Interview

„Fühlen uns etwas gehasst“: Rodrygo über Druck, Presse und Real Madrid

Nach inzwischen vier Jahren bei Real Madrid schildert Rodrygo Goes in einem Interview mit dem brasilianischen Medium GLOBOESPORTE einige seiner Erfahrungen als Königlicher. Vor Zinédine Zidane habe der 22-Jährige anfangs fast schon Angst gehabt, während er durchaus eine Debatte um Carlo Ancelotti und dessen Brasilien-Thema befürchtet, sollte es im Laufe der Saison Rückschläge geben.

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Rodrygo Real Madrid
Rodrygo gewann mit Real schon alle möglichen Titel – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

„Real Madrid? Das Dreifache des Erwarteten“

RODRYGO über…

…Real Madrid, wo er nun seit vier Jahren spielt: „Real Madrid ist sehr groß. Ich hatte viel erwartet, aber als ich kam, habe ich festgestellt, dass es das Dreifache davon war. Es ist etwas Außergewöhnliches, man muss einfach dort sein. Es war immer mein Traum und ich habe allen immer gesagt, dass ich eines Tages dort spielen werde. Real Madrid hat mir immer gefallen, auch ein wenig wegen Cristiano (Ronaldo). Als ich sechs Jahre alt war, war mein Vater auf Reisen und er hat mir ein Trikot von Real Madrid mitgebracht.“

…den Druck: „Die Presse übt einen großen Druck auf uns aus. Er ist sehr groß. Ich kann es nicht erklären. Ich habe das Gefühl, dass die Journalisten, die Real Madrid unterstützen, sehr hilfsbereit sind. Und die, die Real Madrid nicht unterstützen, prahlen die ganze Zeit und stellen sich Leuten in den Weg. Dann stellt sich ganz Spanien, ganz Europa gegen den Verein. Niemand wird immer gegen Atlético Madrid wettern, aber diejenigen, die Real nicht unterstützen, sind immer gegen Real. Wir fühlen uns etwas gehasst. Wir haben unsere Fans, aber für die anderen ist es nicht irgendein Verein, sondern ein verhasster.“

Rodrygo befürchtet Ancelotti-Aufruhr wegen Brasilien

…das Verhältnis zur Presse: „Es ist eine wirklich schwierige Beziehung: Viele Leute wollen immer alles haben und scheren sich überhaupt nicht darum, wer auf der anderen Seite steht, was er fühlt oder was er durchmacht. Ich glaube, das ist der Grund für den Konflikt. Hätten sie Einfühlungsvermögen und würden sie an ihren Gegenüber denken, könnte die Beziehung sehr gut sein. Andere gehen den umgekehrten Weg. Es gibt eine Menge guter Leute in der Presse. Was über mich gesagt wird, spielt für mich keine Rolle. Solange ich mit einem reinen Gewissen ins Bett gehe, ist das kein Problem. Kritik auf dem Platz ist normal, natürlich. Wenn ich gut spiele, wird man auch gut über mich reden.“

…Carlo Ancelotti und dessen erwartetes Trainer-Engagement bei der brasilianischen Nationalmannschaft ab Sommer 2024: „Ich glaube, Ancelotti selbst hat in Interviews gesagt, dass er nichts weiß. Die Leute verwechseln das so, als hätte er zugesagt, als hätte er es bestätigt, dabei war es nicht so. Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist, aber es könnte in der Hinsicht eine schwierige Saison werden. Wenn wir eine Partie verlieren, wird man sagen, dass der Trainer mit seinen Gedanken woanders ist. Wir wissen, dass es nicht so ist, aber das werden sie sagen.“

…Präsident Florentino Pérez: „Er hat viel Respekt vor uns, man spürt das an seiner Art und Weise, wie er spricht. Er war einer derjenigen, die mich am meisten überrascht haben – mit all der Macht, die er hat und angesichts der Art, mit der er jeden behandelt.“

Bei Real Madrid: Rodrygo „ängstlich“ gegenüber Zidane

…seine Anfangszeit in Madrid: „Ich war sehr nervös, als ich die Kerle gesehen habe, vor allem (Zinédine) Zidane. Als ich ihn gesehen habe, wurde ich sogar etwas ängstlich. Aber er war sehr nett und hat mich sehr gut behandelt. Marcelo und Casemiro waren da, das hat die Eingewöhnung in der Kabine einfacher gemacht, aber es gab Schwierigkeiten: wenig Spielpraxis, dann zur zweiten Mannschaft, dann wieder zurück. Ich erinnere mich daran, dass ich bei meinem Debüt ein Tor erzielt habe und dachte, dass ich im nächsten Spiel zumindest auf der Bank sitzen würde. Nichts. Ich ging zurück zur Castilla. Danach habe ich in der Champions League einen Dreierpack erzielt, ich dachte, ich würde nun immer spielen. In der nächsten Partie saß ich auf der Bank und kam nicht zum Einsatz.“

…seine einstige Wahl zwischen Real und dem FC Barcelona: „Mit Barcelona war praktisch alles beschlossen. Ich fragte meinen Vater: ‚Nichts von Real Madrid?‘ Es kamen Angebote von allen Klubs, aber nichts von Real. Also bat ich darum, bis zum Wochenende zu warten, weil wir ein Spiel gegen Vitória hatten. Ich schoss dann drei Tore, gab eine Vorlage, wir gewannen 5:2. Während des Spiels rief Real Madrid meinen Vater an. Sie fragten einfach, ob ich kommen möchte und mein Vater kannte meine Antwort schon. Am nächsten Tag ging mein Vater ging am Morgen, ohne etwas zu sagen. Am späten Nachmittag kam er nach Hause, ging an mir und meiner Mutter vorbei, sprach aber mit niemandem. Ich ging sofort in mein Zimmer und dort lagen ein Trikot von Real Madrid und ein Trikot von Barcelona. Er war bereits hingereist, um das Trainingsgelände von Barcelona zu besichtigen. Er nahm beide Trikots, warf sie mir zu und sagte: ‚Jetzt hast du die Wahl!‘ Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, es war Real Madrid.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Wie geil ist die Story mit dem Vater und den Trikots!
Hab echt Tränen in den Augen.
Toller, liebevoller Vater

Ich hätte meinen Sohn keine Wahl gelassen. Real Madrid oder Nichts und ich bin trotzdem ein sehr liebevoller Vater :-)
Außerdem sind alle in meiner Familie sehr einfühlsam und möchten meine Lebenszeit maximal in die Länge ziehen. Der FCB hätte dem ein Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich würde sagen, meine Sippe funktioniert !!!
 
"Wir fühlen uns etwas gehasst. Wir haben unsere Fans, aber für die anderen ist es nicht irgendein Verein, sondern ein verhasster.“

Dieser vermeintliche Hass entsteht aus Neid. Und Neid ist die höchste Form von Anerkennung. Also dürfen die uns gerne weiter hassen.
 

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