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Kommentar: Calma, calma – das „neue Real“ ist in der Findungsphase

Das war für viele Madridistas zu wenig: Real Madrid ist am Sonntagabend mit einem 1:1 (1:0)-Remis auf Mallorca in die Ligasaison gestartet. Dabei fehlte den Blancos nicht nur die defensive Stabilität. Auch die Kombinationsmaschine ist noch nicht wie erhofft auf Betriebstemperatur gekommen. REAL TOTAL-Redakteur David Paasche ist dennoch überzeugt, dass das „neue Real“ schon bald überzeugen wird – und dass ein „echter Neuner“ dem Spiel der Merengues guttun würde.

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REAL TOTAL-Redakteur David Paasche ist sicher, dass Mbappé und Co. schon bald Grund zum Lachen haben – Foto: Oscar del Pozo/AFP via Getty Images

Als am späten Sonntagabend der Schlusspfiff im Estadi Mallorca Son Moix ertönt, wirkt nicht nur Chefcoach Carlo Ancelotti ein wenig enttäuscht. Auch ich frage mich vor dem Fernseher, warum Real Madrid beim 1:1 zum Auftakt in LaLiga vor allem in Durchgang zwei so wenig zu überzeugen wusste. Trotz Kylian Mbappé und dem zuvor gewonnenen UEFA Super Cup. Der „Mister“ blieb in seiner Analyse nach Schlusspfiff klar und unmissverständlich: „Uns hat die defensive Balance gefehlt, haben zu viele Konter und Flanken zugelassen. Das war ein Spiel, das wir auch verlieren können. Das war kein gutes Spiel von uns. Wir müssen besser verteidigen und eine bessere Balance auf dem Feld haben. Die defensive Balance ist fundamental, weil wir ein offensives Team sind.“

Damit trifft „Carletto“ den Nagel in meinen Augen auf den Kopf. Zwar haben die Königlichen nach dem ordentlichen Auftritt gegen Atalanta Bergamo auch auf Mallorca eine sehenswerte Anfangsphase gespielt, sind mit einem schönen Rodrygo-Treffer (13.) nach ebenso feiner Vinícius-Vorlage sogar in Führung gegangen. Mit zunehmender Spielzeit wirkten die Blancos jedoch defensiv deutlich verwundbarer als über weite Strecken der Vorsaison (lediglich 0,68 Gegentore pro Partie in LaLiga). Immer wieder leistete sich der Rekordmeister unnötige Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, sicherte zudem die Konter nicht konsequent ab. Völlig folgerichtig bestrafte Vedat Muriqi einen Rüdiger-Aussetzer in der 53. Spielminute mit dem Ausgleich. In der Schlussphase wirkte es (nicht nur) für mich so, als wären die Mallorquiner dem Siegtreffer näher als das königliche Starensemble um Kylian Mbappé. Ancelotti zeigte sich unzufrieden mit der Einstellung seines Teams: „Vor einem Jahr war ich mit einem Unentschieden zufrieden. Heute bin ich es nicht, weil wir es hätten besser machen können. [..] Ich denke, aus der heutigen Partie können wir viel lernen, weil sehr offensichtlich ist, wo das Problem lag.“ Wer nicht im Kollektiv verteidigt, wird es auch gegen vermeintlich „kleine Gegner“ schwer haben, erfolgreich zu sein. Zumal die Offensivmaschine noch (längst) nicht zu laufen scheint.

Zumindest Jude Bellingham wirkt in der Frühphase der Saison wieder agiler und aggressiver im Zweikampf als gegen Ende der vergangenen Spielzeit – Foto: Rafa Babot/Getty Images

Denn: Abgesehen von der fehlenden defensiven Kompaktheit wirkte Real auch in Ballbesitz über weite Strecken uninspiriert. In der Schlussphase schoben sich die Gäste das Leder rund um den RCD-Strafraum ewig lange hin und her, ohne eine klare Aktion in Richtung Tor zu suchen. An dieser Stelle hätte den Merengues vermutlich auch ein richtiger Mittelstürmer gutgetan. Denn oftmals befanden sich die Flügelspieler des amtierenden Meisters in guten (Flanken)positionen. Ohne klaren Zielspieler, wie Joselu dies in der Vorsaison war, verzichtete der Hauptstadtklub aber auch in den Schlusssekunden auf hohe Hereingaben.

