichen, die das Spiel in der zweiten Hälfte mit einer Energieleistung drehten und so doch noch ins Viertelfinale einzogen.
Die Hauptrolle nahmen dabei jedoch nicht zwangsläufig die üblichen Verdächtigen ein, sondern mit Daniel Ceballos, Eduardo Camavinga und Marco Asensio spielten sich drei Akteure in den Vordergrund, die zuletzt eher das zweite Glied bildeten. Ancelotti belohnte die starken Leistungen des Trios nun mit der Berufung in die Startelf gegen Bilbao – und wurde keineswegs enttäuscht. Bei dem mannschaftlich vielleicht besten Auftritt des Teams in dieser Spielzeit zeigten alle drei Akteure eine sowohl spielerisch als auch kämpferisch gefällige Leistung. Insgesamt wirkte die Mannschaft während des 2:0-Erfolges im San Mamés sehr fokussiert und defensiv deutlich gefestigter als noch die letzten Wochen. Ein Umstand, den auch Ancelotti nach dem Spiel besonders betonte: „Die Mannschaft hatte ein kollektives Engagement, das sie in den vergangenen Partien nie hatte. Die Analyse, die wir nach den Spielen vorgenommen haben, die nicht gut gelaufen sind, war korrekt: Wir hatten nicht gut verteidigt. Heute haben wir gut verteidigt.“
Zwar musste man auch bei den Basken die eine oder andere heikle Druckphase überstehen, aber dies ist bei Auswärtsspielen im San Mamés wahrlich keine Seltenheit. Schließlich gelten Gastspiele in Bilbao – ähnlich wie in Villarreal übrigens auch – als die unangenehmsten der Saison. Und dann aus diesen Stadien in dieser Situation jeweils als Sieger hervorzugehen, verdient durchaus Anerkennung.
Wochen der Wahrheit stehen bevor
Um von einer Trendwende zu sprechen, ist es möglicherweise noch zu früh. Geschweige denn, dass die Königlichen zu diesem Zeitpunkt irgendetwas gewonnen hätten. Dennoch haben Karim Benzema und Co. einmal mehr bewiesen, dass sie enorm gut darin sind, mit Rückschlägen und schwierigen Phasen umgehen zu können. Und noch viel wichtiger: Spieler wie Ceballos oder (mal wieder) Nacho haben bewiesen, dass man jederzeit auf sie zählen kann und die Etablierten sich keineswegs ausruhen dürfen. Mit Blick auf den Spielplan in den nächsten Wochen dürfte dies essentiell werden.
Zunächst steht am Donnerstag im Copa-Viertelfinale (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei Sportdigital) das Derby mit Atlético auf dem Programm, ehe am Sonntag (21 Uhr) in der Liga gegen den Drittplatzierten Real Sociedad das nächste Top-Spiel ansteht. Zwei richtungsweisende Duelle, in denen man sich endgültig freischwimmen und weitere Statements setzen könnte – und die maßgeblich dafür sein können, dass man die Kracher-Wochen Ende Februar und Anfang März mit den Duellen gegen Liverpool (Champions League), Atlético, Betis und Barcelona (jeweils Liga) mit einer positiven Grundstimmung und aus einer guten Ausgangslage heraus angehen kann. Mit einem Derbysieg in einem K.O.-Spiel den endgültigen Befreiungsschlag landen und den Grundstein für eine erfolgreiche Restsaison legen? Klingt eigentlich nach einer fußball- und realtypischen Geschichte…
Community-Beiträge