Analyse

Drei Gründe, warum Real Madrid 2025 wieder ganz oben angreift

Fast zwei Monate ist es her, dass die Köpfe bei den Königlichen in Richtung Boden gerichtet waren. Am 26. Oktober holten sich die Blancos eine schallende 0:4-Ohrfeige gegen Erzrivale FC Barcelona ab. Der Rückstand auf die Tabellenspitze betrug zu diesem Zeitpunkt sechs Punkte. Viele Madridistas schrieben die Meisterschaft bereits ab. Fast zwei Monate später sieht die Welt wieder ganz anders aus und es gibt (mindestens) drei Gründe, optimistisch zu sein.

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Bei den Blancos sieht es wieder besser aus, nicht nur dank Bellingham (l.), sondern auch dank Alabas nahendem Comeback – Fotos: getty images, realmadrid.com

Rund acht Wochen später sieht die Lage an der Concha Espina deutlich positiver aus: Nach dem souveränen 4:2 (3:1)-Heimerfolg gegen den FC Sevilla rangieren die Königlichen mit einem Zähler Rückstand auf Stadtrivale Atlético auf dem zweiten Tabellenplatz, haben die Titelverteidigung fest im Visier. Zudem wurde durch den Gewinn des Intercontinental Cups ein weiterer Titel eingefahren. Und auch in der Königsklasse stehen die Vorzeichen nach desaströsen Auftritten gegen den AC Mailand (1:3) und an der Liverpooler Anfield Road (0:2) durch den wichtigen Auswärtserfolg in Bergamo (3:2) auf Playoff-Einzug.

REAL TOTAL erklärt vor diesem Hintergrund, warum das Jahr 2025 trotz der von Verletzungen und Rückschlägen königlich werden dürfte:

1. Formanstieg im Mittelfeldzentrum: Stratege Valverde, Linienbrecher Bellingham

Ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Merengues in den vergangenen Wochen besser performt haben, ist der allgemeine Formanstieg im Mittelfeldzentrum. Dass der Abgang von Toni Kroos beim spanischen Rekordmeister (oder zumindest einmal in der Öffentlichkeit) unterschätzt worden ist, wurde in den vergangenen Wochen und Monaten zu Genüge thematisiert. Die verbleibenden Mittelfeldspieler der Blancos haben ihr Niveau zuletzt aber deutlich steigern können: Egal ob Federico Valverde, Jude Bellingham, Luka Modrić, der wiedergenesene Eduardo Camavinga oder Daniel Ceballos, der in den letzten Partien viele positive Akzente setzen konnte – jeder Einzelne trägt seinen Teil dazu bei, dass das Team von Ancelotti wieder mehr Kontrolle über das Spiel und vor allem den Spielrhythmus hat.

Jude Bellingham Fede Valverde Real Madrid
Jude Bellingham und Federico Valverde tragen derzeit das Mittelfeld von Real Madrid – Foto: Sergei Gapon/AFP via Getty Images

Besonders ins Auge fallen dabei die Formentwicklungen von „Fede“ Valverde und Jude Bellingham. So gelingt es Valverde immer mehr, den Rhythmus und die Struktur des Real-Spiels zu gestalten. Zum einen fungiert er im Spielaufbau (durch seine Kroos-artige Positionierung) sichtbar als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Zum anderen gelingt es ihm immer wieder, gefährliche Situationen im letzten Drittel einzuleiten oder direkt vorzubereiten (drei Key-Pässe gegen Sevilla). Hat der Publikumsliebling eine Passmaschine wie Ceballos neben sich, verleiht dies dem Real-Spiel die anfangs der Saison verlorengegangene Dominanz.

Dass Bellingham seit Wochen wieder die Form der Vorsaison an den Tag legt, hilft dem Rekordmeister vor allem angesichts der komplizierten Hinrunde der Offensive um Kylian Mbappé enorm. So erzielte der Engländer alle sechs Ligatore in den vergangenen sieben LaLiga-Spielen. Darüber hinaus reibt sich der 21-Jährige in den Zweikämpfen auf, setzte seine Mitspieler stark in Szene (wie zum Beispiel gegen Sevilla per Chip-Pass auf Mbappé) oder bricht mit seiner immensen Dynamik dribbelnd die gegnerischen Linien.

