
Valencia – Real Madrid: Negatives Kapitel am 21. Mai 2023
MADRID/VALENCIA. Auf das Wiedersehen folgt das Wiedersehen. Nachdem Real Madrid am vergangenen Sonntag im Rahmen des LaLiga-Duells mit dem FC Sevilla im Estadio Santiago Bernabéu (1:0) mal wieder auf Sergio Ramos traf, steht nun eine Begegnung mit einem wesentlich unschöneren Hintergrund an. Die Königlichen gastieren am Samstag zum 27. Spieltag beim FC Valencia (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN). Heißt auch: Vinícius Júnior tritt im Estadio Mestalla an. An dem Ort, an dem er am 21. Mai vergangenen Jahres von vereinzelten Zuschauern auf der Tribüne mit entsprechenden Rufen und Gesten mutmaßlich rassistisch angefeindet worden war.
Ein wütender Carlo Ancelotti hatte in der Pressekonferenz, in der nichts außer Vinícius das Thema war, nach der 0:1-Niederlage etwa höhnische „Affe, Affe“-Verunglimpfungen (auf Spanisch „mono“) beklagt. Nicht von Einzelnen, sondern von nahezu dem gesamten Stadion. Speziell die Gegenseite behauptet, es sei vielmehr „Dummkopf, Dummkopf“ (auf Spanisch „tonto“) gewesen. Der in den Schwitzkasten genommene Brasilianer hatte während der 17-minütigen Nachspielzeit wegen einer Schlagbewegung eine umstrittene Rote Karte kassiert, sich daraufhin beim Gang in die Katakomben in alle Richtungen des Runds gedreht, dabei provokant mit zwei Fingern eine Zwei gezeigt – wie das Peace-Zeichen. Eine Anspielung auf den möglichen Zweitliga-Abstieg, den Valencia letztlich abwenden konnte.
Jetzt, 285 Tage später, kommt es also zur Rückkehr, nachdem sich Real und Valencia am 11. November im Bernabéu duellierten (5:1). Zuvor, am 5. Oktober, sagte Vinícius übrigens in Madrid als Zeuge zu dem Mestalla-Eklat aus. Valencia erteilte drei Personen ein lebenslanges Stadionverbot, das Gerichtsverfahren läuft derweil noch.
FC Valencia verweigert Vinícius-Filmemachern Zutritt
Dass in dieser Beziehung zumindest ein gewisses Maß an Ruhe einkehrt, ist noch nicht abzusehen. Obwohl abzuwarten bleibt, wie die Nummer 7 am Samstag im Mestalla empfangen wird, ist nämlich bereits der nächste Streit aufgeflammt. Vinícius lässt sich für eine eigene Dokumentation, die irgendwann im Jahr 2025 bei dem Streamingdienst Netflix erscheint, seit einiger Zeit von einem Filmteam begleiten. Der Produktionsfirma Conspiração Filmes werde der Stadion-Zutritt Medienberichten zufolge aber definitiv verwehrt.
Das Akkreditierungsverfahren läuft in der Primera División in aller Regel über ein Medienportal des Ligaverbands LFP, woraufhin vordergründig die gastgebenden Klubs die Anträge bearbeiten. Dem Vernehmen nach habe Valencia zunächst kein Problem mit der Präsenz des Vinícius-Filmeteams gehabt, begründet wird die zwischenzeitliche Wende laut der Sportzeitung MARCA bloß mit einem Vereinsentschluss.
Real Madrid im Mestalla: Liga-Chef hält sich raus
Man kann es sich denken: Wo sie es beeinflussen können, wollen die Verantwortlichen des Tabellenneunten offensichtlich keinerlei Spielraum lassen, dass ihr Klub und ihre Fans in der Doku womöglich in ein schlechtes und aus ihrer Sicht unwahres Licht gerückt werden. Einen Platz dürften sie darin nach den Negativ-Geschehnissen aber so oder so sicher haben. Mit dem nun verhängten Hausverbot wohl umso mehr. Dass die LFP noch eingreift, lässt sich praktisch ausschließen. Liga-Präsident Javier Tebas hält sich raus, sagte Reportern am Dienstag: „Es sind Entscheidungen, die der Klub trifft. Sie haben beschlossen, dass die Produktionsfirma keinen Zutritt erhält, das muss ich voll und ganz respektieren.“
Vinícius: „Verstehe besser, wie ich reagieren sollte“
SUPERDEPORTE, eine Pro-Valencia-Zeitung aus der Stadt, machte auf seinem Cover indes einmal mehr zynisch Stimmung gegen den Real-Star: „Keine Filme mehr.“ Schieben die Anhänger der „Fledermäuse“ ihre Filme aber noch? Predrag Mijatović blickt tatsächlich derart zuversichtlich auf das Wochenende, dass er von einem diesmal unproblematischen Umgang mit Vinícius ausgeht. Der einstige Profi von Real und Valencia bei dem Radiosender CADENA SER: „Ich erwarte eine sehr ruhige Atmosphäre, weiß genau, wie die Leute in Valencia sind. Kann sein, dass viele von ihnen schwierige Charaktere sind, aber nach all dem, was letztes Jahr passiert ist, werden sie eine gute Antwort parat haben.“
Dass Vinícius selbst einen Beitrag für ein friedlicheres Ambiente sorgt, ist nicht unwahrscheinlich. Schon im Herbst meinte er: „Ich hoffe wirklich, dass sich diese Vorfälle nicht wiederholen. Ich verstehe jetzt ein bisschen besser, wie ich reagieren sollte. Ich möchte einfach in Ruhe spielen und wissen, dass ich auf dem Spielfeld nicht beleidigt werde, weil ich schwarz bin. Wenn mich ein Zuschauer beleidigt, weil ich ein Tor geschossen habe, ist das in Ordnung. Er kann mich beleidigen, ohne dass ich mich beleidigt fühle. Er kann mich das ganze Spiel über auspfeifen. Das ist mir egal.“ Um drei Punkte geht es dann auch noch.
Community-Beiträge