Vermischtes

Kameras in Kabine: Real boykottiert LaLiga und verzichtet auf Geld

Der Streit zwischen Real Madrid und Liga-Präsident Javier Tebas geht weiter. Denn der spanische Rekordmeister boykottiert die neuen Multimedia-Maßnahmen in LaLiga, darunter Kameras in den Kabinen, und verzichtet so auf Geld, wobei Real diesen Verlust durch eine andere Baustelle etwas ausgleichen kann. LaLiga auf der anderen Seite lässt aus ethischer Sicht noch mehr nach – auch durch eine neue Kooperation mit Saudi-Arabien.

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laliga tebas
Über LaLiga und Präsident Tebas (r.) lässt sich mal wieder streiten – Bilder: LaLiga, getty images

Viel Neues in LaLiga – Real als einziger dagegen

Zur neuen Saison 2023/24 ist in LaLiga einiges anders. Nicht nur gibt es einen neuen Namen – LaLiga EA Sports – und ein neues Logo, sondern auch drumherum hat sich viel getan. So sind beispielsweise Schiedsrichter angehalten, großzügigere Nachspielzeiten zu verhängen – im Falle vom 0:0 bei Getafe-Barça waren das insgesamt 26 Minuten – aber vor allem multimedial hat sich viel verändert.

Zwar möchte Liga-Verband LFP weiter kein Geld für die Goal-Line-Tecnology ausgeben und Verband RFEF verzichtet darauf, das Audiosignal der Schiedsrichter zu veröffentlichen, dafür setzt Liga-Präsident Javier Tebas mehr auf Spektakel für die Fans. So sorgten am 1. Spieltag bereits Trainer-Doppel-Interviews vor dem Anstoß für Furore, auch die Mikrofone während der Trinkpausen kamen eher positiv an. Über den Mehrwert von Spieler-Interviews kurz nach dem Halbzeitpfiff lässt sich dagegen streiten. Neu sind auch Kameras in den Kabinen der Mannschaften. Zwar hat LaLiga das mit positiven Bildern verkauft, so wurden unter anderem die Schlachtruf-Momente verbreitet oder auch Athletics gemeinsames „Vater unser“-Gebet, aber die Sache hat auch eine Kehrseite – nämlich Kameras in der Kabine, die nun alle privaten oder auch sonst nicht für die Öffentlichkeit gedachten Momente und Gespräche festhalten. Zumindest „mussten“ 19 Mannschaften dieses Big-Brother-Gefühl über sich ergehen lassen, denn nur ein Klub boykottiert den neuen Maßnahmenkatalog: Real Madrid.

Der spanische Rekordmeister beteiligt sich bewusst nicht an den neuen Ideen von Tebas und Co. und verzichtet dabei auch auf Mehreinnahmen. Wie die MARCA berichtet, wurden die 20 Teams vorab befragt: 17 Teams waren für die neuen Elemente, zwei enthielten sich, aber nur Real Madrid war dagegen. Und laut THE ATHLETIC handelt es sich dabei um rund 13 Millionen Euro, die nicht auf das königliche Konto wandern, wohl aber auf die der anderen Vereine. Aber das eben zu einem anderen Preis, so sorgte die Pressekonferenz von Athletic-Torwart Unai Simón für Aufsehen, der sich kritisch zu den Kameras in den Kabinen äußerte. Real Madrids Kontrahent im ersten Pflichtspiel sagte unter anderem: „Ich mag es nicht, fühle mich nicht wohl. Die Kabine ist etwas Privates, etwas nur für uns. Es ist unser heiliger Moment, und jemand stört das. Es geht dabei auch um unsere Konzentration.“ Auch Carlo Ancelotti befand auf seiner Pressekonferenz am Freitag: „Real Madrid hat da sein Recht und vor kurzem vom Gericht Recht bekommen. Für mich ist die Kabine heilig. Eine Kamera in der Kabine vor einem Spiel hat mich für keinen Sinn.“