2. Am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen: Sorgenkind Mbappé dreht auf

Unzählige Abseitspositionen gegen den FC Barcelona, dazu die Elfmeter-Desaster an der Anfield Road und im San Mamés – Anfang Dezember drohte Kylian Mbappé trotz ordentlicher Statistiken (ach Tore in 14 LaLiga-Spielen, zwei Tore in sechs Champions-League-Spielen) die Gunst vieler Fußballfans (auch um das Estadio Santiago Bernabéu) zu verlieren. Die selbstreflektierten und mitunter -kritischen Worte, denen kurz darauf Taten folgten, versöhnten den erfolgsverwöhnten Anhang.

Kylian Mbappé Atalanta Real Madrid Champions League
Kylian Mbappé hat zuletzt viele positive Akzente setzen können – Foto: Marco Luzzani/Getty Images

Beim wichtigen Spiel in Bergamo (trotz früher verletzungsbedingter Auswechslung), dem ebenfalls richtungsweisenden Erfolg in Girona sowie im Finale des Intercontinental Cups und gegen den FC Sevilla deutete der Franzose mit guten Leistungen an, dass sich das vermeintliche Missverständnis doch noch zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickeln könnte. Sicherlich wird der mittlerweile 26-Jährige nicht in der Konstanz und Masse Tore liefern, wie es Cristiano Ronaldo, dem für viele Fans größten Real-Angreifer der glanzvollen Geschichte, gelungen ist. Das muss der Weltmeister von 2018 aber auch gar nicht. Viel wichtiger wird sein, konstant zu performen und dabei (gerade vor dem Hintergrund des Transfer-Hickhacks) demütig aufzutreten. Dahingehend wird dem Franzosen die (wenn auch kurze) spielfreie Zeit helfen, um mental und körperlich die Akkus neu zu laden. In Kombination mit Vinícius Júnior, Rodrygo Goes und Jude Bellingham verfügt der aktuelle Chamions-League-Sieger damit über eine Offensive, wie sie kaum ein anderer Klub in Europa vorhalten kann.

3. Entspannung der Personalsituation: Alaba-Rückkehr mit großem Effekt?

Ein großer Aspekt, der für eine deutlich konstantere Rückrunde spricht, ist die zu erwartende Entspannung der Personalsituation. Während Éder Militão und Daniel Carvajal in dieser Saison keine Einsatzminute mehr bestreiten dürften, steht die Rückkehr des einstigen Abwehrchefs David Alaba bevor. Bis Ende des Jahres soll der Österreicher nach einjähriger Leidenszeit zurück ins Teamtraining stoßen. Das Comeback auf dem Feld kündigte Chefcoach Carlo Ancelotti jüngst für Mitte Januar an: „Er braucht einen weiteren Monat, den Dezember, um bereit zu sein, im Januar zu spielen. Im Dezember arbeitet er weiterhin individuell, Schritt für Schritt stößt er dann auch zur Mannschaft.“

alaba stuhl getty
Ein wahrer Leader: David Alaba steht vor der Rückkehr in den Spielerkader und dürfte Ancelotti und Co. enorm helfen – Foto: Getty Images

Sicherlich wird der mittlerweile 32-Jährige die für Real-Verhältnis etwas wackelige Defensive – gerade gegen Top-Klubs (durchschnittlich 1,84 Gegentore in der Königsklasse) – nicht von heute auf morgen auf ein anderes Niveau hieven können. Mit seiner Ausstrahlung, Erfahrung und seinen Führungsqualitäten dürfte er dem Team aber helfen, im Spiel gegen den Ball kompakter zu agieren. Zudem könnte Aurelién Tchouaméni dann recht schnell wieder auf seine präferierte Abräumer-Position vorrücken.