Allerdings ist es nur aufgrund des ernüchternden Ligaauftakts noch nicht an der Zeit, grundsätzliche Fragen zu stellen. Die Saisonvorbereitung war für den Stamm der Mannschaft – auch vor dem Hintergrund der Europameisterschaft und der Copa America – äußerst kurz. Zudem war der Champions-League-Sieger erneut auf werbewirksamer US-Reise, sodass Ancelotti und Co. schlicht weg die Zeit fehlte, um wichtige Automatismen einzuschleifen. Dass sowohl im Spiel mit als auch gegen den Ball ebensolche Abläufe essenziell sind, um erfolgreich und ökonomisch zu spielen, ist keine neue Erkenntnis. Hinzu kommt, dass Real wieder in einem klareren 4-3-3-System agierte – ohne Taktgeber Toni Kroos. Hoffnung macht in diesem Zusammenhang allerdings der Auftritt von Jude Bellingham, der schon auf Mallorca wieder deutlich aggressiver gegen den Ball und präsenter mit Ball wirkte.

Ja, es knirscht definitiv noch deutlich wahrnehmbar im königlichen Getriebe. Und ja: Klarere offensive und defensive Abläufe sind nötig, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Ancelotti, die Spieler und der gesamte Staff wissen jedoch, welche Stellschrauben zu drehen sind, um die Probleme sukzessive zu bearbeiten. Und auch wenn ich hoffe, dass noch ein klarer Neuner nachverpflichtet wird, bin ich überzeugt, dass der Knoten eher früher als später platzen wird. Dieses Real Madrid verfügt über eine immense Qualität – und das auf allen Positionen. Also: Calma, calma – Real wird bald anders auftreten!

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Kommentare
Das mit der Balance kennen wir doch schon aus der Vergangenheit. Und Carlo hat es wirklich jedes Mal hinbekommen, also Calma. Man kann nicht mit 4 Stürmern spielen und denken hinten passiert nichts.
Es war ja oft so dass ein Vini vllt nicht immer zurückgelaufen ist und ein Mbappé ebenfalls bei psg. Hier müssen alle laufen. Plus ein Bellingham muss defensiver spielen. Sonst wird’s Nix
 
Carletto muss sich auch an die eigene Nase fassen.Er hätte schon in der 70 auswechseln sollen. Ich hoffe meine Befürchtungen bewahrheiten sich nicht und es folgt das gleiche wie damals bei den Galaktikos.
Würde Rodrigo mal raus lassen,zwei Stürmer und dafür Bellingham vorziehen und dann das Mittelfeld mit Camavinga oder Bellingham und Güller setzen.
 
Carletto muss sich auch an die eigene Nase fassen.Er hätte schon in der 70 auswechseln sollen. Ich hoffe meine Befürchtungen bewahrheiten sich nicht und es folgt das gleiche wie damals bei den Galaktikos.
Würde Rodrigo mal raus lassen,zwei Stürmer und dafür Bellingham vorziehen und dann das Mittelfeld mit Camavinga oder Bellingham und Güller setzen.

Ich denke, dass er das auch noch probieren wird.
 
Carletto muss sich auch an die eigene Nase fassen.Er hätte schon in der 70 auswechseln sollen. Ich hoffe meine Befürchtungen bewahrheiten sich nicht und es folgt das gleiche wie damals bei den Galaktikos.
Würde Rodrigo mal raus lassen,zwei Stürmer und dafür Bellingham vorziehen und dann das Mittelfeld mit Camavinga oder Bellingham und Güller setzen.
Tja,das mit camavinga dauert dann aber noch ein bischen
 
Ehrlicherweise muss man sagen: wann hat Real das letzte Mal zwei gute Liga-Saisons in Folge gespielt? Das letzte mal, dass wir die Meisterschaft verteidigt haben war 2008...
Vergessen wir auch nicht, dass Ancelotti bei uns vorallem noch keine 2 guten (Liga) Saisons in Folge hinbekommen hat. 2015 entlassen, 2023 nur durch die Copa gerettet. Was die Liga angeht bin ich sehr skeptisch dieses Jahr.
 
Die Vorbereitung mit mit dem vollständigen Kader ist recht kurz ausgefallen, da sind die Probleme verständlich.
Wir werden wohl auch noch eine Weile in einer Findungsphase sein bis das Team auf einem hohem Niveau funktionieren kann.
Denke daher auch, dass es noch kein Grund zur beunruhigung ist.
 
Was mich positiv stimmt ist, dass Ancelotti ganz offen sagt, dass es kein gutes Spiel war und er demnach hoffentlich auch einige Dinge ändert bzw intern klar anspricht. Gab in der Vergangenheit schon grottige Spiele, die dann in der PK schön geredet wurden.
 

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