
Das Handtuch wirft Klopp noch nicht
MADRID. Jürgen Klopp hatte das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid soeben verloren. Ein 2:5 musste er schlucken. Ein Resultat, das ihm aufgrund der Entstehungsweise ein „seltsames“ Geschmäckle bereitete. Umso überraschender wirkte es, wie sich der Schwabe unmittelbar darauf gegenüber einer Reporterin des britischen Pay-TV-Senders BT SPORT präsentierte. Er knirschte nicht etwa genervt mit seinen Zähnen, sondern hatte seine Mundwinkel leicht frohlockend nach oben gerissen.
Was Klopp damit zum Ausdruck bringen wollte: es besteht noch Hoffnung. „Es gibt viel, das ich mitnehmen kann“, hielt er in seinem Kurzfazit zum Hinspiel fest. Allen voran die ersten 20 Minuten der Partie, als der FC Liverpool die Madrilenen an der heimischen Anfield Road mit 2:0 vorführte. „Zu Beginn war es herausragend“, konstatierte er. Es sei „genau so“ gewesen, „wie wir spielen wollten“. Man habe Real „überall Probleme bereitet, wir waren wirklich im Spiel, es war ein intensiver Start.“
„… desto größer werden unsere Chancen“
Kurz darauf kündigte Klopp hinsichtlich des Rückspiels im Estadio Santiago Bernabéu an, die Engländer würden selbstredend nicht nur zum Sonnetanken in die spanische Hauptstadt reisen. „Wir versuchen, dort zu gewinnen“, erklärte er pragmatisch, um Minuten später auf der Pressekonferenz gegen seinen Trainerkollegen Carlo Ancelotti nachzulegen: „Ich glaube, Carlo glaubt, dass es schon entschieden ist – und ich glaube das im Moment auch, aber in drei Wochen… je näher man dem Spiel kommt, desto größer werden unsere Chancen und desto unwahrscheinlicher ist es, dass es bereits entschieden ist.“
Im Bernabéu eine Aufholjagd mit mindestens drei Toren Differenz hinzulegen, ist beileibe ein schwieriges, ein fast unmöglich erscheinendes Unterfangen. Klopps taktisches Vorgehen soll aber keinem Hexenwerk gleichen. Es geht nicht darum, das Rad binnen weniger Wochen neu zu erfinden, sondern etwas Grundlegendes diszipliniert auszuüben und die Fehlerrate zu minimieren. Im Zuge seiner Analyse direkt nach dem Hinspiel wies er auf wenige hierfür elementare Faktoren hin: kompaktes Verteidigen, entschlossene Mannorientierung und sauberes Passspiel. Das Abhandenkommen jener fußballerischen Tugenden sorgte dafür, dass seine Mannschaft einbrach – und fünf Gegentore fing.
Erst die Basics, dann das Momentum
Gelingt es seiner Mannschaft hingegen, die Symbiose herzustellen und der Stabilität das hohe Pressing, wofür man ohnehin prädestiniert ist, hinzuzufügen, kommt es zu einem Zustand, aus dem Liverpool Profit schlagen will und seine Gegner regelrecht überollen kann: dem Momentum. So geschehen beim furiosen 7:0 gegen Manchester United.
Weil darauf ein enttäuschendes 0:1 gegen Bournemouth folgte, erklärte Klopp nach der besagten Pleite vom vergangenen Samstag: „Solche Dinge passieren, und man kann Spiele nicht wirklich vergleichen. Um das Momentum zu halten, muss man die Basics richtig machen.“ Das Einmaleins des Fußballs – und doch scheint es teils herausfordernd. Im Bernabéu heißt es nun: Ohne richtige Basics kein Momentum; ohne Momentum keine Aufholjagd; ohne Aufholjagd kein Weiterkommen. Dass Klopps Mannen es umzusetzen wissen, haben sie bereits unter Beweis gestellt. Die ersten 20 Minuten aus dem Hinspiel lassen grüßen.
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