
Courtois verpasst mindestens Großteil der Saison
MADRID. Real Madrid bereitete sich am Donnerstag auf dem Trainingsgelände in Valdebebas gerade auf den LaLiga-Auftakt in Bilbao gegen den Athletic Club vor (Samstag, 21:30 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN), da passierte das Unglück: Thibaut Courtois sich zog einen Riss im vorderen Kreuzband des linken Knies zu. Der belgische Top-Torhüter soll unter Tränen vom Platz abtransportiert worden sein, die darauffolgende Untersuchung bestätigte den Schock, der einen Super-GAU für den spanischen Rekordmeister darstellt.
Denn Courtois fällt womöglich bis Mitte der Rückrunde aus, verpasst im schlimmsten Fall die gesamte nun unmittelbar bevorstehende Saison. Ein Unheil, das für Real Madrid schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Denn die Verantwortlichen müssen sich fortan mit der Frage auseinandersetzen, wie ihre Lösung auf der Torhüterposition aussieht. In der Rangfolge des aktuell bestehenden Kaders folgt Andriy Lunin. Doch ob der Ukrainer Courtois ersetzen wird?
Gegen Lunin spricht die mangelnde Erfahrung
Der 24-Jährige vertrat Real Madrids Stammkeeper schon das ein ums andere Mal. Allerdings stand der Backup-Schlussmann nie mehr als sechs Pflichtspiele am Stück zwischen den Pfosten der Königlichen. In LaLiga sammelte der 1,91 Meter große Torhüter erst 14 Einsätze, in der Copa del Rey bloß acht und in der Champions League nur zwei. In Lunin steckt zwar Potential, doch ihm bereits über einen längeren Zeitraum den Stammplatz im Tor der Blancos anzuvertrauen, ist nicht zuletzt ob seiner mangelnden Erfahrung ein Wagnis, das Real Madrid kaum eingehen wird.
So werden die Merengues Ausschau halten nach einem adäquaten Ersatz für Courtois, der aber nur so lange den Ersatz spielen soll, bis die eigentliche Nummer 1 wieder komplett fit ist. Courtois kann sich aufgrund seiner Verdienste der vollen Unterstützung und des Vertrauens der Verantwortlichen während seiner Rehabilitationsphase und darüber hinaus sicher sein. Einen temporären Vertreter, der im Anschluss eine Konkurrenzsituation entfacht, werden die Entscheider als Lösung kaum im Sinn haben.
De Gea könnte mit acht Jahren Verspätung kommen
Auf dem Transfermarkt sticht so vor allem ein Name ins Auge: David de Gea. Der 32-Jährige stand bereits 2015 vor einem Wechsel zu Real Madrid, ein Fax-Fauxpas verhinderte damals seinen Abgang von Manchester United. Letzterer ist dafür Ende Juni über die Bühne gegangen, de Geas Vertrag bei den „Red Devils“ lief nach zwölf Jahren aus. Der gebürtige Madrilene wäre nicht nur mit der spanischen Hauptstadt und der Landessprache bestens vertraut, hätte damit keine Akklimatisierungsprobleme, sondern bringt überdies reichlich Erfahrung mit.
De Gea stand für Manchester United in 415 Premier-League-Partien zwischen den Pfosten, dazu in 55 Champions-League-Spielen auf dem Platz. Bei Atlético Madrid brachte er es zudem auf 57 LaLiga-Einsätze. Und nicht zuletzt stand der 1,89 Meter große Keeper in 45 Länderspielen für Spanien auf dem Rasen. Zuletzt wurde bei ihm Saudi-Arabien als etwaige Destination gehandelt, doch möglicherweise spekuliert er noch auf einen Verbleib auf europäischem Top-Niveau – den ihm Real Madrid nun bieten könnte. Denkbar wäre ein Einjahresvertrag, wenngleich das Gehalt in königliche Sphären vordringen könnte; in Manchester soll de Gea zuletzt kolportiert etwa 20 Millionen Euro pro Jahr kassiert haben.
Navas und andere Keeper würden Ablöse kosten
Zumindest wäre de Gea eine naheliegende und mutmaßlich sinnvolle Option, könnte er Courtois wohl am ehesten adäquat ersetzen. Dafür wären Verhandlungen aufgrund seines Status als „Free Agents“ vermeintlich ohne große Hürden zu bewältigen. Komplizierter könnte sich die Konstellation bei anderen Kandidaten darstellen. Keylor Navas hat bei Paris Saint-Germain das Nachsehen gegenüber Gianluigi Donnarumma und hat daher schon die vergangene Rückrunde auf Leihbasis bei Nottingham Forest verbracht. Eine Rückkehr des Costa-Ricaners an alte Wirkungsstätte, wo er bereits von 2014 bis 2019 das Jersey Real Madrids trug, besäße zwar einen emotionalen Charakter, aber mit 36 Jahren stellt er nicht mehr den Jüngsten dar – und obendrein läuft sein Vertrag bei PSG noch ein Jahr, weshalb Verhandlungen inmitten des angespannten Verhältnisses beider Vereine vonnöten wären.
Fast acht Jahre jünger als Navas ist Kepa Arrizabalaga. In den Überlegungen Real Madrids könnte auch der 28-Jährige eine Rolle spielen. Doch wie konkret? Aktuellen Medienberichten zufolge zieht es den 13-fachen spanischen Nationaltorhüter eher vom FC Chelsea zum FC Bayern München. Der deutsche Rekordmeister soll eine Leihe inklusive anschließender Kaufoption forcieren. Und diese dürfte nicht niedrig ausfallen, denn die Londoner überwiesen 2018 stolze 80 Millionen Euro nach Bilbao – eine Weltrekord-Ablöse für einen Keeper, den sie jetzt nicht unter Wert veräußern wollen. In München soll er den rekonvaleszenten Manuel Neuer vertreten, nach Neuers Rückkehr ins zweite Glied rücken, potentiell und perspektivisch aber das Zeug zur langfristigen Nummer 1 mitbringen – denn Neuer ist immerhin schon 37. In Madrid ist die Lage eine andere, auch hinsichtlich der finanziellen Absichten in besagter Angelegenheit.
Andere Kandidaten wie FC Sevillas Yassine Bounou (32/Vertrag noch bis 2025), FC Valencias Giorgi Mamardashvili (22/Vertrag noch bis 2027), Ajax Amsterdams Gerónimo Rulli (31/Vertrag noch bis 2026) oder FC Portos Diogo Costa (23/Vertrag noch bis 2027) sind zwar als Courtois-Vertreter nicht auszuschließen, wirken aber aufgrund der Notwendigkeit einer Ablösezahlung in Relation zu der anschließenden Perspektive nach Courtois’ Comeback eher unwahrscheinlich. Bis zum 1. September um 20 Uhr hat Real Madrid jedenfalls Zeit, dann endet der Transfermarkt in Spanien.
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