Analyse

Gamechanger Toni Kroos und Faktor Bernabéu: Vier Erkenntnisse zum 4. Spieltag

Der Faktor Estadio Santiago Bernabéu machte sich zum Heimdebüt gleich bemerkbar und könnte für den weiteren Verlauf von wichtiger Bedeutung sein, ebenso wie Toni Kroos. Der Deutsche wurde gegen Getafe zum Gamechanger. Vier Erkenntnisse zum 4. Spieltag.

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Vier Erkenntnisse
Nicht nur Toni Kroos, sondern auch das Bernabéu waren entscheidend an der Remontada gegen Getafe – Foto: imago

Neue Stimmung im Estadio Santiago Bernabéu

Das Estadio Santiago Bernabéu könnte für Real Madrid ein wichtiger Vorteil im Kampf um die Meisterschaft werden. Bereits beim ersten Heimspiel der Saison war der Faktor Bernabéu ein entscheidender und könnte es auch im weiteren Verlauf der Saison werden. Vor allem da der große Konkurrent FC Barcelona nicht im Camp Nou seine Heimspiele bestreitet, sondern im Olympiastadion und damit den „Heimvorteil“ etwas verliert. Wie wichtig das Bernabéu mit den Fans im Rücken ist, stellt auch Joselu, der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1 heraus: „Es ist beeindruckend. Leer ist es unglaublich, mit Fans aber noch viel mehr. Das ist der zwölfte Mann für Aufholjagden wie heute. Es ist das beste Stadion der Welt und die besten Fans der Welt sind es auch. Sie treiben uns jede Minute an.“
Auch Brahim Diáz stellt klar, dass die Fans einen entscheidenden Anteil an der Aufholjagd gegen den FC Getafe hatten: „Ich konnte es mir nicht vorstellen, du spürst es sogar wenn du spielst, auch wenn du das Publikum nicht wahrnimmst. Es treibt dich an, dieses Tor zu erzielen. Es ist der Wahnsinn. Das ist nicht nur ein Stadion, das ist ein Museum.“ Im südlichen Unterrang waren zudem die “Grada Fans” zurückgekehrt und aufgrund Regens war erstmals das Dach geschlossen, sodass das Stadion noch atmosphärischer wirkte und einen höheren Grundpegel hatte. So haben die Blancos durchaus einen Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz im Kampf um den spanischen Meistertitel.

Joselu mehr als nur eine Backup-Option

Der ehemalige Castilla-Spieler Joselu sollte nach einer für ihn persönlich erfolgreichen Saison bei Espanyol mit 16 LaLiga-Treffern als Backup für Karim Benzema agieren. Doch der Franzose entschied sich für einen Abgang aus Madrid und die Blancos versuchten das mit einer Systemumstellung aufzufangen. Im neuen 4-1-2-1-2 System sollten die Brasilianer Rodrygo Goes und Vinícius Junior als Stürmer agieren, aber spätestens nach der Verletzung von Vinícius und der verpassten Möglichkeit auf dem Transfermarkt nachzulegen, wurde deutlich, dass Neuzugang Joselu eine größere Rolle zugetraut wird. Der 33-Jährige besitzt ein anderes Profil als Benzema oder die beiden Brasilianer, jedoch fehlte dieses in den vergangenen Jahren vor allem in knappen Spielen häufig: Joselu ist ein reiner Mittelstürmer, mit seinen 1,91 Meter strahlt der Spanier vor allem im gegnerischen Strafraum Gefahr aus und ist als Zielspieler für Flanken wie gemacht. Diese Stärke der Nummer 14 wollten die Blancos auch gegen den FC Getafe nutzen und schlugen 28 Flanken in den Strafraum des Vorstadtklubs und damit die meisten in den ersten vier Spielen. Der vierfache Nationalspieler bewies auch den richtigen Riecher vor dem Tor, als er sich nach einer Hereingabe von Luka Modrić absetzte und instinktiv wusste, wo die Djené-Abwehraktion landet und zum Ausgleichstreffer einschob.