LaLiga ist dieser Eingriff in die Privatsphäre offensichtlich egal, wobei Real Madrid bei diesem Boykott nicht nur die eigenen Spieler schützen will, sondern auch die eigene Reichweite. Mit den eigenen Medien – sowohl den Social-Media-Kanälen als auch Realmadrid TV – schottet sich der Verein seit Jahren mehr und mehr ab und gibt nur wenig nach außen ab, kann dadurch aber auch Exklusivbilder liefern, sei es vom Training oder gelegentlich auch mal aus der Kabine – wenn auch primär nach dem Abpfiff und nicht vor dem Anpfiff. LaLiga jedenfalls scheint mittlerweile nicht mehr mit anderen Top-Ligen zu konkurrieren, sondern eher nationalen Mitbewerbern, wie der von Gerard Piqué gegründeten King’s League. In diesem Spaß-Wettbewerb gehören derartige Bilder dazu, für Tebas offensichtlich auch zum Profifußball.

Berater-Streit: Real „gewinnt“ Geld vom Finanzamt

Die 13 Millionen Euro, die aus einem 130-Millionen-Pool stammen und auf Real einerseits verzichtet, aber wohl auch gerichtlich dagegen vorgehen will, haben Florentino Pérez und Co. angeblich aber auf einer anderen Seite mehr oder weniger wieder reingeholt. So gab es zuletzt Berichte, dass die Königlichen im Streit mit dem Finanzamt einen (kleinen) Sieg errungen haben. Dabei ging es um die Versteuerung und Absetzbarkeit der Zahlungen an Spielerberater, wozu Real Madrid 40 Millionen Euro zurück gefordert hat vom spanischen Fiskus. Zwar gestattete das Gericht bisher wohl nur zehn Millionen Euro zurück, aber da der Fall als Präzedenzfall gewertet werden könnte, dürfte hier noch mehr folgen. Finanziell angeschlagen sind die Merengues ohnehin nicht, wie der neueste Geschäftsbericht zeigt, entsprechend dürfte der Verzicht auf die 13 Millionen Euro von LaLiga nicht ins Kontor schlagen. Vielmehr gewinnt Real Madrid moralisch dazu, während andere Klubs verlieren und der moralische Ausverkauf in LaLiga weiter geht.

Ausverkauf in LaLiga geht weiter, auch moralisch

Und das nicht nur, weil etliche Stars die Liga verlassen haben (von Karim Benzema über Marco Asensio und Ousmane Dembélé bis Sergio Canales und Bono) oder weil die Liga den Spielern noch mehr Interviews und Kameras „aufzwängt“, sondern auch weil LaLiga seit Donnerstag einen neuen globalen Sponsor hat: Visit Saudi. Nachdem Tebas als einer der wenigen Funktionäre im Weltfußballer galt, der sich den Konstrukten von PSG, ManCity und Staaten wie Katar und Saudi-Arabien in den Weg stellte, nimmt der 61-Jährige nun das Geld aus dem Mittleren Osten – für das er RFEF-Kollegen Luis Rubiales und dessen Supercopa in Saudi-Arabien stets kritisierte – an und verkauft damit das, wofür er jahrelang stand. Mittlerweile scheint in LaLiga jedes Mittel recht zu sein…

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von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Kommentare
Genug mit dem Ausverkauf. Was wäre dann der nächste Schritt? Kameras in den Häusern der Spieler mit Live Stream?

Ist doch viel interessanter, dass man nicht weiß, was in der Kabine veranstaltet wird. Was in der Kabine passiert, sollte in der Kabine bleiben.
 
Ganz ohne moralische Keule oder gut gemeinten Rat. Das hat bei diesem Multimillionen € Deals eh keinen Sinn mehr zu diskutieren, aber in der Kabine hat keine Kamera was zu suchen.
Bin da wirklich erstaunt das einzig Real Madrid das boykottiert.

