
Viel Neues in LaLiga – Real als einziger dagegen
Zur neuen Saison 2023/24 ist in LaLiga einiges anders. Nicht nur gibt es einen neuen Namen – LaLiga EA Sports – und ein neues Logo, sondern auch drumherum hat sich viel getan. So sind beispielsweise Schiedsrichter angehalten, großzügigere Nachspielzeiten zu verhängen – im Falle vom 0:0 bei Getafe-Barça waren das insgesamt 26 Minuten – aber vor allem multimedial hat sich viel verändert.
Zwar möchte Liga-Verband LFP weiter kein Geld für die Goal-Line-Tecnology ausgeben und Verband RFEF verzichtet darauf, das Audiosignal der Schiedsrichter zu veröffentlichen, dafür setzt Liga-Präsident Javier Tebas mehr auf Spektakel für die Fans. So sorgten am 1. Spieltag bereits Trainer-Doppel-Interviews vor dem Anstoß für Furore, auch die Mikrofone während der Trinkpausen kamen eher positiv an. Über den Mehrwert von Spieler-Interviews kurz nach dem Halbzeitpfiff lässt sich dagegen streiten. Neu sind auch Kameras in den Kabinen der Mannschaften. Zwar hat LaLiga das mit positiven Bildern verkauft, so wurden unter anderem die Schlachtruf-Momente verbreitet oder auch Athletics gemeinsames „Vater unser“-Gebet, aber die Sache hat auch eine Kehrseite – nämlich Kameras in der Kabine, die nun alle privaten oder auch sonst nicht für die Öffentlichkeit gedachten Momente und Gespräche festhalten. Zumindest „mussten“ 19 Mannschaften dieses Big-Brother-Gefühl über sich ergehen lassen, denn nur ein Klub boykottiert den neuen Maßnahmenkatalog: Real Madrid.
La oración y la arenga en el vestuario del Athletic.#LALIGAEASPORTS #LaCasaDelFútbol pic.twitter.com/VrcZO0MENG
— Fútbol en Movistar Plus+ (@MovistarFutbol) August 12, 2023
Der spanische Rekordmeister beteiligt sich bewusst nicht an den neuen Ideen von Tebas und Co. und verzichtet dabei auch auf Mehreinnahmen. Wie die MARCA berichtet, wurden die 20 Teams vorab befragt: 17 Teams waren für die neuen Elemente, zwei enthielten sich, aber nur Real Madrid war dagegen. Und laut THE ATHLETIC handelt es sich dabei um rund 13 Millionen Euro, die nicht auf das königliche Konto wandern, wohl aber auf die der anderen Vereine. Aber das eben zu einem anderen Preis, so sorgte die Pressekonferenz von Athletic-Torwart Unai Simón für Aufsehen, der sich kritisch zu den Kameras in den Kabinen äußerte. Real Madrids Kontrahent im ersten Pflichtspiel sagte unter anderem: „Ich mag es nicht, fühle mich nicht wohl. Die Kabine ist etwas Privates, etwas nur für uns. Es ist unser heiliger Moment, und jemand stört das. Es geht dabei auch um unsere Konzentration.“ Auch Carlo Ancelotti befand auf seiner Pressekonferenz am Freitag: „Real Madrid hat da sein Recht und vor kurzem vom Gericht Recht bekommen. Für mich ist die Kabine heilig. Eine Kamera in der Kabine vor einem Spiel hat mich für keinen Sinn.“
LaLiga ist dieser Eingriff in die Privatsphäre offensichtlich egal, wobei Real Madrid bei diesem Boykott nicht nur die eigenen Spieler schützen will, sondern auch die eigene Reichweite. Mit den eigenen Medien – sowohl den Social-Media-Kanälen als auch Realmadrid TV – schottet sich der Verein seit Jahren mehr und mehr ab und gibt nur wenig nach außen ab, kann dadurch aber auch Exklusivbilder liefern, sei es vom Training oder gelegentlich auch mal aus der Kabine – wenn auch primär nach dem Abpfiff und nicht vor dem Anpfiff. LaLiga jedenfalls scheint mittlerweile nicht mehr mit anderen Top-Ligen zu konkurrieren, sondern eher nationalen Mitbewerbern, wie der von Gerard Piqué gegründeten King’s League. In diesem Spaß-Wettbewerb gehören derartige Bilder dazu, für Tebas offensichtlich auch zum Profifußball.
Berater-Streit: Real „gewinnt“ Geld vom Finanzamt
Die 13 Millionen Euro, die aus einem 130-Millionen-Pool stammen und auf Real einerseits verzichtet, aber wohl auch gerichtlich dagegen vorgehen will, haben Florentino Pérez und Co. angeblich aber auf einer anderen Seite mehr oder weniger wieder reingeholt. So gab es zuletzt Berichte, dass die Königlichen im Streit mit dem Finanzamt einen (kleinen) Sieg errungen haben. Dabei ging es um die Versteuerung und Absetzbarkeit der Zahlungen an Spielerberater, wozu Real Madrid 40 Millionen Euro zurück gefordert hat vom spanischen Fiskus. Zwar gestattete das Gericht bisher wohl nur zehn Millionen Euro zurück, aber da der Fall als Präzedenzfall gewertet werden könnte, dürfte hier noch mehr folgen. Finanziell angeschlagen sind die Merengues ohnehin nicht, wie der neueste Geschäftsbericht zeigt, entsprechend dürfte der Verzicht auf die 13 Millionen Euro von LaLiga nicht ins Kontor schlagen. Vielmehr gewinnt Real Madrid moralisch dazu, während andere Klubs verlieren und der moralische Ausverkauf in LaLiga weiter geht.
Ausverkauf in LaLiga geht weiter, auch moralisch
Und das nicht nur, weil etliche Stars die Liga verlassen haben (von Karim Benzema über Marco Asensio und Ousmane Dembélé bis Sergio Canales und Bono) oder weil die Liga den Spielern noch mehr Interviews und Kameras „aufzwängt“, sondern auch weil LaLiga seit Donnerstag einen neuen globalen Sponsor hat: Visit Saudi. Nachdem Tebas als einer der wenigen Funktionäre im Weltfußballer galt, der sich den Konstrukten von PSG, ManCity und Staaten wie Katar und Saudi-Arabien in den Weg stellte, nimmt der 61-Jährige nun das Geld aus dem Mittleren Osten – für das er RFEF-Kollegen Luis Rubiales und dessen Supercopa in Saudi-Arabien stets kritisierte – an und verkauft damit das, wofür er jahrelang stand. Mittlerweile scheint in LaLiga jedes Mittel recht zu sein…
????????????l Visit Saudi becomes new global sponsor of LALIGA.
Strategic agreement to bring LALIGA closer to Saudi Arabia through:
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— LALIGA Corporativo (@LaLigaCorp) August 17, 2023
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