Alle Spiele gratis?
„Vereine haben nun das Recht frische Ideen und Vorschläge zu besprechen, ohne Angst vor Sanktionen“, beginnt Bernd Reichart seine Rede. Eine dieser „frischen Ideen“ ist es, die Spiele gratis auf der Plattform Unify anzubieten. Genauer geht der Projektleiter der Super League zwar nicht auf diesen Vorschlag ein, geschweigedenn wie lange dieses Angebot beibehalten werden soll, aber mittlerweile sind weitere Details rund um eine mögliche, zukünftige Super League bekannt.
Our CEO Bernd Reichart explains why this is a historic day for football and how we can create an exciting future for #EuropeanClubFootball.#BetterForFootball pic.twitter.com/SEv59BaPAM
— A22 Sports (@A22Sports) December 21, 2023
Kritikpunkte: Mehr Spiele als CL-Reform? Nur halbe Offenheit?
So würden 64 Vereine daran teilnehmen (zusätzlich würde es auch eine Frauen-Super-League mit 32 Teams geben), aufgeteilt auf drei Ligen. Star League, Gold League und Blue League. In Star und Gold kämen jeweils 16 Teams, aufgeteilt auf je zwei Achter-Gruppen. In der Blue League wären es 32 Teams mit dann vier Achter-Gruppen. Bedeutet schonmal: 14 garantierte Gruppenspiele. Diese Spiele würden nur unter der Woche ausgetragen werden von September bis April, die Ligen in ihrem Kalender also nicht beschneiden. Danach käme es noch zu einer K.o.-Phase ab Viertelfinale. Würde bedeuten: Wer ins Finale einzieht, muss 19 Spiele absolvieren. Zum Vergleich: im aktuellen Champions-League-Format sind es nur 13 Spiele, in der CL-Reform ab 2024 wären es 15 oder 17, falls ein Klub nach der Gruppenphase in die Playoffs muss. Weniger Spiele bietet die Super League also schonmal nicht. Der Grundsatz lautet eher: Mehr Top-Spiele statt pauschal mehr Spiele, so nehmen im neuen CL-Modus 72 Teams teil, bei der SL wären es „nur“ 64.
Wie „offen“ das Format sein soll, ist auch noch nicht ganz klar. Denn bisher ist lediglich die Rede von pro Liga zwei Auf- und Absteigern. Zwar kann man sich hocharbeiten von der Blue in die Star League, aber fraglich ist, wo beispielsweise Napoli als letztjähriger italienischer Meister platziert worden wäre. Oder sollte der FC Girona die Meisterschaft gewinnen – vermutlich würden die Katalanen dann nur in der Blue League beginnen (zumal bei Girona eh noch das Thema Multi-Club-Ownership dazu käme). Zwar redet Reichart weiter von „keinen ständigen Mitgliedern“ und auch auf der Website ist die Rede von einer „Teilnahme auf der Grundlage sportlicher Leistungen“. Aber dass tatsächlich die jährlichen Meister und Vizemeister der Top-Ligen in die Star League kommen, widerspricht der bisherigen Präsentation. Stattdessen werden in der Blue League jährlich 22 der 32 Teams ausgetauscht – Ausnahme-Meiter wie Napoli oder Girona hätten vermutlich hier beginnen müssen, am unteren Ende der SL-Pyramide.
Von Klubs organisiert, mit FFP und Transparenz
Während also die Anzahl der Spiele pro Verein und auch das Thema Offenheit noch Zweifel lässt, spricht unter anderem für die Super League: dass sie von Klubs organisiert wird, nicht von der UEFA. Das Versprechen, alle Spiele gratis zu sehen, dürfte die Ohren einiger Fans spitzen. Zwar handelt es sich bei Unify um eine werbefinanzierte Plattform, aber wie viel Vermarktung generell dann nicht nur auf der Plattofrm, sondern auch im Spiel stecken würde, ist noch unklar. Dazu kommen Versprechungen für ein laut Florentino Pérez „wirksam durchgesetztes Financial Fairplay“ sowie „neue Technologien“ und „transparente Führungen“. Versprechen, denen die UEFA nicht immer nachgekommen ist, dazu kommen chaotisch organisierte Endspiele in diversen Wettbewerben, eine unfaire Verteilung von Final-Tickets (nur je 20 Prozent der Tickets gehen an die Klubs), kritisiert wird auch die Verteilung der TV-Einnahmen oder eben auch das Nichtdurchsetzen der FFP-Regeln.

Natürlich geht es um Geld
Auch bei der Super League wird viel Geld im Spiel sein, vermutlich mehr als in der Königsklasse, auch Florentino Pérez und Co. geht es nicht nur ausschließlich um das Wohl der Fans. Und auch wenn die neue Präsentation noch ein paar Fragezeichen aufwirft, sollte man dennoch gespannt sein, was die Super-League-Organisatoren noch zu bieten haben, auch in Hinblick auf Nachwuchsarbeit oder generell die Pyramide des Fußballs und wie alle Klubs profitieren sollen. Und selbst im Falle eines noch besseren Konzepts ist noch lange nicht abzusehen, dass es wirklich zu einer Super League kommen wird. Denn zwar haben die Organisatoren vor Gericht einen Sieg errungen, aber die Zustimmung der Mehrheit der Fans und anderer Klubs haben sie dadurch noch lange nicht. Im Gegenteil, viele Klubs haben sich schnell gegen die Super League positioniert. Das wird die große Herausforderung für Reichart, Pérez und Co.
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