Anpassungsprobleme bei Fran García

Im Gegensatz zu Joselu, der sich mit einer Vorlage und einem Treffer in den letzten zwei Ligaspielen perfekt anpasste, scheint es als hätte der jüngere Fran García Probleme sich an den größten Klub der Welt und an das Spielsystem anzupassen. García ist als Linksverteidiger in den ersten vier Spielen gesetzt, jedoch konnte er seinen Offensivdrang den er bei Rayo Vallecano zeigte, bisher noch nicht ins Bernabéu übertragen, wie auch die REAL TOTAL-Noten aus den ersten vier Spielen zeigen (Noten: 4; 3; 3,5; 5). Vor allem in der Defensivbewegung besitzt der 24-Jährige noch Verbesserungspotential, die auch auf das neue System und die damit hochstehenden Verteidiger zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu Dani Carvajal ist es García noch nicht gelungen die mit dem neuen System entstanden Lücken hinter den Außenverteidigern zu schließen den richtigen Mix aus Offensive und Defensive zu finden. Dazu wurde gegen Getafe eine seiner technischen Schwächen, die in der Frühphase der Saison schon öfter zu sehen waren, durch das Gegentor von Borja Mayoral bestraft. Jedoch darf man bei dem ehemaligen Rayo-Spieler nicht vergessen, dass er noch keine Erfahrung bei einem Top-Klub gesammelt hat und die Anpassung aufgrund einiger Nervositäten daher etwas länger dauern kann.

Toni Kroos immer noch spielentscheidend

In den ersten vier Spieltage steht im Mittelfeld Real Madrids vor allem der Generationswechsel im Fokus. Aurélien Tchouaméni, Eduardo Camavinga und Federico Valverde scheinen den Altstars Toni Kroos und Luka Modrić den Rang abgelaufen zu haben, jedoch zeigen die zwei Weltklassemittelfeldspieler im Heimspiel am Samstag, dass sie in der aktuellen Saison noch von enormer Bedeutung sein können. Der 37-jährige Kroate war der Vorbereiter zum Ausgleichstreffer und spielte zwei Key-Pässe, während Toni Kroos die ganze Statik im Spiel der Königlichen nach seiner Einwechslung veränderte. In der ersten Halbzeit spielte das gesamte Team sieben Key-Pässe, diese Zahl egalisierte der 33-Jährige in seinen 45 Minuten. Dieser Qualität, die der Greifswalder besitzt, ist sich auch Carlo Ancelotti bewusst: “Kroos musste ins Spiel kommen und es war offensichtlich, dass er mehr Qualität ins Spiel bringen würde, dass durch ihn mehr Pässe in die Tiefe entstehen.” Ein Toni Kroos in dieser Form ist auch für diese Mannschaft von enormer Bedeutung und vor allem in Spielen gegen passiv spielende Gegner mit tiefen Blöcken ein Schlüssel für das Kreieren von Chancen. Auch wenn der Deutsche nicht mehr den Status des unverzichtbaren Stammspielers besitzt, wird er in dieser Saison einer der entscheidenden Spieler sein, wie im Spiel gegen den FC Getafe.  

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Kommentare
Kroos ist immer extrem motiviert und spielt dann krass wenn er zuvor nicht in der Startelf stand, aber sobald er wieder seinen sicheren Platz hat, lässt die Explosivität wahrscheinlich nach. So war es zumindest letztes Jahr im Champions League Rückspiel gegen City. Er war nicht allein verantwortlich für die schwache Leistung des Teams. Ancelotti hätte die IV nicht verändern dürfen etc., aber dieser Eindruck bestätigt sich bei mir mit Kroos und ich hoffe, er verspürt diese Saison einen neuen Reiz, der viel länger andauert. Weil gegen City im Hinspiel hat er gezeigt, dass er Zweikämpfe durchaus auch führen kann und nicht nur ein Pressing antäuscht und dann wars das. Auch im Spiel gegen Getafe hat er gezeigt, dass er sogar ein besserer Xabi Alonso sein könnte. Sogar fast ein Özil.

