
Valencia bestätigt Festnahmen, Polizei teilt Video
Tag zwei nach dem erneuten Rassismus-Erdbeben im spanischen Fußball. Seit 2021 wurde allein Vinícius Júnior im Rahmen zehn unterschiedlicher Spiele rassistisch beleidigt, so wie auch viele andere LaLiga-Akteure. Doch weil durch die Geschehnisse im Estadio de Mestalla eine weitere Grenze überschritten, ein neuer Extremfall entstanden ist, gibt es ein davor und danach, so wurde Real Madrid nach Monaten der Passivität nicht nur aktiv, sondern ging auch in die Offensive über, griff unter anderem Spaniens Fußballverband RFEF an. Der öffentliche Druck und die weltweite Aufmerksamkeit könnten aktuell kaum größer sein, so können immerhin auch erste Folgen vermeldet werden.
COMUNICADO OFICIAL | CONTRA EL RACISMO
— Valencia CF (@valenciacf) May 23, 2023
Der FC Valencia hat so einen Bericht bestätigt, dass die Polizei drei Personen identifiziert hat, die am Sonntagabend durch fremdenfeindliche Tätigkeiten aufgefallen sind. Laut Polizei wurden sogar vier „Fans“ zwischen 19 und 24 Jahren festgenommen und wie Valencia selbst mitteilt, erwarten diese nun ein lebenslanges Stadionverbot – zumindest im Mestalla, so hatte es der Klub zumindest 2019 bei einem Vorfall mit einem anderen Zuschauer schonmal getan. Vor Gericht dürften dann noch weitere Strafen folgen. Drei (oder vier) Stadionbesucher wurden also identifiziert, weitere sollten folgen, wie auch Carlo Ancelotti auf der Pressekonferenz erklärte: „Ja, es sind keine 46.000 Menschen und da bitte ich um Entschuldigung, aber es sind auch nicht ein, zwei. Vinícius ist kein Provokateur, sie beleidigten ihn zwei Stunden vor dem Spiel.“
Estas son las imágenes de la detención de los 4 arrestados por #delitodeodio contra el jugador de #fútbol @vinijr
Tienen 19, 21, 23 y 24 años. Varios fueron identificados durante partidos de alto riesgo en dispositivos de @policia para la prevención de violencia en el deporte pic.twitter.com/X8jaGrZHRe
— Policía Nacional (@policia) May 23, 2023
Vier Monate später: Plötzlich Folgen nach dem Copa-Derby
Der Druck ist groß und nicht nur Ancelotti fordert „drastische Maßnahmen“ und sieht „eine große Chance sein, um die Situation sehr schnell zu verbessern“, und durch diesen öffentlichen Druck kam nun auch nochmal Bewegung in einen älteren Fall. Denn von den zehn rassistischen Fällen gegen Vinícius kam es allein in der laufenden Saison 2022/23 zu acht, einer der am meisten berüchtigten war wohl der vor dem Pokal-Derby. Als am Morgen des 26. Januar 2023 eine Puppe mit Vinícius-Trikot von einer Brücke gehangen hat, schien die nächste Stufe des Rassismus-Eklats erreicht zu sein. Blöd nur: wirklich passiert ist danach nichts. Bis jetzt: Wie zuerst die Nachrichtenagentur EFE berichtet, hat die spanische Polizei „vier Personen verhaftet, deren Identität im Moment nicht bekannt ist, sie wurden in Madrid festgenommen und werden eines Hassverbrechens beschuldigt“. Die Polizei hat auch diesen Bericht schon via Twitter bestätigt. Diese Personen gehören wohl wie schon im Januar vermutet zum Fanklub „Frente Atlético“ (diese waren unter anderem auch bei einem U19-Derby rassistisch aufgefallen – ohne Folgen), einer gewaltbereiten, rechtsradikalen Gruppe (mit bekannten Morden), die immer noch von Atlético Madrid toleriert wird, wohingegen beispielsweise Real Madrid die „Ultras Sur“ vor vielen Jahren verbannt hat.
⚠ÚLTIMA HORA⚠
Detenidas en #Madrid 4 personas que presuntamente colgaron un maniquí con la camiseta de #Vinicius en un puente cercano a la Ciudad Deportiva del @realmadrid
STOP #delitosdeodio pic.twitter.com/OonIns1jXe
— Policía Nacional (@policia) May 23, 2023
Wie ernst wird Rassismus bekämpft? Staatsanwaltschaft schaffte Raum
Wohlgemerkt: erst vier Monate später kommt es jetzt zu diesem Schritt. Auch daher kommt der Vorwurf von Vinícius und vielen anderen, dass der Rassismus in Spanien viel stärker verbreitet ist als angenommen – oder zumindest noch immer nicht ernsthaft angegangen und bekämpft wird. An dieser Stelle sei auch auf das Liga-Derby im September 2022 hingewiesen. Auch hier kam es zu mehrfachen rassistischen Beleidigungen sowohl vor als auch während des Spiels im Civitas Metropolitano, auch hier handelte es sich nicht nur um Einzeltäter, nicht nur um zwei oder drei rassistische Fans. Aber was die Staatsanwaltschaft nach diesem Derby tat beziehungsweise nicht tat, kann als weiterer Grund für die weiteren Eskalationen in den spanischen Stadien angesehen werden. Denn: Die Staatsanwaltschaft stellte die Untersuchungen lediglich ein mit der Begründung, dass die rassistischen Beleidigungen nur „einige Sekunden dauerten“ und im Hintergrund der „maximalen Rivalität“ geschahen. Heißt: Die spanische Justiz hat so einen kleinen Raum geschaffen, in dem Rassisten ihre Fantasien ausleben dürfen. Bis jetzt, jetzt wo der öffentliche Druck scheinbar doch zu groß geworden ist. Zumindest gibt es erste Konsequenzen, wobei beispielsweise auch schon auf Mallorca Fans identifiziert und bestraft wurden. Bleibt zu hoffen, dass das alles erst der Anfang ist und sich auch am System und Umgang mit Rassismus grundlegend etwas ändert. Oder wie Ancelotti sagte: „Hoffentlich können nach der FIFA auch der spanische Verband, die Liga und auch die Schiedsrichter sehr klar sein. (…) Es ist ein wichtiger Moment, um drastische Maßnahmen zu ergreifen. Die Institutionen haben eine Möglichkeit dazu – vor allem in diesem Moment, in dem das Thema heiß ist.“
Ob sich diese Hoffnung auf Änderungen bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Denn das, was Verband RFEF am Dienstagmittag bekannt gegeben hat waren: eine neue Kampagne gegen Rassismus mitsamt neuen Hashtags und neuen Logos…
https://twitter.com/rfef/status/1660960688779689987?t=SuQNjNhI2x_G5V5EDG2RHQ&s=19
Update: Am Dienstagabend gab es weitere Entwicklungen. So wurde nicht nur die Rote Karte von Vinícius aufgehoben, Verband RFEF gab auch Strafen für den FC Valencia bekannt. Demnach wird die Südtribüne im Mestalla für fünf Heimspiele gesperrt, zusätzlich muss der Verein 45.000 Euro als Strafe zahlen.
https://twitter.com/rfef/status/1661115057281835023?t=ZGx3EitXEkGZqB_QWq6l5Q&s=19
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