Dadurch, dass außerdem Ferland Mendy wieder mit von der Partie sein dürfte, ergeben sich für Ancelotti deutlich mehr Optionen. Ob Raúl Asencio schon eine echte Alternative ist, scheint noch nicht in Gänze absehbar zu sein. Zwar feiert der Madridismo ihn für seinen Einsatz. Ancelotti bevorzugte zuletzt allerdings das Duo Rüdiger/Tchouaméni – auch, weil Asencio auf höchstem Niveau sichtbare Probleme hatte. Gut möglich, dass der Youngster mit der Alaba-Rückkehr erst einmal zurück ins zweite Glied rutscht.

Fazit: Grund zum Optimismus trotz eines „fragilen Gebildes“

2025 bietet Real Madrid viele Chancen – doch die Saison bleibt ein Balanceakt zwischen Optimismus und Verletzungspech. Blickt man auf all diese Faktoren, spricht einiges für ein erfolgreiches Jahr 2025. Insbesondere in LaLiga stehen die Chancen auf die erste erfolgreiche Titelverteidigung seit der Spielzeit 2007/08 (damals noch unter Bernd Schuster) gut. Zwar ist ein enger Kampf mit Stadtrivale Atlético und dem FC Barcelona zu erwarten. Die Qualität in den einzelnen Mannschaftsteilen, die spürbar zunehmende Teamchemie und die Formentwicklung sprechen jedoch für Real Madrid.

Schwieriger stellt sich die Situation in der Königsklasse dar. Sollten die Merengues ihr Playoff-Ticket lösen und diese überstehen, wäre sicherlich auch hier alles möglich. Da europaweit derzeit nur der FC Liverpool auf einer „eigenen Niveaustufe“ performt, wäre ab dem Achtelfinale sicherlich gegen jeden Gegner ein Erfolg möglich. Damit auch hier eine Titelverteidigung möglich ist, müssen allerdings extrem viele Rädchen ineinandergreifen. Allein die nicht optimal besetzte Viererkette stellt Ancelotti hier vor eine große Herausforderung.

Grundsätzlich wird ohnehin entscheidend sein, ob die tragende Achse – von Thibaut Courtois, über Antonio Rüdiger, Federico Valverde, Jude Bellingham und Vinícius Júnior bis hin zum wiedererstarkenden Kylian Mbappé die große Last gemeinsam schultern. Laufen einer oder gar mehrere dieser Schlüsselspieler ihrer Form (wie in Teilen der Hinserie) hinterher, droht dem fragilen Gebilde zwar nicht direkt der Kollaps. Große Titelgewinne dürften dann aber schwierig werden.

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Kommentare
Sehr guter Artikel.

Wir haben einen schwierigen Umbruch (Weggang Toni Kroos) und eine extrem schleppende Integration eines neuen Weltstars (Mbappé) der die selbe Position des besten Spielers der Welt (Vini) spielt - langsam und mit vielen Problemen hinbekommen.

Wir stehen trotz aller Probleme verdammt Gut da, haben 2 Titel gewonnen, sind in LaLiga nur 1 Punkt hinten dran und in der CL mit guten Chancen aufs Weiterkommen.

Die Zukunftsperspektiven sind nun sicher „rosiger“ als noch vor 1-2 Monaten. Der Toni-Verlust scheint „abgeschüttelt“ und Kylian liefert nun teilweise schon richtig gut ab.

Ich bin sehr zufrieden und freue mich auf das was kommt.
 
Mit der Analyse gehe ich großteils zwar mit, es bleibt am Ende aber immer noch die riesige Baustelle RV! Jedem muss klar geworden sein, dass wir mit Vazquez als RV keine Topspiele bestreiten können und ich warte weiterhin auf eine nachhaltige Lösung. Ob Asencio, Valverde, Rüdiger (nach Alaba-Rückkehr) oder ein Transfer im Januar...die Defensive ist weiterhin unterbesetzt zumal man erst schauen muss in welchem Zustand Alaba tatsächlich zurückkehrt.

