Reportage

Tchouaméni bei Real Madrid im Aufwind: Träum‘ weiter, FC Bayern

Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern München, wünscht sich für sein defensives Mittelfeld angeblich keinen so sehr wie Aurélien Tchouaméni. Dieser mögliche Transfer konkretisiert sich aber nicht. Stattdessen befindet sich der 23-jährige Franzose bei Real Madrid im Aufwind, ein Abgang ist quasi ausgeschlossen.

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Aurélien Tchouaméni Real Madrid FC Bayern
Tchouaméni wechselte im Juni 2022 von Monaco nach Madrid – Foto: Mark Felix/AFP via Getty Images

Tchouaméni kämpft sich bei Real Madrid zurück

DALLAS/MÜNCHEN. Am Ende war es in der Summe gerade mal eine Halbzeit samt geringer Nachspielzeit. Aurélien Tchouaméni blickt auf eine Premieren-Saison bei Real Madrid zurück, in der er in der K.o.-Phase der UEFA Champions League lediglich 47 Minuten lang aktiv mitwirkte – obwohl er nicht verletzt war. Enttäuschend für den 23 Jahre alten Franzosen, der nach seinem 80 Millionen Euro teuren Transfer im Juni 2022 dank des Abgangs von Casemiro in der Hinrunde noch eine Rolle als Stammspieler ausgefüllt hatte.

Eine Rolle, die er sich in diesen Tagen und Wochen allerdings Stück um Stück zurückerkämpft. Tchouaméni schöpfte in der Sommerpause neue Energie und Motivation, nachdem er im Anschluss an die Niederlage im Finale der Weltmeisterschaft gegen Argentinien körperlich wie mental ein Tief erlitten hatte. Carlo Ancelotti war nie darum verlegen, das öffentlich auch so auszusprechen, als er dessen Reservistendasein erklärte.

In der laufenden Vorbereitung auf die Saison 2023/24 weiß der Youngster seinen Trainer dafür wieder zu überzeugen. Während des Aufenthalts in Los Angeles arbeitete er sogar abseits des Team-Trainings privat noch ein wenig mit einem vertrauten Physiotherapeuten – osteopathisch. Spezielle Übungen also, die in Reals Einheiten nicht im Mittelpunkt stehen. „Wir arbeiten daran, das Gehirn neu zu programmieren und mit Gleichgewichtsübungen in einer instabilen Umgebung stabil zu bleiben. Die Idee besteht dabei darin, mehr Stabilität und Mobilität zu schaffen“, verriet Fabrice Gautier der Sportzeitung AS.

Tchouaméni hat in den beiden Spielhälften auf einem sehr hohen Level gespielt“, lobte „Carletto“ ihn derweil nach zwei 45-Minuten-Einsätzen in den Testspielen gegen Milan und Manchester United. Noch stärker als gegen die „Red Devils“ trat die Nummer 18 des weißen Balletts folglich gegen den FC Barcelona auf.

Gegen Barça der wohl beste Real-Profi

Bei der letztlich deutlichen 0:3-Niederlage erwies sich Tchouaméni als vermutlich bester Real-Profi. Auf der Sechser-Position im 4-1-2-1-2 überzeugte er mit seiner körperlichen Robustheit, er gewann 70 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte den Ball bei 57 Pässen zu 90 Prozent zu seinen Mitspielern. Beinahe hätte er sogar erstmals für Real getroffen. Ein wuchtiger Distanzschuss landete an der Latte, das Spielgerät erwischte Keeper Marc-André ter Stegen daraufhin am Hinterkopf und sprang folglich ins Toraus.

https://www.youtube.com/watch?v=-lD0-1HgmiI

Dennoch: Diese Entschlossenheit und Kraft im Abschluss, die zitternde Latte begleitet von einem Donnerschlag – es war wie so ein Sinnbild, dass Tchouaméni es diese Saison wissen will. Und das länger als eine Halbserie. Im zentral-defensiven Mittelfeld scheint der 25-malige Nationalspieler auch als erste Wahl in die neue Spielzeit zu gehen. Ancelottis Alternativen sind dort Toni Kroos und Eduardo Camavinga, die beide aber öfter auf den Halbpositionen im 4-1-2-1-2 oder 4-3-3 agieren dürften, wenn sie denn spielen – Kroos links, Camavinga auf beiden Seiten. „Die Position ist mit Tchouaméni, Toni Kroos und Camavinga gut besetzt“, so der Coach über die Absicherung vor der Vierer-Abwehrkette.

FC Bayern München bei Tchouaméni quasi chancenlos

In der Haut, in der Ancelotti mit seinem hochwertigen Mittelfeld steckt, würde ein gewisser Thomas Tuchel auch gerne stecken. Es heißt, der Trainer des FC Bayern München hätte als neuen Sechser ebenjenen Tchouaméni am liebsten in den eigenen Reihen. Declan Rice hat dem Bundesligisten abgesagt, dafür beim FC Arsenal unterschrieben. Bayerns Bemühungen auf der Position sind auch aufgrund der lange schon klaren Verpflichtung von Konrad Laimer inzwischen heruntergefahren, der Fokus liegt auf der Verstärkung der Angriffszentrale.