Er hat ein super Alter und könnte bei entsprechender Motivation uns noch zwei Jahre auf top Niveau ohne Leistungseinbruch bespaßen und das sollte er für sich selbst und seiner Reputation auf jeden Fall auch tun. Aber dann muss er aufhören sich auf andere auf dem Platz zu verlassen und sich auf Stabilität und Passquoten zu fokussieren. Ich wette mit euch, er hatte im letzten Spiel vergleichsweise zu sonst eine schlechtere Passquote. Aber das ist scheißegal, weil er dem Spiel durch seine gefährlichen Pässe und das schnelle Spiel einen viel größeren Mehrwert gegeben hat als er es sonst tut. Vor allem weil er aus der Tiefe kommt und das unglaublich schlecht zu verteidigen ist für die Gegner. Tut er das häufiger, muss der Gegner noch höher verteidigen, damit Kroos weniger Raum hat und dann kann Das Kombinationsspiel losgehen, weil der Zwischenraum zwischen Angriff und Mittelfeld größer wird.

Daher würde ich mir wünschen, dass Kroos viel offensiver auftritt und sich beim Absichern auf Tchouameni und für den Aufbau auch etwas mehr auf Alaba verlässt, um bei Gegnern, die im Block verteidigen noch mehr Vertikalität reinzubringen. Er muss seinen ganzen Spirit in die letzten Jahre seiner Karriere investieren, dann bekommt er auch endlich die Anerkennung, die er längst verdient hat.

die Sicherheit tut einem manchmal unheimlich gut. Die Mitspieler profitieren beim Pressing enorm von einem ruhigen Kroos. Aber das ist eben nicht die Situation, mit der wir in der Liga zu 70% konfrontiert sind. Wir brauchen keinen ruhigen Kroos, wir brauchen den Mike Tyson Kroos.
 
War das Stadion ausverkauft? Tickets waren keine mehr verfügbar kurz vor Spielbeginn. Jedoch habe ich die offiziellen Zahlen verpasst und irgendwo gelesen, dass nur etwas über 66‘000 im Stadion waren? Es hat aber eigentlich ziemlich voll ausgesehen.
 
3/4 Punkte bin ich d'accord aber die Sache mit Joselu sehe ich komplett anders. Das Spiel gestern hat nochmals eindrücklich gezeigt, dass Joselu eben nicht mehr ist als ein Back-Up 9er. Er verwaltet keine Bälle, schafft keine Räume, macht nichts Unvorhersehbares, ist damit allgemein leicht auszurechnen und gegen Top Innenverteidiger wird das dann auch trotz seiner imposanten Physis bei weitem nicht ausreichen. Kurz gesagt: ein Haaland für Arme! Wäre er ein Knipser vor dem Herrn wäre das wohl nochmal eine andere Sache aber wie man gestern gesehen hat ist er das auch nicht. Ich bleibe dabei: Joselu wäre der richtige Transfer gewesen um einen bereits gut besetzten Sturm nochmal zu komplettieren. Ein gut besetzter Sturm wäre für mich aber Vini-Mbappé-Rodrygo + 2 Back-Up Flügelstürmer + Joselu
 
Zuletzt bearbeitet:
Real Madrid ist selbst Schuld bei Fran Garcia. Man hätte ihn schon direkt letztes Jahr zum Winter zurückholen können und sehen können ob es für Real reicht, bzw. hätte er sich schon einspielen können und wäre jetzt eingespielt. Aber man ist ja immer und überall viel zu nett, weil man es sich mit niemandem verscherzen will. Barca hätte ihn direkt zurückgeholt.
Jetzt muss man hoffen, dass er sich von Spiel zu Spiel bessert. Im schlimmsten Fall hat er einfach nicht das Niveau und dann steht man auf der LV Position wieder vor einem Scherbenhaufen.
 