Was in der Analyse aber mMn ebenfalls noch fehlt: Rodrygo ist zu einem absoluten Schlüsselspieler unsere Offensive geworden. Er übernimmt all das, was Vini und Mbappé nicht können. Die Direktabnahme beim gestrigen 3:0 sieht zwar einfach aus, ist aber ein Qualitätsabschluss sondergleichen, den SO nicht viele hinbekommen. Für die Rückrunde gilt mMn deshalb: Rodrygo+10
 
Mit der Analyse gehe ich großteils zwar mit, es bleibt am Ende aber immer noch die riesige Baustelle RV! Jedem muss klar geworden sein, dass wir mit Vazquez als RV keine Topspiele bestreiten können und ich warte weiterhin auf eine nachhaltige Lösung. Ob Asencio, Valverde, Rüdiger (nach Alaba-Rückkehr) oder ein Transfer im Januar...die Defensive ist weiterhin unterbesetzt zumal man erst schauen muss in welchem Zustand Alaba tatsächlich zurückkehrt.

Was in der Analyse aber mMn ebenfalls noch fehlt: Rodrygo ist zu einem absoluten Schlüsselspieler unsere Offensive geworden. Er übernimmt all das, was Vini und Mbappé nicht können. Die Direktabnahme beim gestrigen 3:0 sieht zwar einfach aus, ist aber ein Qualitätsabschluss sondergleichen, den SO nicht viele hinbekommen. Für die Rückrunde gilt mMn deshalb: Rodrygo+10

Rodrygo ist wirklich herausragend - absolute Zustimmung.

Ich finde auch, dass er nochmals einen großen Schritt nach vorne gemacht hat und oftmals unser bester Offensivkicker ist.

Mit Vini, Mbappé und Rodrygo haben wir da vorne 3 mal absolute Weltklasse.
 
Wer glaubt das wir fein raus sind, hat sich gewaltig geschnitten.

Ich bin mal sehr gespannt, wie wir in das neue Jahr reinkommen!!
Eine Saison VOR dem FC Barcelona ist eine gute saison ,also ist es aktuell schonmal ein gutes tabellenbild.
Spielt vini ohne mbappe ,spielt er super .Spielt Mbappe (ohne vini) spielt er dicht dran an der Weltklasse,
Nur wenn beide zusammen auf dem spielfeld agieren sieht das nicht immer so meisterhaft auf.DA muss noch der Schlüssel gefunden werden,wie BEIDE ZUSAMMEN perfekt agieren.Da bin ich gespannt ,wie sich das entwickelt.
Davon abgesehen,waren wir letzte saison ziemlich am arsch ,war Vini verletzt oder gesperrt.Jetzt haben wir Vini und Mbappe die sich genial abwechseln könnten ,im falle eines Falles. Auch nicht schlecht .
 
Die Abwehr nicht gezielt zu verstärken ist schlicht fahrlässig. Es kann nicht sein, dass unsere Abwehr nur einen echten Verteidiger beinhaltet und durch 3 Mittelfeldspieler ergänzt wird... das kann in einem Meisterschafts-Heimspiel noch gute gehen, doch in der ChL wird uns das noch teuer zu stehen kommen...
 
Ohne Wintertransfers gehen wir sang und klanglos unter in der Rückrunde. Ancelotti ist immernoch ein sturer Bock der sich auf seine Stamm 11 die beste 11 muss immer spielen, ohne taktische Vorgaben am besten noch. RV haben wir nur den Don also fehlen 2 RV, IV nur Rüdiger und Asencio, also fehlen 2 IV. Fals Tschou vom 6er zum IV umgeschult wird fehlt dafür ein 6er. Ein Kroosersatz ist auch noch nicht in Sicht usw. Was denken sich die Verantwortlichen eigentlich? Jetzt kommt die heisse Phase und extrem viele Spiele. Ich wette im Winter kommt kein neuer Spieler und sogar das Alonso im Sommer 25 kommt ist noch alles andere als wahrscheinlich. Daher verlässt sich Perez und Carlo mal wieder auf die Individuelle Klasse und Einzelaktionen anstatt den Kader sinnvoll zu vergrössern und taktisch einen Zahn zu zulegen. Es wäre einfach viel mehr möglich, aber "man" steht dich selbst im Weg.
 

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