Mit dem Kopf bei Real Madrid

Tchouaméni, der Madrid sowieso nicht verlassen will, ist für die Münchner praktisch eine Utopie. Ohnehin, wenn es um keine Leihe, sondern einen festen Transfer geht. Ohnehin, wenn er sich bei den Königlichen wieder im Aufwind befindet. Real hat unterdessen genauso kein sportliches und ebenso kein finanzielles Interesse daran, Tchouaméni nach nur einem Jahr schon wieder abzugeben. Er ist nicht bloß eine Verpflichtung für die Gegenwart gewesen, sondern vor allem für die Zukunft. Angesichts des erhofften Werts auf sportlicher Ebene in der nächsten Dekade wäre eine Blitz-Trennung selbst bei einem Reinvestment der ausgegebenen 80 Millionen Euro am Ende womöglich eher ein Verlustgeschäft. In München träumen sie von Reals Abräumer. Prognose: Und nur das werden sie weiterhin tun können.

Mit dem Kopf ist der Staubsauger voll bei den Merengues. Tchouaméni bei Realmadrid TV: „Wir haben das beste Mittelfeld der Welt, eine unglaubliche Mannschaft. Ich bin mir sicher, dass wir eine unglaubliche Saison spielen werden. Ich selbst fühle mich im Team wohl.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Starker Artikel!
Ich meine, wenn Rice die 100 knackt hat und sie ihn sich nicht leisten konnten, was glauben die dann was hier möglich gewesen wäre....


Solche Charaktere brauchen wir und genau solche triumphieren am Ende! Man hat es letzte Saison gesehen und jetzt langsam wieder! Er ist so ein starker 6er, das ist nicht mehr feierlich! Wenn er sein Talent auf den Platz bringt und er mit dem Kopf bei der Sache bleibt, weiß ich nicht was dagegen spricht, das zu den besten DM-Spieler in unsere Historie gehören wird! Sicher gehört noch vieles dazu und die Legacy von Casi ist eine noch weit entfernt, aber diese Saison kann er schon mal den 1. Stein dafür legen!
 
Die können sich mal schön woanders bedienen!
Gefühlt bekamen sie in der Vergangenheit einige vermeintliche Top-Spieler geschenkt! Ich mein letztes Jahr 45 Mio. für Mane war schon wenig. Und damals unser geschenkter James. Wird Zeit, dass auch der FC Bayern mal die Realität erkennt. Tchouameni? Ihr spinnt wohl!
Und noch viel Spaß mit Levy. Unter 100 Mio. werden es wohl für den 30-jährigen Kane auch nicht werden!
 
Die knackige Überschrift ist passend gewählt und fasst alles prima zusammen! Sie sollten lieber bei ausgemusterten Stars wie z.B. Mane bleiben und nicht aufs oberste Regal schielen. Falls sich der alternde, überteuerte und wahrscheinlich höchst inkompatible Kane wirklich München antun möchte, dann würde er auch bestens unter diese Kategorie fallen;)
 
Für mich ist Tchou sowieso mit der am meisten unterschätzte Spieler real Madrids. Seine erste Saison hier war für mich eine richtig gute aber in vielen Kommentaren kommt er sehr schlecht weg und wird auch selten in mögliche (Wunsch-) Startaufstellungen geschrieben. Für mich unverständlich. Er war bis zur WM sehr gut. Hat eine tolle WM gespielt und sich danach verletzt. Von dieser Verletzungen hat er sich nicht direkt erholt und Carlo hat dann in den wichtigen Spielen wieder auf "seine Spieler" gesetzt. Dass er nach seiner Verletzung den Weg nicht mehr so richtig in die Stamm11 gefunden hat, werfe ich eher Carlo vor, als ihm selbst. Seine Leistungen zu Ende der Saison waren still und leise wieder sehr gut aber er konnte sie nur in eher unwichtigen Spielen zeigen.
Und ich sage nicht, dass er so gut ist wie Camavinga. Der Vergleich ist mMn auch unfair weil Camavinga einfach so verdammt gut in allem ist. Aber für mich bringt Tchou alles mit um auf der Solo 6 oder Doppel 6 gesetzt zu sein. In den Testspielen zeigt er auch wieder wie verdammt gut er ist.
Über Gerüchte zu anderen Vereinen hab ich von Anfang an gelacht. Die kommen immer wieder auf. Camavinga wurde auch zu Dortmund geschrieben. Valverde zu Liverpool...
 
Tchou stand doch nicht wirklich zur Disposition ,und vor allem bei den bayern? Die müssen bei KANE schon dicke backen machen und liegen angeblich noch immer 20 mio von der geforderten Ablöse entfernt.Denke das war nur wunschdenken eines Tuchel ,der selbst wissen wird,das er solche ausnahemtalente nie bei den bayern sehen wird.
 
Tchou stand doch nicht wirklich zur Disposition ,und vor allem bei den bayern? Die müssen bei KANE schon dicke backen machen und liegen angeblich noch immer 20 mio von der geforderten Ablöse entfernt.Denke das war nur wunschdenken eines Tuchel ,der selbst wissen wird,das er solche ausnahemtalente nie bei den bayern sehen wird.

sie haben Mane und Hernández verkauft und dazu Gehälter gespart Geld haben Sie ja und laut die Medien haben sich mit Tottenham auf eine Ablöse von 95 Millionen fest plus Bonus geeinigt
 
Bayern wird nun erstmal von Levy in Sachen Kane so richtig abgezockt - so wie er es seinerzeit mit uns und Bale gemacht hat - und danach wird in der Weisswurstmetropole mal wieder richtig gespart!
 

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