
„Thema um Toni Kroos ist hier ziemlich polemisch“
RIAD. Er ist kein polarisierender Fußballer und daher eigentlich nicht bekannt dafür, irgendwo eine Persona non grata zu sein. Vielmehr erfreut sich Toni Kroos mit seiner lockeren Art vielerorts großer Beliebtheit. In Saudi-Arabien scheint der 34-Jährige jedoch nicht sonderlich willkommen, so wurde er am Mittwoch beim Halbfinale der Supercopa de España gegen Atlético in Riad plötzlich bei jedem Ballkontakt ausgebuht. Nach 67 Minuten kam er für Luka Modrić in die Partie, die Real Madrid nach Verlängerung 5:3 gewann.
Hintergrund: Kroos hatte letzten August deutlich die Transfers junger Fußballer nach Saudi-Arabien kritisiert. Die Saudis nehmen das nicht als rein sportliche Bemerkung hin. Carlos Baldó, Ehrenpräsident des dort ansässigen Fanclubs „Blancos KSA“, erklärte der Sportzeitung MARCA: „Das Thema um Toni Kroos ist hier ziemlich polemisch, weil die Leute der Auffassung sind, dass er das Land beleidigt hat. Sie sind hier sehr stolz auf ihre Kultur und ihr Land. Es wurde wie eine Verletzung der Ehre verstanden.“
„Trifft Kroos, würde der Jubel sehr gering ausfallen“
Die Fangruppierung könne das nicht kontrollieren, so der Spanier, der seit zehn Jahren in Saudi-Arabien lebt. „Unser Vorsänger hat während des Spiels gesagt, dass Kroos angefeuert und alles vergessen werden soll. Dass das Fußball ist und nicht mit der Politik vermischt werden sollte. Aus unserem Fanclub gab es fast keine Buhrufe gegen Toni, aber den Rest des Stadions können wir nicht kontrollieren. Ich bin überzeugt, dass es im Finale noch schlimmer wird, weil in den arabischen sozialen Netzwerken schon angeregt wird, dass man ihn noch mehr ausbuht“, verriet Baldó.
Nicht unwahrscheinlich, zumal der Taktgeber des weißen Balletts über den Kurznachrichtendienst X ironisch auf die Buhrufe gegen sich im Derby reagiert hat. Die Saudis dürften das als Provokativ werten.
That was fun today! Amazing crowd????
— Toni Kroos (@ToniKroos) January 10, 2024
Am Sonntag steht im Supercopa-Endspiel ein Clásico gegen den FC Barcelona an (20 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und im TV). In Duellen mit dem Erzrivalen kommt es bekanntermaßen meist auf jedes einzelne Tor an – notfalls auch auf eines von Kroos.
Wie würde das Stadion reagieren, sollte die Nummer 8 das Runde ins Eckige befördern? „Wenn Kroos trifft, würde der Jubel sehr gering ausfallen. Es ist möglich, dass die Leute dann buhen.“ Dem Mittelfeldregisseur wäre das wohl herzlich egal – erst recht, wenn das Erfolgserlebnis letztlich zum Titelgewinn beiträgt. Trainer Carlo Ancelotti, der ihn diesmal wohl wieder von Anfang an aufbieten wird, am Samstag im Pressegespräch: „Toni haben die Pfiffe nicht getroffen und sie werden es auch nicht tun.“
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