Am schlimmsten letztes Jahr gegen City fand ich Vinícius. Ein Sprint gegen Walker verloren und kein Bock mehr gehabt, abgewunken und nur noch lamentiert. Von Vini erwarte ich da langsam mehr, dass er seine Einstellung mal ändert und erwachsen wird. Aber wir werden sehen...er passt null ins neue System. Könnte ein schlimmes Jahr werden für ihn. Er muss charakterlich und spielerisch wachsen oder man ändert endlich wieder das System.

Kroos ist immer extrem motiviert und spielt dann krass wenn er zuvor nicht in der Startelf stand, aber sobald er wieder seinen sicheren Platz hat, lässt die Explosivität wahrscheinlich nach. So war es zumindest letztes Jahr im Champions League Rückspiel gegen City. Er war nicht allein verantwortlich für die schwache Leistung des Teams. Ancelotti hätte die IV nicht verändern dürfen etc., aber dieser Eindruck bestätigt sich bei mir mit Kroos und ich hoffe, er verspürt diese Saison einen neuen Reiz, der viel länger andauert. Weil gegen City im Hinspiel hat er gezeigt, dass er Zweikämpfe durchaus auch führen kann und nicht nur ein Pressing antäuscht und dann wars das. Auch im Spiel gegen Getafe hat er gezeigt, dass er sogar ein besserer Xabi Alonso sein könnte. Sogar fast ein Özil.

Er hat ein super Alter und könnte bei entsprechender Motivation uns noch zwei Jahre auf top Niveau ohne Leistungseinbruch bespaßen und das sollte er für sich selbst und seiner Reputation auf jeden Fall auch tun. Aber dann muss er aufhören sich auf andere auf dem Platz zu verlassen und sich auf Stabilität und Passquoten zu fokussieren. Ich wette mit euch, er hatte im letzten Spiel vergleichsweise zu sonst eine schlechtere Passquote. Aber das ist scheißegal, weil er dem Spiel durch seine gefährlichen Pässe und das schnelle Spiel einen viel größeren Mehrwert gegeben hat als er es sonst tut. Vor allem weil er aus der Tiefe kommt und das unglaublich schlecht zu verteidigen ist für die Gegner. Tut er das häufiger, muss der Gegner noch höher verteidigen, damit Kroos weniger Raum hat und dann kann Das Kombinationsspiel losgehen, weil der Zwischenraum zwischen Angriff und Mittelfeld größer wird.

Daher würde ich mir wünschen, dass Kroos viel offensiver auftritt und sich beim Absichern auf Tchouameni und für den Aufbau auch etwas mehr auf Alaba verlässt, um bei Gegnern, die im Block verteidigen noch mehr Vertikalität reinzubringen. Er muss seinen ganzen Spirit in die letzten Jahre seiner Karriere investieren, dann bekommt er auch endlich die Anerkennung, die er längst verdient hat.

die Sicherheit tut einem manchmal unheimlich gut. Die Mitspieler profitieren beim Pressing enorm von einem ruhigen Kroos. Aber das ist eben nicht die Situation, mit der wir in der Liga zu 70% konfrontiert sind. Wir brauchen keinen ruhigen Kroos, wir brauchen den Mike Tyson Kroos.
 
Also sehe ich grundsätzlich ähnlich nur das Joselu sehe ich nicht als Heilsbringer. Als Ersatz super aber nicht als Stammspieler. Ist bei ihm einfach dem Umstand an mangelnden Alternativen zu begründen.

Fran braucht mehr Zeit aber zu den top Spielen hin muss er sich steigern dann endet auch die Schonfrist
 

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