Wird mal wieder Zeit sich vor Perez und seiner Haltung zu verneigen. Es bedeutet, auch wenn es sich um nur vermeintliche 13 Millionen handelt, das man gewisse Dinge nicht zum Selbstzweck vermarktet und daher freue ich mich, das man hier diesen Ort für Spieler vor der Öffentlichkeit schützt. Die haben sich oft genug mit anderen Dingen im Kopf zu beschäftigen, als darauf zu achten, das nicht irgend eine Handlung oder ein Spruch danach durch die Medien zum Bumerang wird.


Visit Saudi…….. ernsthaft ?
 
ich frag mich ehrlich wie das überhaupt legal sein kann, wenn ich als spieler da nackt durch die kabine laufe weil ich gerade vom duschen oder so komme dann will ich echt nicht eine kamera auf mich gerichtet haben, oder wenn man mal in der kabine is nach einer anstregenden ersten hälfte und den frust ablassen will wird man ja auch ständig gefilmt und das kann dann einem nachträglich richtig blöd vor die füße fallen je nachdem was man da gesagt hat.

als spieler würde ich sofort gegen diesen quatsch klagen.

als fan ist es natürlich interessant mal hier und da interessante und andere perspektiven zu sehen, finde es aber trotzdem gut das real madrid sich da raushält und die privatspähre der spieler nicht verkauft.
 
Schade ich hatte mich eigentlich schon darauf gefreut, aber ich kann auch verstehen, dass man den Spielern da Privatsphäre gönnen möchte.

Gesendet von meinem SM-S901B mit Tapatalk
 
Jetzt macht hier doch nicht so einen Aufstand. Die Klubs wurden ja gefragt. Real ist dagegen und deswegen wird das bei uns auch kein Thema sein. Wo liegt das Problem? So lächerlich ich Tebas auch finde, aber die Idee hierhinter ist ja, dass man als Fan so näheren Einblick auf seinen Verein hat. Und nein, die Absicht ist es sicherlich nicht, die Spieler zu filmen, die nackt auf dem Weg in die Dusche sind bzw. da rauskommen.

Das einzige was hier lächerlich ist, ist dass die Spieler, um deren Privathsphäre es ja im Endeffekt geht, hier scheinbar überhaupt keine Mitspracherecht haben bezüglich der Zustimmung. Heisst, der Verein ist dafür und die Spieler haben das zu akzeptieren. Die Vereine hätten sich also definitiv zuerst mit ihren Spielern einigen müssen. Aber das ist nicht Tebas' Problem.

Was ich äusserst bedenklich finde ist, dass es in der spanischen Liga auch weiterhin nicht die Goal-Line-Technologie geben wird. In unserem modernen Fussball heutzutage ist das einfach lächerlich!
 
19 Vereine haben dieser Seifenoper zugestimmt? Was ist nur los mit dieser Liga. Externe, vereinsfremde Kameras haben in der Umkleidekabine nichts zu suchen. Dafür lobt man sich in Deutschland den Datenschutz. Das wäre hier eine Absurdität - hoffentlich. Mich würde mal interessieren, wer die Rechte am Bildmaterial hat. Die Spieler, der Verein oder der Verbund? Letzteres wäre frech.

Allerdings glaube ich durchaus, dass diese Art von Marketing einen Effekt haben könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt macht hier doch nicht so einen Aufstand. Die Klubs wurden ja gefragt. Real ist dagegen und deswegen wird das bei uns auch kein Thema sein. Wo liegt das Problem? So lächerlich ich Tebas auch finde, aber die Idee hierhinter ist ja, dass man als Fan so näheren Einblick auf seinen Verein hat. Und nein, die Absicht ist es sicherlich nicht, die Spieler zu filmen, die nackt auf dem Weg in die Dusche sind bzw. da rauskommen.

Das einzige was hier lächerlich ist, ist dass die Spieler, um deren Privathsphäre es ja im Endeffekt geht, hier scheinbar überhaupt keine Mitspracherecht haben bezüglich der Zustimmung. Heisst, der Verein ist dafür und die Spieler haben das zu akzeptieren. Die Vereine hätten sich also definitiv zuerst mit ihren Spielern einigen müssen. Aber das ist nicht Tebas' Problem.

Was ich äusserst bedenklich finde ist, dass es in der spanischen Liga auch weiterhin nicht die Goal-Line-Technologie geben wird. In unserem modernen Fussball heutzutage ist das einfach lächerlich!

also im zeitalter von tiktok und co würde ich mich als spieler schon unwohlfühlen, irgendjemand sitzt halt hinter den kameras und wertet die bilder aus und schickt die dann weiter, wer garantiert das da nicht ein mitarbeiter is der dinge aufnimmt oder fotografiert die privat bleiben sollten? Wenn es einen nicht betrifft ist es natürlich leicht zu sagen is halb so schlimm, würde mich mal sehr interessieren ob so eine geniale idee auch beim frauenfußball so stillschweigend angenommen werden würde? Kamera in der umkleide is für mich einfach ein no go, würde mich da als spieler verweigern.

das is für mich wieder der nächste schritt der zeigt das fußballer nur noch als gegenstände behandelt werden und man sie maximal auspressen will.
 
Jetzt macht hier doch nicht so einen Aufstand. Die Klubs wurden ja gefragt. Real ist dagegen und deswegen wird das bei uns auch kein Thema sein. Wo liegt das Problem? So lächerlich ich Tebas auch finde, aber die Idee hierhinter ist ja, dass man als Fan so näheren Einblick auf seinen Verein hat. Und nein, die Absicht ist es sicherlich nicht, die Spieler zu filmen, die nackt auf dem Weg in die Dusche sind bzw. da rauskommen.

Das einzige was hier lächerlich ist, ist dass die Spieler, um deren Privathsphäre es ja im Endeffekt geht, hier scheinbar überhaupt keine Mitspracherecht haben bezüglich der Zustimmung. Heisst, der Verein ist dafür und die Spieler haben das zu akzeptieren. Die Vereine hätten sich also definitiv zuerst mit ihren Spielern einigen müssen. Aber das ist nicht Tebas' Problem.

Was ich äusserst bedenklich finde ist, dass es in der spanischen Liga auch weiterhin nicht die Goal-Line-Technologie geben wird. In unserem modernen Fussball heutzutage ist das einfach lächerlich!

also im zeitalter von tiktok und co würde ich mich als spieler schon unwohlfühlen, irgendjemand sitzt halt hinter den kameras und wertet die bilder aus und schickt die dann weiter, wer garantiert das da nicht ein mitarbeiter is der dinge aufnimmt oder fotografiert die privat bleiben sollten? Wenn es einen nicht betrifft ist es natürlich leicht zu sagen is halb so schlimm, würde mich mal sehr interessieren ob so eine geniale idee auch beim frauenfußball so stillschweigend angenommen werden würde? Kamera in der umkleide is für mich einfach ein no go, würde mich da als spieler verweigern.

das is für mich wieder der nächste schritt der zeigt das fußballer nur noch als gegenstände behandelt werden und man sie maximal auspressen will.

Ich stimme dir zu, aber du vergisst, dass das nicht Tebas' Problem ist. Da sind die Klubs schuld, die das vorher nicht mit ihren Spielern absprechen. Sind die Spieler dafür, sehe ich hier kein Problem. Aber das ist nicht der Fall und somit geht das natürlich gar nicht. Aber wie gesagt, Tebas' kann hier nicht angemacht werden. Er hatte die Idee und das sicherlich mit einer guten Absicht, schliesslich zahlt man den Vereinen ja um die 13 Mio bei Zustimmung. Wenn die Vereine zustimmen, kann Tebas' nichts dafür. Ob aber diese Vereine das mit ihren Spielern abgesprochen haben, kann Tebas' zu Recht egal sein.

Man muss sagen, dass Real Madrid sich hier wieder mal als einziger Verein korrekt verhalten hat und das ihren Spielern nicht antun will. Die anderen haben das schnelle Geld angenommen und was ihre eigenen Spieler dazu sagen, war ihnen scheinbar ziemlich egal.
 

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